Reza Pahlavi bei einem Panel bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

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Die iranische Opposition in der Diaspora versucht, die Reihen zu schließen – und Reza Pahlavi, der älteste Sohn des 1979 durch die Revolution gestürzten Schahs Mohammed Reza Pahlavi, wird zum Gesicht, das mehr als die anderen in der westlichen Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Für viele der aus linken politischen Traditionen stammenden Exiliraner und -iranerinnen – die 1979 gegen die Monarchie aufstanden und denen die Revolution später von den Islamisten Ayatollah Khomeinis gestohlen wurde – beziehungsweise deren Nachkommen ist das nicht leicht zu schlucken. Aber in den sozialen Medien taucht der Satz "Reza Pahlavi, Kronprinz des Iran, ist mein Repräsentant" immer häufiger auf.

Der 62-jährige Pahlavi nahm auch an einem Iran-Panel bei der Sicherheitskonferenz in München teil und war ein gesuchter Interviewpartner, wobei er betont, dass er keine Rückkehr zur Monarchie im Iran anstrebe, jedoch für eine Übergangszeit zur Verfügung stünde. Bei einer Kundgebung der iranischen Opposition war aber nicht nur die königliche Fahne – Löwe mit Schwert – zu sehen, sondern auch Schilder mit dem Slogan "Nein zu den Mullahs, nein zum Schah".

Unterschlupf im Irak

Dahinter versammelte sich vor allem die Anhängerschaft der Volksmojahedin (Mojahedin-e Khalq), einer oppositionellen Gruppierung mit einer schillernden Vergangenheit. Obzwar islamistisch, wurde sie von Khomeini nach 1979 ausgebootet, grausam verfolgt – sie ist bis heute von Regimeterror bedroht – und fand ihrerseits im Irak Saddam Husseins Unterschlupf. In den USA und in der EU war sie zeitweise als Terrororganisation geführt.

Ihre Dachorganisation ist der Nationale Widerstandsrat des Iran von Maryam Rajavi, der vor allem einzelnen US-Repräsentanten als mögliche Alternative zum Regime erscheint: eine Vorstellung, die andere iranische Oppositionelle strikt zurückweisen.

Farah Diba tritt auf

Wie viel Gefolgschaft die Monarchisten einerseits und die Volksmojahedin andererseits im Iran selbst haben, ist schwer zu quantifizieren. Pahlavi scheint auch unter iranischen Kurden und Kurdinnen Anklang zu finden, hinter seinem Plakat bei Demonstrationen im Ausland taucht auch die kurdische Fahne auf. Andere finden vor allem die Interviews seiner inzwischen 84-jährigen Mutter Farah Diba irritierend, die von einer "Rückkehr" in einen freien und demokratischen Iran träumt. Die iranische Monarchie vor 1979 war zwar von Modernisierung geprägt und eng mit den USA alliiert, aber eine Diktatur.

Reza Pahlavi, der in den USA lebt, scheint die Notwendigkeit zu sehen, Differenzen innerhalb der Opposition, die manchmal sehr heftig und auch untergriffig ausgetragen werden, zu überbrücken. Anfang Februar fand in Washington deshalb eine Veranstaltung mit dem Titel "Die Zukunft von Irans Demokratiebewegung" statt, in der acht prominente Exilvertreter und -vertreterinnen auftraten bzw. zugeschaltet waren, unter anderen Pahlavi.

Appell von Shirin Ebadi

Die Frauen sind die bekannte und vom Regime verfolgte Aktivistin Masih Alinejad, die Schauspielerinnen Nazanin Boniadi und Golshifteh Farahani und die Friedensnobelpreisträgerin und Juristin Shirin Ebadi – die 1979 wie die meisten jungen Intellektuellen die antimonarchistische Revolution begrüßte und als Richterin bald von den antifeministischen Folgen getroffen wurde. Auch sie appellierte an die Einheit aller Iraner und Iranerinnen, ohne die ein Umsturz nicht möglich sei.

Die Männer der Gruppe sind neben Pahlavi der ehemalige Kapitän der iranischen Nationalmannschaft, Ali Karimi (er war allerdings nicht anwesend), der Chef der kurdischen Komala-Partei, Abdullah Mohtadi, und Hamed Esmaeilion. Esmaeilion verlor beim irrtümlichen Abschuss eines Zivilflugzeugs am Flughafen Teheran durch die Revolutionsgarden am 8. Jänner 2020 seine Frau und seine Tochter.

Charta der Opposition erwartet

Ende Februar soll eine Charta veröffentlicht werden, in der die Opposition nicht nur ihre Werte und Forderungen darlegt, sondern auch ihre Pläne und Vorstellungen für einen demokratischen Übergang im Iran. Die Gruppe will sich auch als Ansprechpartner für westliche Regierungen etablieren – die die Proteste im Iran meist nur mehr in Nebensätzen erwähnen und wenig Kontakt zur Opposition suchen.

Es ist zugleich eine Stärke und Schwäche der Revolutionsbewegung im Iran, dass sie keine zentrale Führung hat – die das Regime ausschalten könnte, die jedoch auch außen und innen zur Orientierung dienen würde. Zwar gibt es eine starke Solidarität zwischen den einzelnen Gruppen, die sich gegen das Mullah-Regime auflehnen, aber ein gemeinsames Dach fehlt. (Gudrun Harrer, 23.2.2023)