Zehn Jahre nach der Einführung von Elga offenbart das System für digitale Gesundheitsakten nach wie vor klare Defizite.

Foto: APA/Schneider

Geht es nach Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), soll Österreichs Gesundheitswesen digitaler und moderner werden. Haben alle behandelnden Ärztinnen und Ärzte zentralen Zugriff auf digitale Befunde, könne so eine Reform die unnötige Durchführung mehrfacher Untersuchungen ersparen. Nicht zuletzt deshalb ließe sich auch eine Milliardensumme dadurch einsparen. Das klingt nach einer Problemstellung, die die elektronische Gesundheitsakte Elga eigentlich schon lange lösen sollte. Ein mangelhaftes System und die fehlende Verpflichtung für Ärzte, die Daten einzupflegen, lassen Elga zehn Jahre nach ihrer Einführung nach wie vor als ungeeignet erscheinen.

Die Daten des Gesundheitsministeriums zeigen klare Defizite von Elga: Gerade einmal ein Fünftel aller aktuellen Befunde ist so im System vorzufinden, dass auch andere Ärzte damit arbeiten können. Röntgenbilder und Laborbefunde gebe es kaum, Vieles liege nur in PDF-Form vor und sei damit quasi unbrauchbar. "Wenn man sich Elga anschaut, haben wir eine Ablage an Befunden und nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten, in dieser Elga zu suchen oder auch rasch Informationen zu finden. Das erschwert im Alltag die Arbeit der Ärzte", sagt Alexander Moussa, Referent für E-Health der Österreichischen Ärztekammer, gegenüber dem Ö1-"Morgenjournal".

Ein wesentliches Problem von Elga bestehe aber auch darin, dass eine fehlende Verpflichtung für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte zur Nutzung des Systems zur Unvollständigkeit beitrage. Das große Ziel, doppelte und dreifache Untersuchungen zu verhindern, werde damit klar verfehlt. Moussa räumt ein, dass Daten nur teilweise eingetragen werden, wie etwa die Verschreibung von Medikamenten. Das Verwendungsrecht der Ärzte von Elga allein scheint jedenfalls nicht auszureichen.

Seitens der Ärztekammer heißt es, dass Ärztinnen und Ärzte stärker bei Elga eingebunden werden müssten, insbesondere bei der Verbesserung der Benutzeroberfläche. "Wir wollen als österreichische Ärztinnen und Ärzte sowie auch als Österreichische Ärztekammer proaktiv die digitale Transformation des Gesundheitssystems mitgestalten, damit wir viel Zeit für unsere Patientinnen und Patienten haben – und nicht für die Technik", betont Moussa. Bisher sei die Gesprächsbereitschaft aber nur einseitig verlaufen, eine Anfrage aus dem Gesundheitsministerium habe es dazu noch nicht gegeben. (red, 22.2.2023)