Für etwas mehr als eine Handvoll Hunderter zu haben: Radio Austria steht im Verkaufsprozess.

Foto: Radio Austria Screenshot

Der Folder, mit dem die Fellner-Mediengruppe Käufer für ihre Radiosender sucht, macht derzeit intensiv die Runde in der Medienbranche. Zum Verkauf stehen einerseits die bundesweite Radiokette Radio Austria, andererseits die Regionalsender Antenne Salzburg und Antenne Tirol der Mediengruppe Österreich.

"Vienna Calling"

Die Unterlage für die Interessentensuche, betitelt als "Teaser Vienna Calling", trägt das Logo der deutschen Unternehmensberatung von Andreas Pres, der seit Frühjahr 2022 in wesentlichen Fellner-Gesellschaften Geschäftsführer ist und die Gruppe seither bei Bankenverhandlungen über einen Schuldenschnitt und Sanierung wesentlich unterstützt. Pres dürfte den Radio-Verkaufsprozess übernommen haben.

Die Unterlage listet die bundesweite Radiogruppe als "Target A" und die Regionalsender als "Target B" für Interessenten – von denen sich nach unbestätigten STANDARD-Informationen eine Reihe gemeldet haben sollen.

Bei der Fellner-Mediengruppe schweigt man auf Anfrage über den angelaufenen Prozess, CEO Niki Fellner bestätigte im Herbst nach STANDARD-Berichten Verkaufsambitionen für die Radiosender.

Bauer schweigt

Die deutsche Mediengruppe Bauer erklärte am Montag nach einer STANDARD-Anfrage über kolportiertes Interesse an Radio Austria, man kommentiere keine Spekulationen. Schon vor dem Start des Fellner-Senders für eine ältere Zielgruppe 2019 verhandelte Bauer mit den österreichischen Medienmachern über einen Kauf der damals gerade frisch zugeteilten bundesweiten Radiolizenz, der erst zweiten In Österreich für Privatsender.

Den Folder dürften alle wesentlichen Player beziehungsweise potenziellen Interessenten im österreichischen und deutschen Radiomarkt ins Haus bekommen haben.

Steile Umsatzprognosen

Die Verkaufsunterlage argumentiert bei Radio Austria mit der raren bundesweiten Lizenz – die erste hat seit 2004 Kronehit – und mit der hohen technischen Reichweite von 70 Prozent sowie der nationalen DAB+.Lizenz für beide Verkaufsobjekte. Die tatsächliche Reichweite der Fellner-Sender zusammen liegt laut Radiotest bei 1,7 Prozent im Gesamtpublikum und bei 2,5 Prozent beim Publikum unter 50 Jahren. Beides laut Radiotest statistisch signifikante Zuwächse gegenüber 2021.

Der "Teaser" für Kaufwillige siedelt den Umsatz von "Target A" Radio Austria bei rund 2,3 Millionen Euro an, mit einer rasant steigenden, ambitionierten Prognose bis 2026 von rund 8,8 Millionen Euro. 2025 sagt die Unterlage den Break-even voraus und Profitabilität ab 2026. Deutlichere Investments in Marketing und womöglich eine Neupositionierung mit einem neuen Eigentümer könnten dabei jedenfalls helfen.

Die Antenne-Salzburg/Tirol-Regionalradios verortet die Unterlage bei 2022 rund 1,6 Millionen Umsatz und verspricht ein fast ähnlich rasantes Umsatzwachstum auf 3,75 Millionen 2026 und 4,25 Millionen 2027.

Um zehn Millionen

Preiserwartungen finden sich nicht im Folder. Kolportiert werden Größenordnungen von hohen ein- bis knapp zweistelligen Millionenbeträgen für das bundesweite Radio Austria.

Mit einem Fächer 100-Euro-Scheine in der Hand einer jungen Dame sagt Radio Austria derzeit auf seiner Webseite "Danke" für die Teilnahme am jüngsten Gewinnspiel. Der Sender übernimmt Rechnungen für Menschen, die anrufen, wenn sie ihren Namen on air hören – eines der vielen Gewinnspiele von Radios, um ihre Hörerzahlen im Radiotest zu pflegen oder zu erweitern.

Für einige Scheine mehr gibt es den ganzen Sender, aber auch Teilverkäufe mit den Fellners weiter an Bord sollen im Angebot sein.

Eine Reihe Interessenten sollen sich gemeldet haben, nun dürften konkretere Verhandlungen beginnen. Etwa bis Sommer könnte klar sein, wer künftig auf den Frequenzen von Radio Austria und den Antennen Salzburg und Tirol funkt. (Harald Fidler, Oliver Das Gupta, 20.2.2023)