Die Mietobergrenzen sind für Prozessfinanzierer ein gutes Geschäft.

Foto: Martin Putschögl

Wien – Immer mehr Wienerinnen und Wiener fechten zu hohe Mieten bei Gericht an. In den letzten drei bis vier Jahren habe es einen regelrechten "Boom" gegeben, sagte Peter Kovanyi, Richter am Landesgericht Wien, am Donnerstag bei einem Gespräch mit Journalisten.

Zurückzuführen sei das vor allem auf Unternehmen, die aktiv auf Mieterinnen und Mieter zugehen und das Prozessrisiko übernehmen. Von den zahlreichen Streitigkeiten, die zunächst vor der Schlichtungsstelle ausgetragen werden, landen viele letztlich vor Gericht. Die Erfolgschance ist dort relativ hoch. Das Problem sei allerdings, dass die Prozessfinanzierer oft hohe Provisionen verlangen, erklärt Kovanyi.

Regelrechte "Industrie"

Meist verlangen die Unternehmen einen bestimmten Prozentsatz der erstrittenen Mietreduktion. Zum Teil wird die Provision aber nicht nur als Prozentsatz dessen bemessen, was der Mieter zurückbekommt. Bei der Berechnung spielt es oft auch eine Rolle, was sich der Betroffene in der Zukunft erspart. Das kann vor allem bei unbefristeten Verträgen problematisch sein.

Zuletzt habe sich eine regelrechte "Industrie" entwickelt, sagt Kovanyi. Als Mieter sollte man vorsichtig sein. "Das sind ja keine heiligen Mieterschützer, sondern beinharte Geschäftemacher." Bei der Berechnung der erlaubten Miethöhe bereiten vor allem Lagezuschläge Probleme. Diese hätten enormen Einfluss auf die Höhe der Miete, seien aber oft schwer zu bestimmen. (japf, 17.2.2023)