Ein Blick auf das Dorf Tağaverd in der Region Bergkarabach.

Foto: REUTERS/ARTEM MIKRYUKOV

Die EU hat eine neue Beobachtermission in das Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan entsandt. Nach Angaben des Europäischen Rats wurde am Montag mit der Stationierung der zivilen Mission Euma (European Union Mission in Armenia) auf der armenischen Seite der Grenze begonnen. Die zweijährige Mission werde aus rund 100 "ausschließlich zivilen" Mitarbeitern bestehen, etwa 50 davon seien "unbewaffnete Beobachter".

Ziel der Mission ist den EU-Angaben zufolge die Stabilisierung der Grenzregion. Die Europäische Union entspricht damit einem Gesuch Armeniens und weitet eine frühere Mission aus, die aus 40 Mitarbeitern bestanden hatte und im vergangenen Jahr zwei Jahre lang in dem Gebiet stationiert war.

Ablehnung aus Russland

Russland betrachtet die Region als Teil seines traditionellen Einflussgebiets und lehnt die EU-Mission entschieden ab. Im Jänner hatte das Außenministerium in Moskau der EU vorgeworfen, mit der Mission "die geopolitische Auseinandersetzung" in der Region anheizen zu wollen.

Aserbaidschan und Armenien streiten seit dem Zerfall der Sowjetunion um die Grenzregion Bergkarabach. Die Gefahr einer erneuten Eskalation des Konflikts bleibt trotz jüngster Annäherungen in Friedensgesprächen zwischen den beiden Ländern hoch. Die Ausweitung der EU-Mission folgt auf die Anschuldigung Armeniens, Aserbaidschan betreibe eine "Politik der ethnischen Säuberung" und vertreibe Armenier aus der Region.

Blockade

Seit Mitte Dezember blockieren aserbaidschanische Aktivisten den Latschin-Korridor, die einzige Verbindungsstraße zwischen Bergkarabach und Armenien, um gegen ihrer Meinung nach illegale Bergbauarbeiten zu protestieren. Durch die Blockade leide die Enklave unter einem Mangel an Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff, erklärte das Parlament Armeniens. Die Regierung in Eriwan warf Baku vor, mit der Blockade eine humanitäre Krise in der Enklave herbeizuführen.

Bei den militärischen Konfrontationen um Bergkarabach wurden Schätzungen zufolge seit den 1990er-Jahren etwa 30.000 Menschen getötet. Kämpfe im Jahr 2020 mit mehr als 6.500 Toten wurden durch ein von Russland vermitteltes Waffenstillstandsabkommen beendet. Dabei musste Armenien große Gebiete aufgeben. (APA, red, 20.2.2023)