Auf wenige Jungunternehmen trifft die Bezeichnung "Garagen-Start-up" so gut zu wie auf Payuca: Seit 2017 bietet das Team aus 35 Personen Hauseigentümern ein "Smart Parking System", mit dem diese ihre Garagenparkplätze vermieten können – die Autofahrer greifen auf dieses System via App zu. Den Gründern zufolge arbeitet man inzwischen mit über 100 Garagenstandorten in Österreich und Deutschland zusammen, die App wird von mehr als 50.000 Autofahrern genutzt.

Mangelware: Ladestationen für E-Autos

Neben Autofahrern auf der Suche nach einem Parkplatz bedient das Start-up inzwischen ein weiteres wachsendes Segment: Besitzer von E-Autos, die ihr Fahrzeug regelmäßig aufladen müssen.

Der Markt hat Potenzial: Laut dem Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) gab es in Österreich Ende Jänner 2023 112.675 rein elektrisch betriebene Pkws, Prognosen zufolge soll sich diese Zahl bis 2025 verfünffachen. Ladestationen gibt es hingegen deutlich weniger: Bundesweit sind es 14.924 Stück, davon 2606 in Wien.

E-Autos zu Hause laden: ein Wunschdenken

Doch die öffentlich verfügbaren Ladestationen sind gar nicht das große Problem, heißt es von i5growth, einem an Payuca beteiligten Investor. Denn die meisten Menschen würden sich wünschen, ihr E-Auto zu Hause anstatt auf der Straße zu laden – gerade in Mietwohnungen ist das aber schwer umsetzbar, da der Mieter nicht einfach eine Ladestation in die angemietete Garage schrauben kann.

Per App und QR-Code verwalten die Autobesitzer ihren Parkplatz.
Foto: Phillip Schuster

Die Vermieter wiederum würden dieser Nachfrage gerne nachkommen, sind vom damit einhergehenden Umbau jedoch oft überfordert. "Meist gibt es von den Tiefgaragen keine aktuellen Grundrisspläne, um ein Installationskonzept für Ladeinfrastruktur zu erstellen," sagt Dominik Wegmayer, Mitgründer von Payuca.

Und selbst wenn die Stromanschlüsse per se geschaffen werden, sei das Problem für die Mieter noch nicht gelöst. "Die Verwaltung der E-Stellplätze und das Management der Dauerparker in Wohnhäusern ist für Hausverwaltungen noch ein völlig manueller Prozess", ergänzt der Gründer: "Aufgrund fehlender Digitalisierung ist die Zuweisung von E-Stellplätzen an Parker mit E-Autos ein händisches und komplexes Unterfangen."

Garagen-Scan in 3D

Das Start-up will diese Probleme lösen, indem 3D-Scans der Garagen erstellt und auf Basis dessen weitgehend automatisiert Installationskonzepte erstellt werden. So sollen laut eigenen Marktprognosen 15 bis 20 Prozent der Stellplätze für die Nutzung von E-Ladestationen vorbereitet werden, indem sie mit einem Stromanschluss und einer Aufhängevorrichtung für die Wallbox versehen werden.

Steigt ein Dauerparker in einer der damit ausgestatteten Garagen auf ein E-Auto um, so kann er ein entsprechendes Abo abschließen, danach wird eine Wallbox auf die Aufhängevorrichtung gesteckt. Den Ladevorgang starten die Autofahrer dann via App, die Hausbesitzer wiederum können die Stellplätze über eine separate Software verwalten.

Investment und Ausbau in Deutschland

Das Laden von E-Autos hat Payuca seit 2021 im Angebot. Nun ließ das Start-up in diversen Medien der heimischen Gründerszene von sich hören, weil man ein Investment vom Technologieunternehmen ABB an Land gezogen hatte. Über die Höhe wird geschwiegen, üblich ist jedoch, dass sich derartige "Series-A-Runden" in einer Größenordnung zwischen zwei und 15 Millionen Euro bewegen.

Neben Vertretern von ABB steigt auch i5growth-CEO Simona Huebl im Rahmen des Investments in den Aufsichtsrat von Payuca ein. Das frische Kapital möchte das junge Unternehmen verwenden, um im deutschen Markt in weitere Großstädte zu expandieren. In der deutschen Bundeshauptstadt Berlin ist Payuca seit Herbst 2022 aktiv. (stm, 22.2.2023)