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Und tschüss? Ja, wenn's mehr Geld gibt. Der Ruf des Unternehmens ist aber auch wichtig.

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Das Klima ist schlecht, die Vorgesetzten sind mies und der Sinn ist nicht zu erkennen? Diese Gründe standen zuletzt ganz oben auf der Motivationsliste, sich einen neuen Job zu suchen. Gehalt wurde zwar in allen Umfragen auch als wichtig genannt, galt aber nicht als Priorität. Das hat sich aktuell, wohl aufgrund der anhaltenden Teuerung, geändert.

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DER STANDARD

Die Höhe des Gehalts ist jetzt der wichtigste Grund, um über einen Jobwechsel nachzudenken. Das ergibt eine Befragung von über 4.700 Erwerbstätigen im deutschsprachigen Raum durch das Forsa-Institut, beauftragt von dem Karrierenetzwerk Xing. Insgesamt sind demnach über 50 Prozent der Arbeitenden offen für einen Wechsel.

Geld ist für alle der Hauptgrund, den Job zu überdenken – Frauen sind mit ihrer aktuellen finanziellen Situation aber deutlich unzufriedener (55 Prozent) als Männer (47 Prozent). Der Wunsch nach mehr Gehalt in Österreich wird demnach durch hohe Inflation (60 Prozent) sowie gestiegene Ausgaben (43 Prozent), aber auch von mehr Verantwortung (33 Prozent) angetrieben. Selbstbewusst geben sich die Befragten auch: Rund ein Drittel ist davon überzeugt, dass sich der eigene Marktwert durch den Fachkräftemangel erhöht hat.

Die Arbeitsbedingungen und der Ruf zählen allerdings nach wie vor, Geld überstrahlt nicht alles andere: Schlechte Erfahrungen von Freunden oder Bekannten mit einem Arbeitgeber würden 67 Prozent davon abhalten, sich trotz besserer Bezahlung bei einer Firma zu bewerben. Ein schlechter Führungsstil sowie der Standort des Unternehmens sind immerhin für 62 Prozent ein K.-o.-Kriterium. Gute Zusammenarbeit punktet ebenso hoch, über 60 Prozent sagen, dass flexible Arbeitszeiten Entscheidungskriterium sind.

Wunschliste für den Job

Flexible Arbeitszeiten, eine Viertagewoche, Sabbaticals und die Möglichkeit von Workations – also Arbeiten von einem beliebigen Ort aus – stehen laut Xing ganz oben auf der Wunschliste an Arbeitgeber. Sinnerfüllung ist für mehr als die Hälfte der Befragten zentral, Führungsverhalten ebenso.

Spiegelt der Stellenmarkt den großen Wunsch nach Arbeitszeitreduktion, Flexibilität und Viertagewochen schon wider? Dazu hat sich die Jobplattform Karriere.at rund 500.000 Stellenausschreibungen angesehen. Wichtigstes Ergebnis: 78 Prozent der Jobinserate sind derzeit noch Vollzeitstellen. Allerdings steigt die Zahl ausgeschriebener Teilzeitpositionen nun viel stärker an, oft werden beide Varianten als möglich inseriert. "Unternehmen werden flexibler in Bezug auf die Arbeitszeit und sprechen zunehmend gezielt Menschen an, die weniger als 38 Wochenstunden arbeiten möchten", heißt es dazu von Karriere.at. Viertagewochen oder gedehnte Durchrechnungszeiträume für die Stundenabrechnung sind aber offenbar noch eher Einzelfälle als Knüller im Jobinserat.

Führung in Teilzeit ist noch Ausnahme

Insgesamt wies demnach das Berufsfeld "Führung, Management" 2022 mit über 90 Prozent den größten Anteil an Vollzeitstellen auf, gefolgt von "Technik, Ingenieurwesen" und "IT, EDV". Den größten Anteil an Teilzeitstellen gab es im Berufsfeld "Pharma, Gesundheit, Soziales" (38 Prozent), gefolgt von "Coaching, Training" und "Assistenz, Verwaltung" (je 28 Prozent). In traditionell männlich dominierten Berufsfeldern werden Positionen offenbar nach wie vor eher nur als Vollzeitstellen ausgeschrieben, während die Tendenz zur Flexibilisierung vor allem in traditionell weiblich dominierten Berufsfeldern zu erkennen ist.

Auch wenn aktuell vor allem die Arbeitszeit im Fokus steht – angesichts des anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangels und der fortschreitenden Digitalisierung steht mehr Neuerung bevor. Konkrete, eng definierte Jobkategorien lösen sich auf, sagen etwa die Experten von Deloitte. Damit würde das Prinzip, wonach für eine vordefinierte Schachtel (Position) ein passender Inhalt (Kandidatin, Kandidat) gesucht wird, enden. Durch agiles Arbeiten, durch Projektgruppen und fortschreitende Veränderungen der Tätigkeiten könnten mittelfristig klassische Stellenbeschreibungen eher Ausschreibungen weichen, in denen Kenntnisse und Fähigkeiten gesucht werden. (kbau, 15.2.2023)