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Trotz diverser Probleme können staubsaugende Roboter Reinigungsarbeit abnehmen.
Foto: Kemal Yildirim / Getty

Ein Automat, der lästige Pflichten im Haushalt übernimmt: Das gehört nicht erst seit der Erfindung der Staubsaugerroboter zum Alltag. Seit Jahrzehnten werden auch Waschmaschinen immer praktischer zu bedienen, nach dem Selbstkurbeln der Wäschetrommel wurde Letztere durch Elektrizität mobil. Heute lässt sie sich sogar auf einen bestimmten Waschbeginn programmieren und per App fernsteuern.

Doch welche Aufgaben des Alltags haben noch großes Potenzial, automatisiert und von künstlicher Intelligenz erleichtert zu werden? Das beschäftigte ein Team an Forschenden, die nun die Einschätzung von Fachleuten zum Thema im Fachmagazin "Plos One" veröffentlicht haben. Die beeindruckende Prognose: Innerhalb der kommenden zehn Jahre könnte uns die Automatisierung durchschnittlich 39 Prozent der Zeit, die wir für eine Haushaltserledigung aufwenden, sparen.

Optimistische Prognosen

Das Forschungsteam um Ekaterina Hertog von der Universität Oxford holte dafür die Einschätzungen von 65 KI-Expertinnen und -Experten aus Japan und Großbritannien ein. Sie wurden gefragt, für wie automatisierbar sie 17 verschiedene Haus- und Pflegearbeiten in der kommenden Dekade halten. Am einfachsten ließe sich ihrer Einschätzung nach das Einkaufen von Lebensmitteln automatisieren (zu 59 Prozent). Die größten Schwierigkeiten würden sich hingegen bei der Kinderbetreuung auftun, die sich nur zu 21 Prozent automatisch ersetzen ließe.

Die Infografik zeigt, welche Alltagsaufgaben Fachleuten zufolge in welchem Maß automatisierbar wären. Der obere Wert gibt die "Automatisierbarkeit" in Prozent an. Der untere Wert zeigt, wie viel Prozent der für eine Aufgabe aufgewandten Zeit sich durch Automatisierung einsparen ließen. Die roten Balken stehen für Veränderungen der kommenden fünf Jahre, die violetten für die kommenden zehn Jahre.
Bild: Anne-Lise Paris (www.in-graphidi.com), PLOS

Im Durchschnitt ergibt sich ein Wert von 39 Prozent an Zeit, die aktuell mit einer Haushaltsarbeit zugebracht wird und die durch automatisierte Arbeit übernommen werden könnte. Die britischen Fachleute waren etwas optimistischer und prognostizierten eine Zeitersparnis von 42 Prozent, die japanischen Kolleginnen und Kollegen gehen im Schnitt von 36 Prozent aus. Dies kann dem Studienteam zufolge daran liegen, dass in Großbritannien technologischer Fortschritt eher mit der Möglichkeit in Verbindung gebracht wird, Arbeit zu ersetzen.

Fachleute im Vergleich

Auch waren die männlichen KI-Experten im Vereinigten Königreich optimistischer als ihre Kolleginnen. Dies deckt sich mit der Beobachtung, dass Männer generell dazu neigen, Technologie optimistischer zu bewerten. In Japan hingegen haben die KI-Expertinnen höhere Hoffnungen in die Automatisierung von Alltagspflichten.

Frühere Umfragestudien unter Britinnen und Briten zwischen 15 und 64 Jahren deuten darauf hin, dass diese 43 Prozent ihrer Lern- und Arbeitszeit dafür aufwenden, unbezahlter Hausarbeit nachzugehen. Damit sind sowohl Aufgaben wie Kochen, Abspülen und Putzen gemeint als auch Care-Arbeit, also das Kümmern um Kinder oder Ältere – allesamt Arbeiten, die auch von bezahlten Arbeitskräften oder bestimmten Gütern erledigt werden könnten.

Mehr Arbeit von Frauen übernommen

Auch ein Geschlechtervergleich bietet sich beim Thema Haus- und Care-Arbeit an. In Österreich zeigte die bereits etwas ältere Zeitverwendungsstudie von 2008, dass Frauen zwei Drittel der unbezahlten Arbeit erledigen. In Großbritannien bringen Männer im erwerbsfähigen Alter ungefähr halb so viel Zeit mit Care- und Hausarbeiten zu wie gleichaltrige Frauen. In Japan wenden Männer sogar nur 18 Prozent der Zeit auf, die Frauen für Haushalts- und Care-Pflichten nutzen. Womöglich spielt dieses Geschlechterverhältnis auch eine Rolle bei der unterschiedlichen Bewertung der Fachleute, was Automatisierbarkeit angeht.

Wie sich an der kleinen Stichprobe erkennen lässt, ist die Studie nicht statistisch repräsentativ für die Branche. Dennoch bezeichnen die Autorinnen und Autoren die Analysen als interessant – auch was die kulturellen und Geschlechterunterschiede angeht. Ebenso sei eine große Diversität in diesen Bereichen wichtig für Forschung auf dem Gebiet, die auch die Zukunft der Arbeit mitgestalten könne. (Julia Sica, 23.2.2023)