Im Roten Hartriegel sind die Schwanzmeisen gut zu erkennen. (Belichtungszeit 1/500 Sek., Blende f6.7, Lichtempfindlichkeit ISO 450, Brennweite 300 mm + 1,7-Telekonverter)

Foto: Michael Simoner

Lieben Sie Überraschungen? Ich auch. Bei uns im Garten sind unlängst völlig überraschend Vögel eingeflogen, die bisher noch nie da waren: Schwanzmeisen. Sie haben die Meisenknödel entdeckt, die wir eher beiläufig in den Roten Hartriegel gehängt haben.

Ihre Auftritte sind immer ein Pas de deux. Gut möglich, dass sie schon bei der Paarbildung für den Frühling sind. Eigentlich leben Schwanzmeisen in kleineren Verbänden, die auch während der Brutzeit lose bestehen bleiben, aber den Rest der Bande konnten wir noch nicht ausfindig machen. Es wäre zu schön, ihren Schlafbaum zu kennen, denn angeblich übernachten sie in der kalten Jahreszeit eng aneinandergekuschelt in Gruppen.

Wie Seiltänzerinnen auf Zweigen

Schwanzmeisen (Aegithalos caudatus) sind eigentlich keine Meisen, also nicht näher verwandt mit Kohl- oder Blaumeisen. Schwanzmeisen sind eine eigene Familie mit weltweit nur 15 Arten. Das ist überschaubar. Die Unterart, die bei uns vorkommt, hat wenig überraschend den Zusatz "europäus". Die Vögel sind recht klein, der namensgebende lange Schwanz kann bis zu 60 Prozent der Gesamtlänge ausmachen. Er dient vor allem dazu, das Gleichgewicht zu halten. Die Vögel können wie Seiltänzerinnen selbst auf stark schwankenden Zweigen die Balance halten, wie wir staunend beobachten konnten.

Helfen einander beim Füttern

Die knuddeligen Federbällchen mit den winzigen Schnäbeln sind außerdem äußerst soziale Wesen. Adulte Vögel, die gerade keinen Nachwuchs betreuen müssen, helfen anderen Brutpaaren beim Füttern der nimmersatten Küken. Manchmal sind deshalb sogar zwei Bruten pro Paar und Jahr erfolgreich.

Moos für den Nestbau

Im Gegensatz zu anderen Vogerln interessieren sich die Schwanzmeisen null für die Nistkästen im Garten. Wir werden ihnen aber mal Moos hinlegen, vielleicht ist das ein Anreiz dafür, hier in einem Baum oder in einem Gestrüpp eines ihrer kunstvollen Nester zu bauen. Die sehen ein wenig aus wie große Ostereier, die oben seitlich ein Ausflugsloch haben. Wenn nicht, kann ja das Oachkatzl seinen Kobel mit Moos tapezieren. (Michael Simoner, 22.2.2023)

Ein kleiner Federball mit auffallend langem Schwanz. (1/808 Sek., f6.7, ISO 220, 300 mm + 1,7-Telekonverter)
Foto: Michael Simoner
Schwanzmeisen haben kurze, winzige Schnäbel. (1/800 Sek., f6.7, ISO 250, 300 mm + 1,7-Telekonverter)
Foto: Michael Simoner
Schwanzmeisen sind Meisterinnen der Balance. (1/500 Sek., f6.7, ISO 320, 300 mm + 1,7-Telekonverter)
Foto: Michael Simoner