"Zumindest so, wie ich es beurteilen kann, tragen Innovationen dazu bei, die Lebensbedingungen für Menschen zu verbessern", meint Bill Gates im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

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"Ich denke, wir müssen die Sicherheit von KI regulieren", sagt Elon Musk beim World Government Summit in Dubai.

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Beim Thema künstliche Intelligenz (KI) scheiden sich offenbar auch die Geister der größten Namen der Tech-Branche. Besonders deutlich wird dies, wenn man kürzlich getätigte Aussagen von Microsoft-Gründer Bill Gates und Elon Musk, Chef von Tesla, Twitter und Space X, vergleicht. Was für Gates eine – wenn nicht sogar die – große Zukunftshoffnung darstellt, ist für Elon Musk offenbar "eines der größten Risiken für die Menschheit".

Gates sieht Fortschritte künstlicher Intelligenz positiv

In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" gibt sich Bill Gates in vielerlei Hinsicht zuversichtlich und optimistisch. Künstliche Intelligenz komme bei ihm auch im Alltag zum Einsatz, beispielsweise "um ein Gedicht oder einen Liedtext zu schreiben". Auch für Notizen oder um Dokumente zusammenzufassen, sei KI "sehr nützlich". In ChatGPT sieht Gates viel Potenzial: "Diese KI (Anm: ChatGPT) ist sehr wertvoll für jeden, der sehr viel mit Lesen und Schreiben zu tun hat."

Bei einem Treffen mit Vertretern von OpenAI und Microsoft habe er kürzlich den Einsatz von KI im Bildungsbereich diskutiert. So könne künstliche Intelligenz als persönlicher Tutor genutzt werden, um "die Qualität im Bildungsbereich zu erhöhen". Gates sieht auch die Möglichkeit, dass KI beim Lesen und Schreiben helfen kann und so langfristig "Ungleichheiten reduzieren" und "Jobs effizienter" machen könnte.

KI-Entwicklung muss sicherer werden – sagt Musk

Völlig konträr dazu fallen hingegen Musks Aussagen beim World Government Summit in Dubai aus. Zwar gebe es beim Thema KI-Entwicklung "großartige Versprechen und Fähigkeiten", sie berge jedoch auch eine "große Gefahr". Vor allem im Sicherheitsbereich sieht Musk viel Aufholbedarf. Laut ihm ist künstliche Intelligenz "ein größeres Risiko für die Gesellschaft als Autos, Flugzeuge oder Medikamente".

Eine Verlangsamung der Entwicklung würde er zugunsten einer Regulierung der KI-Entwicklung sogar befürworten. Interessant ist, dass Musk seinerzeit OpenAI unter anderem deshalb gegründet hat, weil Google die KI-Sicherheit nicht ernst genug genommen habe, berichtet die Onlineplattform "t3n". Was er damit genau meinte, erklärte Musk allerdings nicht.

Gates befürwortet Einsatz von KI im Gesundheitsbereich – mit "regulatorischer Überprüfung"

Ganz so düster wie Musk sieht Bill Gates die Zukunft von künstlicher Intelligenz nicht. Besonders im Gesundheitssektor gibt es seiner Meinung nach sinnvolle Einsatzmöglichkeiten für diese Technologien, um dem Mangel an Gesundheitspersonal entgegenzuwirken. In Ländern, in denen Menschen kaum Zugang zu ärztlichen Dienstleistungen haben (er nennt hier vor allem afrikanische Länder), könnte KI "dafür sorgen, dass sie Zugang zu Diagnostik und besserer Beratung kommen". In Ländern mit mittlerem oder hohem Einkommen könnte das Gesundheitssystem vor allem in bürokratischer Hinsicht entlastet werden, "etwa indem man den Papierkram für das medizinische Personal reduziert".

Natürlich müsse hier aber der Fehleranfälligkeit aktueller KIs Rechnung getragen werden. Vor allem im Gesundheitssektor müsse es "einen hohen Grad an Genauigkeit und regulatorischer Überprüfung geben, ehe man solch ein System einführen kann". Er hält es aber für "unbedingt erstrebenswert", den Zugang zu bestimmten Gesundheitsdaten zu ermöglichen. "Interessant" finde er auch den Einsatz von KI bei der Entwicklung neuer Impfstoffe und Medikamente.

Ersetzt KI den Menschen?

Angesprochen darauf, ob künstliche Intelligenz manche Jobs "obsolet machen" würde, betont Gates im Interview vor allem das Potenzial von KI, den Mensch zu entlasten und zu unterstützen. Journalisten könnten mithilfe von künstlicher Intelligenz Informationen schneller finden oder sich Entwürfe für Texte schreiben lassen. Die ersparte Zeit könnte dann anderweitig genutzt werden – "zum Lernen oder zur Recherche".

Technologische Innovation als Zukunftshoffnung

Zumindest was die Technologien der Zukunft angeht, könnte er mit Musk aber – wenigstens zum Teil – auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Für Gates sind technische Innovationen ein Grundpfeiler bei der Begrenzung der Erderwärmung: "Wir müssen uns dafür auch auf Produkte konzentrieren, die es schon gibt, wie E-Autos." Eine Annäherung an das Ziel von "null Emissionen" sei unbedingt erforderlich. "Es ist nicht klar, wie schnell wir uns vorwärtsbewegen. Aber eines ist klar: Es beinhaltet technologische Innovationen." (Lisa Haberkorn, 16.2.2023)