Sieht (fast) aus wie ein Vogel, ist aber keiner: Ein Drohnen-Prototyp des New Mexico Institute of Technology.

Foto: Youtube/New Mexico Tech/Mostafa Hassanalian

RFID-Chips unter der Haut. Digital gestützte Implantate für das Ohr oder die Augen zur Wiederherstellung von Sinneswahrnehmung. Auch wenn sie noch in den Kinderschuhen steckt, hat die Verschmelzung von Computer und Körper bereits einige beachtliche Fortschritte aufzuweisen. Mit Gehirnimplantaten wie Neuralink könnten weitere spannende Entwicklungen folgen.

Einen Schritt weiter gehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des New Mexico Institute of Technology, berichtet New Scientist. Sie verknüpfen Kybernetik mit Bionik. Man arbeitet an Drohnen, die teilweise aus toten Vögeln bestehen. Neben Potenzial zur Naturbeobachtung rückt damit aber auch ein Überwachungsszenario in Reichweite, das man bislang vorwiegend aus dystopischen Filmen und Serien kennt.

Bessere Aerodynamik und Tarnung

Bionik beschreibt grob die Umsetzung von Beobachtungen aus der Natur in die Technik. Gerade bei der Entwicklung von Robotern geht es dabei häufig um die Nachahmung von Fortbewegungsarten. So auch bei den "Vogeldrohnen". Dort dienen die Flügel und Federn der vorab präparierten Tiere der verbesserten Aerodynamik bei der Umsetzung eines bestimmten Flügelschlagmusters, an dem mittels eigener Simulationssoftware konstant gefeilt wird.

Mostafa Hassanalian

Zudem erspart man sich die Nachbildung der entsprechenden Knochen, die so nur noch mit mechanischen Elementen ergänzt werden müssen. Gleichzeitig dient die Verwendung der Tierbestandteile auch der Tarnung, weswegen auch der Kopf zum Einsatz kommt. Das, so zeigt ein Video aus dem vergangenen Jahr, sieht auch schon durchaus realistisch aus. Die Kapazitäten der Prototypen beschränken sich bislang allerdings auf Gleitflug und Halten der Flughöhe durch Flügelschläge. Selbständig abheben und landen oder gezielte Flüge unternehmen können sie noch nicht.

Mögliche Verbesserungen hat man ebenfalls im Visier, wie in einem auf der Aerospace Research Central veröffentlichten Paper nachzulesen ist. Dabei geht es etwa um die Ergänzung von Gelenken oder ein leiseres und verschleißärmeres Getriebe. Zudem denkt man auch darüber nach, Vogelbeine zu nutzen, um es der Drohne zu ermöglichen, in Sitzposition Energie zu sparen.

Wildtierbeobachtung und Spionage

Als ersten Einsatzzweck nennen die Forschenden Wildtierbeobachtung, da sich solche Drohnen besser unbemerkt in den natürlichen Lebensraum der Wald- und Wiesenbewohner einfügen könnten. Zu diesem Zweck möchte man das Konzept weiterentwickeln, um künftig gleich mit ganzen Drohnenschwärmen Naturdokumentation betreiben zu können.

Denkbar ist aber auch die Verwendung für militärische Überwachungsmissionen, da eine solche "Frankenstein"-Maschine zumindest aus größerer Entfernung leicht für einen echten Vogel gehalten werden würde. Die Arbeit wurde zuletzt Ende Jänner am SciTech-Forum des American Institute of Aeronautics and Astronautics präsentiert. (gpi, 19.2.23)