Bildungsminister Martin Polaschek will die Wissenschaftsvermittlung in den nächsten Leistungsvereinbarungen mit Forschungseinrichtungen mit einem "Anreizmodell" vorantreiben.

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Ein Pool aus fast 300 Wissenschaftsbotschafterinnen und -botschaftern, die an Schulen über sich, ihre Arbeit und die Abläufe in der Forschung berichten, soll einen Beitrag zum Abbau der Wissenschaftsskepsis leisten. Vorgestellt wurden namhafte Personen aus dieser Riege am Dienstag von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Die Botschafter, die "neugierig auf Wissenschaft machen" sollen, seien ein Punkt eines größeren Vorhabens, in dem auch Lehrer "Schlüsselpersonen" sind.

Eine Art "Gratis-Partnervermittlung"

Als eine Art "Gratis-Partnervermittlung" bezeichnete der seit längerem in Schulklassen im Sinne der Wissenschaftsvermittlung tätige Virologe Andreas Bergthaler die Herangehensweise. Um das Forscher-Lehrer-Schüler-Matchmaking kümmert sich die Agentur für Bildung und Internationalisierung (OeAD). "Man lernt viel" – so fasste der Wissenschafter von der Medizinischen Universität Wien und dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) seine bisherigen Erfahrungen zusammen. Schülerfragen kämen aus unterschiedlichsten und unerwarteten Richtungen. Die Herausforderung bestehe darin, darzustellen, wie man als Forscher versucht, sich der Wahrheit anzunähern – und warum man sie trotzdem quasi nie ganz zu fassen bekommt, so Bergthaler.

Genau dies zu tun gehöre mittlerweile zum Dasein als Wissenschafter dazu. Allerdings werden Aktivitäten in diese Richtung in der kompetitiven Welt der Wissenschaft mit ihrer starken Orientierung am Forschungsoutput nicht unbedingt honoriert. Daher werde man das Thema in den nächsten Leistungsvereinbarungen mit Universitäten und Forschungseinrichtungen mit einem "Anreizmodell" vorantreiben. Wissenschaftsvermittlung in ihren verschiedenen Formen werde an Unis und anderen Institutionen "mehr zum Thema werden müssen", so Polaschek.

Wissenschaftsvermittlung auch für Lehrkräfte

Das gelte auch für die Schulen, wo man ein einschlägiges Netzwerk an Ansprechpartnern in Kooperation mit den Bildungsdirektionen einrichte. Weiters werde man Inhalte zur Wissenschaftsvermittlung stärker in der pädagogischen Aus-, Fort- und Weiterbildung verankern. Neben singulären Besuchen von Forschern brauche es mehr Bewusstsein in und Angebote für die Lehrerschaft, so der Minister. Für die Wissenschaftsbotschafter habe man zwei Materialien-Pakete und Webinare in Auftrag gegeben, die ihnen bei ihren Ausflügen in die Schulklassen helfen sollen.

Mit Katrin Vohland wird sich auch die Generaldirektorin des Naturhistorischen Museums Wien (NHM) nun ebenfalls in die Klassen aufmachen, wie sie erklärte. Anders als bei vielen anderen Formaten zur Vermittlung erreiche man an den Schulen noch mehr oder weniger alle gesellschaftlichen Gruppen. Gerade der persönliche Kontakt spiele eine große Rolle, mit dem Aufbau von längerfristigen Beziehungen mit Schülern und Lehrern könne man auch nicht so forschungsaffine Menschen erfahrungsgemäß gut erreichen. Eine Herausforderung für die Wissenschafter sei sicher, die notwendige Zeit dafür zu finden. Kollegen vom NHM, die bereits an Schulen aktiv sind, hätten ihr aber versichert, dass der Aufwand "überschaubar" sei, so die Museumsdirektorin.

Forschung mit Vermittlungsproblem

Tatsächlich habe die "Forschung der Gesellschaft viel zu bieten". Sie sei nur nicht immer gut darin, das zu vermitteln, so die Trägerin des Niederösterreichischen Wissenschaftspreises 2022, Juliane Burghardt von der Karl-Landsteiner-Privatuniversität in Krems. Im Gegensatz zur Schule, in der es um das Abrufen von Wissen in Form von Antworten gehe, sei es in der Wissenschaft zum Beispiel "erlaubt, Dinge nicht zu wissen". So sei die Forschung sozusagen die institutionalisierte Suche nach weiteren Informationen, eine Denkschule dahingehend, nicht die "erste Antwort" zu akzeptieren und anzuerkennen, dass durchaus Verschiedenes richtig sein, so die Psychologin. (APA, red, 14.2.2023)