Die Bildschirmzeit für die Kinder ist während der Woche auf null Minuten reduziert. Kein Netflix, kein Kika, keine Nintendo Switch, und die kindergerechte Digitalkamera ist außer Sichtweite. Finden Sie übertrieben? Meine zwei auch. Aber ich bleibe dabei: Bildschirme und alles, was darauf flimmert, erst am Freitagabend. Theoretisch. Praktisch war der Faschingsdienstag eine Ausnahme. Wegen zahlreicher Corona-Erkrankungen (ja, das gibt’s auch noch) ist das Faschingsfest im Kindergarten verschoben. Keine Party, keine Zuckerlexzesse, keine lustigen Lieder. Drama.

Die Kultfigur des österreichischen Kinderfernsehens, Kasperl hüpft siebenmal die Woche im ORF1 auf der Bühne herum.
Foto: ORF/Günther Pichlkostner

Homeoffice in den frühen Morgenstunden und ein mies gelaunter Fünfjähriger erzeugen bei mir auch nicht gerade "närrisch gute" Stimmung. Schauen wir also mal, wie der ORF seinen aktuell wieder heißdiskutieren Bildungsauftrag für die Kleinsten erfüllt. ORF 1, 07.04 Uhr, der Kasperl schreit uns entgegen. Wir haben zu spät eingeschaltet, aber nichts verpasst. Alles ist gelb-rot-lila, alles ein bisschen zu schrill. Die im Publikum sitzenden Kinder, auf die die Kamera regelmäßig schwenkt, sind wesentlich enthusiastischer dabei als wir zu Hause. Es geht um verzauberte Faschingskrapfen, gut programmiert also, aber etwas langatmig: böser Zauberer, kluger und listiger Kasperl, irgendwas mit sauren Gurken, Happy End.

Kind protestiert nicht, als wir abdrehen (unfassbar!), und ich bin noch fassungsloser, als ich es Mitte der Neunziger war, als ich den Kasperl zum ersten Mal sah. Das soll noch immer lustig sein? Wenn Sie mitstaunen oder vielleicht auch mitlachen wollen: Kasperl und seine Kumpane hüpfen jeden Morgen in ORF 1 Uhr über den Bildschirm. (Olivera Stajić, 21.2.2023)