Irene Montero gibt sich willensstark und unbeirrt. In Parlamentsdiskussionen betont sie immer wieder: "Ich weiche keinen Schritt zurück."

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Irene Montero ist umringt von jubelnden LGBTQIA-Aktivistinnen. Gemeinsam halten sie am Donnerstag vor dem spanischen Kongress die blau-weiß-rosa Transgender-Flagge in die Höhe. Die Gleichbehandlungsministerin strahlt. Kurz zuvor wurde ihr Gesetzesantrag zur freien Geschlechtswahl ab 16 Jahren beschlossen.

Am selben Tag bewilligt das Parlament ein weiteres ihrer heiß diskutierten Vorhaben: das Recht auf arbeitsfreie Tage bei starken Menstruationsbeschwerden – ein in Europa einzigartiges Gesetz. Es sind beachtliche Meilensteine, die Irene Montero als jüngstes Regierungsmitglied setzt und durch die sich Spanien als Vorreiter in Sachen Geschlechterpolitik profiliert.

Psychologin, Mutter, Feministin

Das politische Engagement der ausgebildeten Psychologin, Feministin und dreifachen Mutter begann schon früh. Im Alter von 16 Jahren trat sie dem kommunistischen Jugendverband bei. Als Studentin lehnte sie ein Stipendium für Harvard aufgrund ihres wachsenden politischen Engagements ab. Dabei lernte sie auch ihren Partner Pablo Iglesias Turrión kennen, den Gründer der Podemos-Partei. Mit 29 Jahren wurde sie deren Vorsitzende.

Seit 2020 hat Montero das Amt der Gleichbehandlungsministerin inne. In den Medien wird sie oft als Vorkämpferin, als schlagfertig und radikal, aber auch als Enfant terrible bezeichnet. Auf Bildern und Videos ist sie auch nach ihrem Amtsantritt noch auf Demonstrationen zu sehen. Etwa mit ihrem Baby im Tragetuch und einem Transparent in der Hand für das im letzten Sommer beschlossene "Nur Ja heißt Ja"-Gesetz zur Verschärfung des Sexualstrafrechts – Monteros größtes Projekt in ihrer Legislaturperiode.

"Keinen Schritt zurück"

Gerade für dieses geriet die Regierung jedoch massiv in Kritik. Paradoxerweise führte es in einigen Fällen zur Strafmilderung für Sexualverbrecher. Montero macht den "Machismo" der Richter dafür verantwortlich, das Gesetz werde falsch angewendet. Ein Reformvorschlag wurde im Februar eingebracht. Die Debatte stürzte die Koalition in eine Krise.

Aber auch Montero selbst wurde dadurch Opfer sexistischer Anfeindungen. Ihr Erfolg wird seitens politischer Gegner häufig mit ihrer Beziehung zu Pablo Iglesias Turrión begründet. Vorwürfe, mit denen ihr Partner – wie so oft – nicht konfrontiert ist. Als junge Frau habe man es in der Politik nicht leicht, sagte Montero in einem Interview. Sie bleibt aber kämpferisch und betont immer wieder: "Ich weiche keinen Schritt zurück." (Helene Dallinger, 20.2.2023)