Pjetër Shala vor dem Sondergericht in Den Haag.

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Den Haag – Das Sondergericht zu Kriegsverbrechen im Kosovo hat ein früheres Mitglied der Kosovo-Befreiungsarmee (KLA) der Folter und des Mordes beschuldigt. Pjetër Shala (59) habe während des Kosovokriegs im Frühjahr 1999 mindestens 18 Menschen illegal festgehalten, diese grausam misshandelt und sei an der Ermordung einer Person beteiligt gewesen, sagte Chefankläger Alex Whiting am Dienstag in Den Haag.

Der Angeklagte wies alle Vorwürfe zurück. "Das ist alles erfunden", sagte Shala. Er sei "vollkommen unschuldig". Shala war 2021 in Belgien festgenommen und dem Gericht übergeben worden. Wann ein Urteil erfolgt, ist noch nicht absehbar.

Vier Anklagepunkte

Die Anklage beschuldigt Shala der Kriegsverbrechen in vier Punkten, begangen im Mai bis Juni 1999 in der nordalbanischen Stadt Kukës nahe der Grenze zum Kosovo. KLA-Kämpfer hätten dort in einer früheren Metallfabrik Menschen festgehalten und gefoltert. Sie seien unter anderem mit Eisenstangen geschlagen worden. Einer der Gefangenen habe die Folter nicht überlebt, erklärte die Anklage. Bei den Opfern handelte es sich der Anklage zufolge vorwiegend um Kosovo-Albaner, die der Kollaboration mit Serben und der Spionage beschuldigt wurden.

Die KLA hatte von 1998 bis 1999 gegen serbische Truppen gekämpft, um die Unabhängigkeit des vorwiegend von Albanern bewohnten Kosovo von Serbien zu erlangen. Das gelang schließlich mithilfe der Nato. Das Sondergericht wurde auf internationalen Druck 2015 errichtet. Es ist Teil des Justizsystems des Kosovo, aber besetzt mit internationalen Richtern und Anklägern. Es war aus Sicherheitsgründen nach Den Haag verlegt worden. Noch immer würden Zeugen im Kosovo bedroht und eingeschüchtert, sagte Chefankläger Whiting.

Es ist der zweite Prozess vor dem Sondergericht. Im Dezember war ein Ex-Kommandant der KLA wegen Folter und Mordes zu 26 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Im April soll der Prozess gegen den früheren Präsidenten Hashim Thaci beginnen. (APA, red, 21.2.2023)