Das Opernhaus strahlt in den Farben des Regenbogens.

Foto: EPA/ DEAN LEWINS

Schrille Outfits, bunte Feuerwehrautos, die Regenbogenflagge vom Bondi Beach bis zur Harbour Bridge ausgerollt, und sogar das Wahrzeichen der Stadt, das Opernhaus, begrüßt farbenprächtig die World Pride 2023 am Eröffnungsabend.

Die diesjährige World Pride in Sydney soll der größte Event der Metropole seit den Olympischen Spielen im Jahr 2000 sein. Die World Pride ist die bedeutendste Großveranstaltung für die weltweite LGBTQI-Community. In den kommenden 17 Tagen werden mehr als 500.000 Teilnehmer und Teilnehmerinnen das Festival besuchen.

Konversionstherapie immer noch legal

Abseits der Feierlichkeiten haben die Rechte der LGBTQI-Personen auch jüngst Aufmerksamkeit in der australischen Politik erlangt. Angesichts der bevorstehenden Wahlen in dem Bundesstaat New South Wales (NSW) möchte sich die Opposition unter Labor-Parteivorsitzendem Chris Minns für das Verbot der Konversionstherapie von Homosexuellen einsetzen.

Bis zum heutigen Zeitpunkt sind in einigen australischen Bundesstaaten die umstrittenen Therapien legal – auch in NSW, dem Bundesstaat von Sydney. Die Konversionstherapie involviert Praktiken, die darauf abzielen, die sexuelle Orientierung oder die Geschlechtsidentität einer Person zu verändern und zu unterdrücken. Annahme dafür ist, dass homosexuelle Personen als krank und heilbedürftig gesehen werden. Mit dem Verbot sollen diese Unterdrückungspraktiken kriminalisiert werden. Australische Staatsbürger und Staatsbürgerinnen, welche die Therapie hinter sich haben, sprechen von traumatisierenden Auswirkungen und Identitätsproblemen.

Anfangs zögerlich, äußerte sich der amtierende Premierminister von NSW, Dominic Perrottet, zu den Ankündigungen seines Wahlgegners. Man müsse die vorgeschlagenen Gesetze erst prüfen, bevor er zu einem Urteil käme. Zum Auftakt der World Pride stimmte der liberale Politiker dem Verbot der Konversionstherapie nun doch zu. "Wenn das Parlament wieder zusammentritt, wird meine Regierung grundsätzlich eine Gesetzgebung unterstützen, die allen schädlichen Praktiken ein Ende setzt", sagte Perrottet dem "Sydney Morning Herald".

Sydney als eine der tolerantesten Städte der Welt

Die Nichtregierungsorganisation Equality Australia fordert außerdem die Unterstützung und Wiedergutmachung für die Opfer der Konversionstherapien. Auch das Antidiskriminierungsgesetz für Lesben und Schwule existiert nur in einzelnen Bundesstaaten von Down Under. Eine nationale Regulierung wird schon lange gefordert.

Die Metropole Sydney gilt dennoch als eine der tolerantesten Städte der Welt und ist berühmt für ihre LGBTQI-Szene. Geplant für die kommenden Tage ist ein Festivalprogramm mit Konzerten, Sportveranstaltungen, Theater, Partys, und sogar eine Menschenrechtskonferenz soll stattfinden. Laut Veranstalter der World Pride sei die Botschaft: "Wir sind hier, wir sind vereint – und wir sind unermüdlich in unserer Forderung nach Gleichberechtigung für alle LGBTQI-Menschen nicht nur in Australien, sondern auf der ganzen Welt." (Tabea Hahn, 17.2.2023)