Geld verdienen mit Esoterik. Was im TV funktioniert hat, soll auch via App und Social Media gelingen.

Foto: Youtube/Kanaltelemedial1

Er stolziert mit goldener Robe durchs Bild, sagt: "Herz fünf", und eine computergenerierte Stimmen nennt ihn königliche Heiligkeit Majestät Thomas. Längere Zeit von der Bildfläche verschwunden, sammelt der durch seinen Esoterikkanal Telemedial berühmt gewordene Unternehmer Thomas G. Hornauer mit seinen auffälligen Auftritten aktuell auf Tiktok Follower.

"Erst vor wenigen Tagen habe ich euch erzählt, dass mein Lieblingsgericht Spaghetti in Öl und Knoblauch ist", erzählt Hornauer seinen rund 46.000 Followern auf Tiktok. Sieht man sich die Videos auf der Social-Media-Plattform an, ist nicht ganz schlüssig, wer Hornauer eigentlich ist. Er zeigt sein Leben in Paradise Valley, zeigt sich beim Kochen oder bunt gekleidet vor Konzerten. Erst bei näherer Betrachtung wird dann klar, was der Exil-Deutsche und umstrittene Medienmensch noch anbietet.

Multimillionär

Mit dem TV-Sender Telemedial wird Hornauer in den frühen 2000er-Jahren bekannt. Durch das Betreiben mehrerer kostenpflichtiger Hotlines wird er Multimillionär und kauft Anfang 2003 für 1,6 Millionen Euro den insolventen Regionalsender B.TV. In die schwarzen Zahlen rutscht der Sender, weil der Unternehmer fast ausschließlich Wahrsager, Kartenleger und Hellseher auftreten lässt, die Zuschauern über kostenpflichtige Telefonnummern – die auch von Hornauer betrieben werden – esoterische Lebensberatung anbieten.

Über die Jahre mehren sich Vorwürfe, der Unternehmer hätte Mitarbeiter in "mehrstündigen Einzelgesprächen" eingeschüchtert, wie etwa die "Tageszeitung" damals berichtete. Hinzu kamen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aufgrund des tateinheitlichen Betrugs, beispielsweise falsche Angaben zum Anruferaufkommen.

2008 endet die Sendelizenz, und das Angebot von Telemedial wandert als Streaming-Angebot auf die gleichnamige Website. Dort sendet Hornauer noch bis Dezember 2017 weiter.

Majestät ist zurück

Natürlich bespielt Hornauer in den Folgejahren auch die diversen Social-Media-Plattformen, doch die Reichweite hält sich sowohl auf Instagram als auch auf Facebook in Grenzen. Erst dank des speziell bei der Jugend populären Videodienstes Tiktok scheint ein Comeback möglich. Neben zahlreichen Einblicken in sein Leben in Thailand bleibt Hornauer auch seinen spirituellen Wurzeln treu. Via Livestream bietet er seinen Fans etwa Frequenzerhöhungen an – ein Teil seiner propagierten TAM-Methode, "transzendentale aktiv Meditation".

Diese Adaption einer "geistigen Erneuerungsbewegung", die ursprünglich dem Inder Maharishi Mahesh Yogi zugesprochen wird, wird schon in seiner Urform als "kostenpflichtig" konzipiert. Ziel ist es, "sich stets einem Bereich größeren Glücks zuzuwenden", wie man etwa auf der Website meditation.at lesen kann.

Auf dem Tiktok-Profil von Hornauer findet sich auch der Link zur 2020 veröffentlichten Telemedial-App, wo sie als Verbindungsstück zum "vereinten heiligen deutschen Königreich" bezeichnet wird, das er allerdings als spirituelle Institution und nicht als Staat mit Territorialanspruch versteht. Mit einem kostenpflichten Abo, das man in der App abschließen kann, würde man sich "endlos viel Content" dieser neuen Kulturbewegung sichern. Bewertungen finden sich bei der App noch nicht.

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Maximale Minderheit

In einem Video vor wenigen Wochen freut sich der Unternehmer noch über 8.000 Fans auf Tiktok. Noch sei man eine "Minderheit", aber 8.000 sei auch irgendwo eine Mehrheit. Am Ende seiner Streams würde nämlich immer eingeblendet werden, dass Hornauer erfolgreicher ist als 99 Prozent der Tiktok-Content-Schaffenden – mit ähnlichen Followerzahlen. "Wer hier und jetzt nicht da bleibt und die Kraft mitnimmt, ist wirklich selber schuld," stellt der Mann mit dem goldenen Turban abschließend fest. (red, 20.2.2023)