Eine Aufnahme aus besseren Tagen: KHK-Betreiber Lukas Neugebauer mit Werken von Claudia Comte, der die Galerie Johann König im Frühjahr 2022 eine Ausstellung widmete.

Bernhard Wolf

Steht dem Kleinen Haus der Kunst (KHK) gegenüber der Secession eine Zukunft ohne Kunst bevor? Das ist eine der Fragen, die sich im Umfeld eines nun öffentlich gewordenen Disputs stellt: Denn Lukas Neugebauers LNR Development, Betreiber der ehedem als Novomatic-Forum bekannten Liegenschaft beim Wiener Naschmarkt, führt gegen seinen prominenten Mieter, die Dots Group, eine Räumungsklage.

Das 2005 von Martin Ho gegründete Unternehmen setzt sich in einer Aussendung mit harschen Worten zur Wehr, von "fragwürdigen Methoden" ist dort die Rede, und von "mehreren Klagen", die ihrerseits gegen die LNR Development anhängig seien. Offene Rechnungen spielen eine Rolle, aber nicht nur. Tatsächlich dürfte die Mischnutzung in der Praxis offenbar Probleme bereitet haben. Genauer: der Galeriebetrieb im Untergeschoß. Denn die dort präsentierten Kunstwerke mussten bei Veranstaltungen entfernt und eingelagert werden. Der deutsche Galerist Johann König hat nach nur einem Jahr im Herbst 2022 seine Zelte dort abgebrochen.

Laut Neugebauer habe es "immer wieder Diskussionen" gegeben, "wer die Kosten für den Auf- und Abbau der Kunst" übernehme. "Obwohl in der Vereinbarung klar geregelt war, dass die Kosten von Dots zu tragen sind", sei versucht worden, diese an Kunden zu verrechnen. Das sei eine übliche Vorgehensweise, argumentiert ein Sprecher auf Anfrage, also klassische Umbaukosten für eine Veranstaltung, die von Dots weiterverrechnet wurden.

Wie es mit der Bespielung von Kunst weitergeht, ist derzeit unklar. Laut Neugebauer ist "eine Mischnutzung von Galerie und Eventbetrieb mit entsprechend guter Koordination und Planung durchaus machbar, etwa mit ‚Pop-up-Galerien‘". Derzeit unmöglich, kontert die Dots Gruppe, die den Verlust des Ausstellungsbetriebs beklagt, mit dem Wien "eine wertvolle Kulturfläche verloren" gehe, "die für die Präsentation zeitgenössischer Kunst vorgesehen war". Die Kooperation mit Johann König, heißt es, werde in der einen oder anderen Form fortgesetzt. Details dazu waren nicht in Erfahrung zu bringen: König war für den STANDARD nicht erreichbar.

Streit um Namensrecht

Eine andere Front könnte sich über den 2021 kreierten Namen des Gebäudes auftun. Die Dots Group sieht sich als Eigentümer der Markenrechte für das Kleine Haus der Kunst und droht LNR Development mit einer Klage. Auf Anfrage informiert Neugebauer, dass "die Wort- und Bildmarke von uns beauftragt und bezahlt wurde, womit unserer Rechtsansicht nach die Markenrechte bei uns liegen".

Eine Annahme, die bei Rechtsexperten für Verwunderung sorgt. Denn anders als ein Logo sei die rein beschreibende Bezeichnung "Kleines Haus der Kunst" als Wortmarke nicht schützbar. Allenfalls könne es hier folglich nur um urheberrechtliche Ansprüche gehen, also darum, wer diesen Namen erfunden hat und damit dem anderen die Nutzung versagen könnte. (Olga Kronsteiner, 18.2.2023)