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1.) Es wird zu wenig Abstand gehalten

Dicht auffahren gehört zu den größten Fehlern, die Autofahrerinnen und Autofahrer machen. Damit ärgern sich die Lenker nicht nur wechselseitig. Nein, auch beim Überholen von Radfahrerinnen und Radfahrern wird viel zu wenig Abstand gehalten. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch gefährlich.

Besonders brenzlig wird die Situation, wenn der Vordermann – motiviert durch den Drängler – auf die Bremse tippt. Passiert das ohne weiteren ersichtlichen Grund und kommt es dadurch zu einem Unfall, dann wird es erst richtig unlustig. Weil dann wohl beide eine Teilschuld aufgebrummt bekommen.

Der Gesetzgeber ist beim Mindestabstand zwischen zwei Autos generös und will, dass dieser ausreichend ist. Die Exekutive straft bei einem Abstand unter einer Sekunde, Fahrtechniker empfehlen einen Abstand von mindestens zwei Sekunden.

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2.) Müll wird aus dem Fenster geworfen

Für manche Autofahrer ist die Welt anscheinend eine einzige, riesige Müllhalde. Kaum ist die Zigarette fertig geraucht, fliegt sie auch schon aus dem Fenster. Der Stummel stinkt zu sehr, als dass man ihn im Auto haben wollte. Die glühenden Flugobjekte werden zum Schmerzpunkt für Motorradfahrer – erst recht, wenn das Visier offen ist. Von der Brandgefahr in einem trockenen Sommer brauchen wir erst gar nicht zu reden.

Autobahnauf- und -abfahrten sind Sammelplätze, um das geringe Maß an kulinarischer Finesse jener Menschen zu belegen, die ihren Müll gern aus dem Fenster werfen. Besonders häufig findet man mit Resten volle Papiersackerln vom Schachtelwirt und Energydrink-Dosen. Wie sich die Häufung kleiner geleerter Schnapsfläschchen erklären lässt, das versuchen wir noch rauszufinden.

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3.) Falschparken gilt als Kavaliersdelikt

Wer viel auf sich hält, nimmt sich auch seinen Raum. Beim Parken merkt man das besonders, wenn jemand zwei Parkplätze für sein Auto beansprucht. Eh sinnvoll, dann kann einem nicht so einfach wer die Tür ins geliebte Brummbrumm hauen – und das Ein- und Aussteigen fällt auch leichter.

Heikler wird die Sache, wenn der Bolide in den Gehsteig oder auf den Radweg ragt. Dann drohen auch Strafen. Ebenso, wenn man Einfahrten zuparkt. "Da habe ich noch nie jemanden rausfahren gesehen!" ist zwar eine gängige Begründung, sie gilt aber nicht.

Ähnlich sieht es beim Parken in zweiter Spur aus. Auch wenn der Aufenthalt nur kurz ist, etwa weil man eh nur zum Bankomat geht – ein Verkehrshindernis ist man trotzdem. Die Profis des Haltens in zweiter Spur machen dann gleich noch ein Vergehen: siehe 4.

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4.) Motor im Stand laufen lassen

Eigentlich muss das jedem komfortverwöhnten Menschen klar sein, warum man ein Auto im Stand laufen lässt: im Winter, damit es drinnen warm bleibt, im Sommer, damit es drinnen nicht warm wird. Dazwischen reicht als Ausrede, dass es eh nur kurz dauert und man nicht will, dass der Motor von den vielen Starts verschleißt.

Wer so kurze Strecken fährt, dass er sich Sorgen machen muss, dass ob der oftmaligen Starts das Herz des Boliden Schaden nehmen könnte, sollte sich auch um seine eigene Pumpe sorgen. Denn dann liegt der Verdacht nahe, dass man einige dieser Wege auch gut zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen könnte. Wer fit ist, hält außerdem kleine Temperaturschwankungen besser aus.

Vor allem das Warmlaufenlassen eines eiskalten Verbrenners während des Eiskratzens ist besonders schlecht für den Motor.

5.) Ignorieren des Zebrastreifens

Wenn es der selbstbewusste Autofahrer, die egoistische Lenkerin eilig hat, dann ignoriert er oder sie schon einmal, dass sich jemand einem Zebrastreifen nähert. Denn klar, das Auto abzubremsen und zu warten, bis eine Person die Straßenseite gewechselt hat, ehe man wieder losfährt, kostet Zeit und Energie. Da hat der Fußgänger weit weniger Verluste, wenn er wartet, bis die Straße frei ist. Zum Glück werden Kinder schon früh darauf aufmerksam gemacht, dass sie nicht einfach so über den Zebrastreifen gehen dürfen – obwohl sie das können sollten.

Wie bei fast allen hier angeführten Punkten ist der Gesetzgeber auch hier nicht auf der Seite der Egoisten. Das macht jenen, die Regeln ignorieren, nur leider wenig aus. Die Straßenverkehrsordnung gilt für sie nämlich nur, wenn ein Gesetzeshüter gut sichtbar deren Einhaltung auch kontrolliert.

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6.) Aufs Betätigen des Blinkers wird gern vergessen

Es gibt ein paar abstruse Begründungen, warum man den Blinker nicht betätigt. Etwa: "Geht ja keinen was an, wo ich hinfahre", das sei mehr oder weniger ein Verstoß gegen Datenschutzregelungen. Jene, die unter dem Nichtblinken leiden, fragen sich indes scherzhaft, ob in diversen Luxuswagen der Blinker womöglich ein kostenpflichtiges Extra sei, das beim Kauf vergessen wurde anzukreuzen.

Am besten sind jene Egoisten, die, statt zuvor zu blinken, einfach auf die Bremse steigen und dann seelenruhig eine Parklücke suchen oder abbiegen. Manchmal kann es aber auch sein, dass es gar nicht Egoismus ist, warum Autofahrer nicht blinken. Mitunter ist mancher vielleicht einfach überfordert.

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7.) Vorrangregeln gelten nicht, etwa bei Autobahnauffahrten

Der Fließverkehr auf der Autobahn oder Schnellstraße hat Vorrang. Das wissen auch Egoisten. Wenn sie allerdings selbst auf eine solche auffahren, vergessen sie das gerne. Dann wird schon auch einmal gehupt oder gedrängelt, wenn ein Auto von der ersten Spur nicht sofort auf die zweite fährt – wurscht ob dort Platz ist oder nicht.

Auch bei der Einfahrt in Kreisverkehre kann man beobachten, dass mitunter die kleinste Lücke genutzt wird, um sich reinzuzwicken. Ob die anderen abbremsen müssen, ist egal. Das Chaos, das der Egoist damit verursacht, liegt ja hinter ihm. Bei Kreuzungen machen sie Ähnliches: erst rausfahren und dann gemütlich weiterzuckeln. Sollen die anderen halt bremsen.

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8.) Telefonieren beim Autofahren

An diesem Beispiel merkt man, wie die Welt sich verändert. Wenn vor zwanzig Jahren jemand Schlangenlinien fuhr, besonders langsam und unsicher unterwegs war und sich eher an der Mittel- als an der Randlinie orientierte, war ziemlich sicher, dass die Lenkerin oder der Lenker alkoholisiert ist.

Heute schaut das anders aus. Da kann auch gut sein, dass jemand einfach nur telefoniert, eine Nachricht schreibt oder schnell was am Smartphone im Internet checkt. Auch wer sich allzu intensiv mit dem noch nicht vertrauten Infotainment beschäftigt, zeigt ähnliche Ausfallserscheinungen.

Beim ÖAMTC machen Mehrphasen-Führerschein-Teilnehmer einen Test. Sie bekommen eine Aufgabe fürs Smartphone, während sie einen einfachen Slalom durchfahren sollen. Die Ergebnisse sind eindeutig. Beides gleichzeitig geht nicht.

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9.) Nebelschlussleuchte als Dauerbeleuchtung

Nun ist es bald wieder vorbei mit den roten Blendlichtern der vorausfahrenden Autos. Aber der nächste Herbst und das Nebelwetter kommen sicher wieder.

Nebelschlussleuchten sind sinnvoll. Dann, wenn starker Nebel herrscht. Ist es aber nur leicht neblig oder die graue Suppe verschwunden, ist die Nebelschlussleuchte auszuschalten. Manche machen das aber nicht – Vergesslichkeit oder Ignoranz?

Als Faustregel mag gelten: Sehe ich die Abblendlichter des hinter mir fahrenden Fahrzeugs, dann blende ich ihn mit meiner Nebelschlussleuchte. Auf wenig befahrenen Strecken, wo man nicht immer jemanden hinter sich hat, mag es vielleicht lästig sein, das Licht immer ein- und ausschalten zu müssen. Aber genau dafür ist der Schalter nun einmal da.

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10.) Überholen und dann gleich rechts abbiegen

Umfragen zeigen, dass mehr als die Hälfte der heimischen Autofahrerinnen und Autofahrer der Meinung sind, dass sie besser fahren als der Rest. Die Allerbesten unter ihnen zeichnen sich auch aus, indem sie einen auch dann noch schnell überholen, wenn sie gleich danach rechts abbiegen müssen. Logisch, bessere Autofahrer fahren schneller als der Rest! Klar müssen sie dann nach dem Überholen bremsen und vor einem reinschneiden. Aber wieder einmal gilt: Was kümmert mich, was hinter mir ist.

Ein gutes Beispiel ist dafür jene Stelle, wo die Südautobahn in die Südosttangente übergeht und rechts die S1 abbiegt. Weil sich dort so viele im letzten Moment von der äußerst linken auf die ganz rechte Spur einreihen müssen, staut es sich fast täglich im Frühverkehr. (Guido Gluschitsch, 24.2.2023)