In zweiter Ehe verheiratet mit Jasmin, lebt Friedl Koncilia seit fast 20 Jahren in Bad Ischl.

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Mit der Austria holte Koncilia viermal den Meistertitel, war Cheftrainer und wurde auch in die Jahrhundertelf des Vereins gewählt.

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Mit 84 Länderspielen ist er der Tormann mit den meisten Einsätzen in der Geschichte des ÖFB-Teams.

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Wien / Bad Ischl – Zum 75er schart Friedl Koncilia die Verwandtschaft in Bad Ischl um sich. Familienmitglieder aus Kärnten und Tirol sind am Samstag geladen, ein Caterer tischt auf. Gattin Jasmin, Chefin im Hotel Oase in der "Kaiserstadt" im Salzkammergut, "soll keine Arbeit haben". Ein rauschendes Fest wird es nicht werden, der Jubilar muss sich schonen. Im Dezember wurde Österreichs Nationalelf-Rekordtormann der linke Unterschenkel amputiert. Koncilia lässt sich davon nicht beirren.

"Ich habe auf der Driving Range schon wieder Schläge gemacht", berichtet Koncilia, der nun mit einer Prothese unterwegs ist. Golfen ist und bleibt sein großes Hobby, das er mit Sohn Esteban teilt. Dem 14-Jährigen wird großes Talent bescheinigt. Schon seit Jahren ist das Duo gemeinsam auf dem grünen Rasen unterwegs. "Er spielt hervorragend, möchte vielleicht einmal auf die Tour gehen", so der stolze Vater. Gemeinsam wurden im vergangenen Jahr auch Tipps bei Claude Grenier, dem Ex-Trainer von Markus Brier und Bernd Wiesberger, im Golfclub Ebreichsdorf eingeholt.

Greenkeeper

Für den gebürtigen Klagenfurter Koncilia ist Bad Ischl schon seit gut 20 Jahren die Heimat. Mit seiner zweiten Frau Jasmin betreibt er eine Unterkunft im Grünen. Die gemeinsamen Kinder sind im Teenager-Alter, Tochter Lavinia (15) absolviert eine Ausbildung im Fremdenverkehrsbereich. Aus erster Ehe hat Koncilia mit Stefan und Martina zwei weitere Kinder.

Fußball war und ist im Hause des 84-fachen österreichischen Internationalen natürlich Thema. Englische Premier League, deutsche Bundesliga und auch heimischer Kick – Koncilia ("Das verfolge ich natürlich") ist via TV live dabei. Im Stadion ist er nur noch selten anzutreffen. Die Altersdiabetes macht Koncilia seit einigen Jahren zu schaffen. Nach Problemen mit einem Auge wurde nun der Eingriff am Bein notwendig. Die Arbeit im Hotel ist vorerst zurückgeschraubt, nachdem der vormalige Keeper zuvor für Garten und handwerkliche Dinge zuständig war.

Kein Kontakt zur Austria

Den Auftritt von Red Bull Salzburg gegen die AS Roma hat er sich nicht entgehen lassen. Auch bei den Champions-League-Spielen des Serienmeisters war Koncilia angesichts nicht einmal einer Stunde Fahrzeit von Bad Ischl dabei. Zu weit sind jedoch Reisen nach Wien, obwohl Koncilia bei Spielen des Nationalteams gern gesehen wäre. Zur Austria, seinem langjährigen Klub – Koncilia holte mit den Veilchen viermal den Meistertitel, war Cheftrainer und wurde auch in die Jahrhundertelf des Vereins gewählt – ist der Kontakt praktisch abgebrochen.

Bei zwei Weltmeisterschaften (1978, 1982) war Koncilia dabei. Die aktuelle Generation im Nationalteam hofft indes sehnsüchtig auf eine Teilnahme. Koncilia sieht die Voraussetzungen gegeben – jedoch mit Einschränkungen. "Fast alle Spieler spielen hervorragende Rollen in ihren Vereinen, können dieses Niveau aber nicht auf die Nationalmannschaft übertragen." Mit Ralf Rangnick sei nun ein hervorragender Trainer am Werk. "Er versucht, Fußball zu spielen, den in Österreich mit Ausnahme von Salzburg keiner gewohnt ist." Was fehlt? "Stürmer, die das umsetzen können."

Spiel mit den Legenden

Legendenstatus erhielt Koncilia 1978 in Argentinien, als er in einem gewissen Cordoba den Teamdress trug. Als Höhepunkt seiner aktiven Laufbahn stuft er jedoch den 2:1-Sieg einer Weltauswahl gegen den damaligen Weltmeister Argentinien im Juni 1979 in Buenos Aires ein. Der Kärntner stand in der zweiten Halbzeit im Tor, Mitspieler waren Zico, Paolo Rossi, Michel Platini oder sein österreichischer Landsmann Bruno Pezzey. Bei den Argentiniern spielte Diego Maradona. "Ich hätte gerne die Möglichkeit gehabt, Weltmeister zu werden. Aber die hat Österreich nicht", sagt Koncilia.

Begonnen hatte er 1959 als Elfjähriger in Klagenfurt (Austria und AC). Über Wattens ging es 1971 acht Jahre zu Wacker Innsbruck (5 Meistertitel), ehe er im Sommer 1979 dem Ruf des RSC Anderlecht folgte. Nach nur einem halben Jahr in Brüssel kehrte er in die Heimat zurück und spielte bis zum Ende seiner aktiven Laufbahn 1985 für die Austria. 525 Einsätze im österreichischen Oberhaus standen zu Buche.

Drei Jahre später wurde er Tormann-Trainer unter Teamchef Josef Hickersberger, 1990 dann Co- und U21-Trainer unter Alfred Riedl. 1992 wechselte Koncilia als Manager in den Austria Tennispool, warf aber dort nach sechs Monaten das Handtuch. Danach trainierte er die Austria-Torhüter und den NÖ-Landesligisten Wr. Neudorf, wo er auch Gemeinderat war, ehe er im März 1995 als Tormanntrainer nach Osaka zu Gamba wechselte. Nach dem Abstecher nach Japan kehrte er zur Austria zunächst als Trainer zurück und bekleidete bis 2000 das Amt des Sportdirektors. Ab Anfang der 2000er-Jahre arbeitete Koncilia als Trainer und Berater des SV Bad Ischl in der OÖ-Landesliga. (APA, 21.2.2023)