Seit dem Tief im Spätherbst hat sich der Bitcoin-Kurs fast verdoppelt und bewegt sich momentan bei rund 25.000 Dollar.

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Für das Krypto-Aushängeschild Bitcoin geht es seit Jahresbeginn mehr oder weniger stetig bergauf. Der Kurs hat sich seit dem Tief im Spätherbst fast verdoppelt, vor kurzem die wichtige Hürde von 25.000 US-Dollar (23.400 Euro) überschritten und bewegt sich seither rund um diesen Wert. Dieser Aufwärtstrend führt zu einigen interessanten Bewegungen, denn plötzlich ist Bitcoin wieder mehr wert als Konzerne wie Visa, Exxon Mobil oder die Facebook-Mutter Meta.

Im Krypto-Sprech nennt man das Flippening, wenn die Marktkapitalisierung eines Assets die eines anderen übersteigt. Dass Bitcoin Visa "flippt", ist mittlerweile schon dreimal vorgekommen – in Anbetracht der starken Kursschwankungen am Kryptomarkt keine allzu große Überraschung. Aktuell steht der Bitcoin bei einer Marktkapitalisierung von rund 479 Milliarden Dollar, Visa bei rund 460 Mrd. Zum ersten Mal überholte die Digitalwährung den Kreditkartenanbieter im Dezember 2020.

Nicht in die Knie gezwungen

Die Entwicklung der vergangenen Wochen hat gezeigt, dass die zahlreichen Krisen im Vorjahr den Sektor nicht in die Knie gezwungen haben. Zur Erinnerung: Der Stablecoin Terra-Luna brach zusammen, der Broker Genesis schlitterte in die Insolvenz, und die Börse FTX rund um Gründer Sam Bankman-Fried war innerhalb weniger Tage implodiert. Ihm wird unter anderem Betrug und Geldwäsche vorgeworfen, im Oktober soll der Prozess starten. Auf die Kurse hatte das aber natürlich schwere Auswirkungen.

"Bitcoin und die Kryptowelt haben Licht- und Schattenseiten. Aber verschwinden wird der Bitcoin nicht mehr", sagte der ehemalige Chef der Erste Group und nunmehrige Präsident des Forums Alpbach kürzlich im Podcast "Was Bitcoin bringt" mit Niko Jilch. Bitcoin könne durchaus unterstützende Wirkung haben – zum Beispiel in Ländern, in denen die Inflation Ersparnisse auffrisst oder es Transferrestriktionen gibt, oder in der "niederregulierten" Bankenwelt in Europa. Sowohl Finanzinstitute als auch Kunden würden durch die Überregulierung hier zum Teil entmündigt. Für Kryptowährungen fordert er eine Regulierung, plädiert aber auch für eine offenere Einstellung gegenüber Bitcoin.

Risikoappetit

Während sich die Anleger an den Finanzmärkten noch Sorgen um die Inflation und höhere Zinsen machen, scheint der Optimismus an den Kryptowährungsmärkten definitiv zurückgekehrt. Und dies obwohl die US-Börsenaufsicht SEC im Verlauf der letzten Wochen einen deutlich schärferen Ton gegenüber der Kryptowelt angeschlagen hat. "Dass sich die derzeitige Gemengelage trotz schwelender geldpolitischer Unsicherheitsfaktoren positiv gestaltet, spricht für anhaltenden Risikoappetit der Anleger", meint Analyst Timo Emden. (Andreas Danzer, 21.2.2023)