Schwechat – Es kommt nicht alle Tage vor, dass Mitglieder des Bundesheeres bejubelt werden. Am Donnerstagnachmittag kehrte die Austrian Forces Disaster Relief Unit (AFDRU) aus dem Katastropheneinsatz nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien nach Österreich zurück. Am Flughafen Wien-Schwechat wurden die Einsatzkräfte von rund 200 Personen – darunter zahlreichen Menschen aus der türkischen und syrischen Community – mit lautem Klatschen begrüßt.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bedankte sich in einer kurzen Ansprache zuvor bei der gesamten Einheit für ihre Entschlossenheit. Der türkische Botschafter Ozan Ceyhun überreichte jedem Mitglied ein kleines Geschenk.

Jene 83 Personen, die am 7. Februar in das Erdbebengebiet in der Provinz Hatay im Süden der Türkei geschickt wurden, haben sich freiwillig gemeldet. 71 Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Helfer, darunter Bergretterinnen und Bergretter, kamen am Donnerstag zurück. Die restlichen zwölf Mitglieder des Teams verstauen noch das technische Equipment und sollen bald nachkommen.
Den Einsatz beschrieb Bergretterin Katharina Pfnaisl als "extrem emotional", wie sie dem STANDARD noch am Rollfeld schilderte. Während der Bergung sei jeder auf die Arbeit fokussiert. Der Moment, in dem die erste Person lebend gerettet werden kann, gehe aber jedem sehr nahe. Der Einsatz der Bergretter basiert auf einer Kooperation mit dem Bundesheer, "um die jeweiligen Stärken zu bündeln", wie Pfnaisl meinte.

Neun Menschen konnten im Erdbebengebiet gerettet werden, 52 Verletzte wurden versorgt. "Die neun Lebendrettungen überwiegen alle negativen Eindrücke", sagte Einsatzleiter Bernhard Lindenberg zum STANDARD. "Das sind ganz besondere Momente. Da war eine fünfköpfige Familie dabei, die wir beinahe unverletzt auf einmal aus einer Schadstelle retten konnten. Das grenzt an ein Wunder." Im Einsatz seien abwechselnd immer zwei Teams der AFDRU gewesen: Sechs Tage sei durchgehend gearbeitet worden.

Damit das Erlebte im Katastrophengebiet verarbeitet werden kann, sei der militärpsychologische Dienst immer dabei. "Da wurden wir schon vorbereitet, er hat uns während des Einsatzes begleitet und wird uns auch danach noch betreuen", sagte Lindenberg.

Um einen Mann zu retten, musste ihm ein Arm amputiert werden. Lindenberg: "Der Arm war eingeklemmt. Das Leben konnten wir nur retten, indem wir den Arm abnahmen. Den Eingriff hat einer unserer Notärzte durchgeführt." Insgesamt seien drei Notarztteams im Einsatz gewesen. (David Krutzler, 16.2.2023)