Skifahren im Sommer auf dem Hintertuxer Gletscher.

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Jakob "Jack" Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden, mit ORF-Reporterin Nora Zoglauer.

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Skifahren wird in Zukunft noch teurer werden, "eine Woche am Meer wird gleich viel kosten wie ein Tag Skifahren", prophezeit ein Tiroler Hotelier im neuen ORF-"Schauplatz: Skifahren um jeden Preis". Denn: Um Skifahren überhaupt zu ermöglichen, ist ein immer größerer Aufwand nötig. In vielen heimischen Skigebieten ist der Skibetrieb nur möglich, weil die Pisten beschneit werden. Und auch in den Gletscherskigebieten ist es mittlerweile zu warm. "Schauplatz"-Reporterin Nora Zoglauer war für ihre Sendung in Tirol unterwegs und dokumentiert, welch gigantischer Aufwand betrieben wird, um das Millionengeschäft Skifahren abzusichern.

Konservierter Schnee

Bereits im Mai wird etwa auf dem Hintertuxer Gletscher Schnee zusammengeschoben, abgedeckt und so konserviert. Ohne diese Maßnahme wäre das Skifahren auf dem Gletscher nicht mehr möglich, durch die weißen Planen kann die Schneeschmelze um bis zu 70 Prozent reduziert werden, rechnet Zoglauer vor. "Die Gletscher als Sehnsuchtsort, die werden den Bach runtergehen", sagt Liliana Dagostin vom Österreichischen Alpenverein. Und damit auch das Wasser für Landwirtschaft und Energieversorgung.

Welch enorme Eingriffe notwendig sind, um das Skifahren zu ermöglichen, zeigt sich auch auf dem Stubaier Gletscher. Mitte September besucht Zoglauer gemeinsam mit dem Tiroler Umweltanwalt Walter Tschon das Gebiet. Überall wird technisch aufgerüstet, es wird gebaggert und gegraben, Beschneiungsanlagen ausgebaut, noch breitere Pipelines verlegt, um den Wintertouristen Schneegarantie zu bieten.

Grauer Fels statt Eis

Auf dem Hintertuxer Gletscher ist Zoglauer mit Pistenbully Manfred unterwegs, seit mehr als 40 Jahren macht er diesen Job. Die Klimaerwärmung sei da – dort, wo früher Eis war, sieht man jetzt den blanken Felsen, "man sieht, wie sich alles verändert hat und was alles dranhängt, wenn der Schnee einmal nicht kommt".

In Österreich erwirtschaftet der Wintertourismus rund 15 Milliarden Euro jährlich, rechnet Zoglauer vor. Auch in vielen Tälern Tirols sind Hoteliers und Seilbahnen die wichtigsten Arbeitgeber und größter Wirtschaftsfaktor. Auch in Sölden. Jakob Falkner ist Chef der Söldner Bergbahnen und Mitglied der einflussreichen Tiroler Adlerrunde. In Sölden betreibt er ein Fünfsternehotel. "Wir können auch noch in 20 Jahren Ski fahren, die Beschneiung wird auch die nächsten 20 Jahre funktionieren", ist er überzeugt. Er bleibe optimistisch. Mehr Wertschöpfung, mehr Qualität sei der Weg der Zukunft für den Tourismus, "wir leben vom Tourismus recht gut, das sollte uns auch in Zukunft gelingen", sagt Falkner.

Sölden wirbt mit einer Schneegarantie von Oktober bis Mai. Mit 430 Schneekanonen könnten 77 Prozent aller Pisten künstlich beschneit werden. Dafür werden aus drei Speicherteichen hunderttausende Kubikmeter Wasser in unterirdische Pipelines gepumpt.

Höher, weiter, schneller?

In Obergurgl, einem kleinen Dorf hinter Sölden, besucht Zoglauer den Landwirt Reinhard Scheiber, der die Auswirkungen des Klimawandels dramatisch beschreibt, "wir müssen lernen, mit dem Wasser hauszuhalten", sagt er und fragt sich: "Wie lange geht dieses 'Höher, weiter, schneller' noch?" Er war in der Gemeindepolitik aktiv, war auch Vizebürgermeister in Sölden. Doch dann hat er sich zurückgezogen. Warum? Mit Ideen für mehr Nachhaltigkeit sei man allein auf weiter Flur gewesen, "entweder man macht da mit, oder man muss es eben lassen". (Astrid Ebenführer, 23.2.2023)