Im Gastblog analysieren Aggelos Soteropoulos und Florian Pühringer, wie sehr sich falsch geparkte Autos auf den öffentlichen Verkehr in Wien auswirken.

Die Wiener Linien haben erst kürzlich die Intervalle von Straßenbahnen und Bussen verlängert. Für längere Wartezeiten bei den Öffis sind jedoch nicht nur kalkulierte Intervallverlängerungen aufgrund von personellen Herausforderungen bei den Wiener Linien verantwortlich. So berichtete der STANDARD bereits über die Zunahme von außertourlichen beziehungsweise unerwarteten Störungen in den letzten Jahren.

Manche Straßenbahnen lassen auf sich warten – der Grund dafür ist aber nicht immer ein hausgemachter.
Foto: Wiener Linien

Zu diesen unerwarteten Störungen gehören vor allem Verkehrsunfälle, Polizei- und Rettungseinsätze, schadhafte Fahrzeuge und nicht zuletzt auch falsch geparkte Autos. Letztere stellen den öffentlichen Verkehr nicht nur in Wien, sondern ebenso in anderen Städten immer wieder vor Herausforderungen und führen zu Frust bei den Fahrgästen, der sich auch in den sozialen Medien zeigt.

Dabei ist ein funktionsfähiger und attraktiver öffentlicher Verkehr nicht zuletzt ein wichtiges Puzzleteil bei der Mobilitätswende.

Mehr als drei Störungen pro Tag

Die außertourlichen Störungen werden auf f59.at dokumentiert. Die Aufzeichnung der Daten erfolgt automatisiert aus der Open-Data-Schnittstelle der Wiener Linien. Ein Blick auf die gesamten Störungen der Wiener Linien zeigt, dass es im vergangenen Jahr allein durch Falschparken zu 1.243 Störungen kam – umgerechnet mehr als drei Störungen pro Tag. Berücksichtigt man die Störungen aufgrund von Verspätungen nicht, ist dies ein Anteil von 14 Prozent an allen Störungen.

Besonders betroffen von falsch geparkten Autos – so die Zahlen des letzten Jahres – sind Straßenbahnen, da diese in der Regel nicht ausweichen können. Fast zwei Drittel (65 Prozent) aller Störungen durch Falschparken im vergangenen Jahr betrafen Straßenbahnen, 35 Prozent Busse.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Bei den Straßenbahnen gibt es die meisten Störungen durch falsch abgestellte Autos auf der Linie 42, die vom Schottentor bis zur Antonigasse im 18. Bezirk verkehrt, sowie auf der Linie 9, die zwischen dem Westbahnhof und der Station Gersthof unterwegs ist. Etwas mehr als vier von zehn Störungen der Straßenbahnen aufgrund von Falschparken entfielen im vergangenen Jahr auf diese beiden Linien. Weitere Straßenbahnlinien, die mit solchen Störungen im vergangenen Jahr häufig konfrontiert waren, sind die Linien 41, 40 und 5 sowie die Linien 37, 60 und 49 (nach Häufigkeit von Störungen gereiht).

Bei den Autobussen ist vor allem die Linie 13A, die zwischen der Alser Straße beziehungsweise Skodagasse im 8. Bezirk und dem Hauptbahnhof unterwegs ist, von Störungen durch Falschparken betroffen. Fast ein Fünftel solcher Störungen entfiel auf die Linie 13A. Weitere von Störungen durch Falschparken betroffene Autobuslinien sind der 15A, der 12A und der 9A.

Eine räumliche Betrachtung der Störungen durch Falschparkende, bei denen in der Störungsmeldung die genaue Adresse bekannt ist, zeigt, dass diese bei den Straßenbahnen speziell im 18. Bezirk und 17. Bezirk auftreten. Hotspots finden sich auch im 8. Bezirk sowie im 7. und 13. Bezirk. Bei den Autobussen sind Hotspots vor allem im 12. und 15. Bezirk sowie in den Innenbezirken 1, 4, 5 und 6 erkennbar.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Blickt man allein auf die Störungen durch falsch geparkte Autos bei Straßenbahnen und zieht hierzu die in den Meldungen zu den Störungen genannten Straßen heran, wird deutlich, dass die meisten Störungen im vergangenen Jahr in der Kreuzgasse, der Hormayrgasse und der Währinger Straße im 18. Bezirk auftraten. Insgesamt mehr als vier von zehn Störungen durch Falschparken bei Straßenbahnen traten hier auf. Weitere Straßen mit häufigen Störungen sind die Kaiserstraße im 7. Bezirk, die Preyergasse im 13. Bezirk und die Radetzkystraße im 3. Bezirk.

Foto: Pühringer/Soteropoulos

Maßnahmen durch Umgestaltung

Den Wiener Linien ist das Problem durchaus bekannt. So wurde in den letzten Jahren bereits versucht, Hotspots von Störungen durch falsch abgestellte Autos zu reduzieren. Beispielsweise wurden in der Blindengasse, in der Hormayrgasse und in der Döblinger Hauptstraße umfangreiche Umgestaltungen vorgenommen, wodurch laut Wiener Linien die Blockierungen deutlich reduziert werden konnten: In der Blindengasse beispielsweise, wo Anfang 2020 der Gehsteig verbreitert wurde, sank die Anzahl der Verspätungen durch Falschparken laut Wiener Linien von 100 im Jahr 2019 auf nur 13 (bis Mitte Dezember 2020).

Ein Blick auf die Störungen des letzten Jahres zeigt jedoch, dass zukünftig solche Maßnahmen noch verstärkt nötig sind. Vor allem bei Hotspots sollten Parkplätze im öffentlichen Raum deutlich reduziert werden. Die Stadt Basel beispielsweise führt aktuell eine Auflassung von Parkplätzen entlang von Straßenbahngleisen durch, da dies nicht nur die Anzahl der falsch geparkten Autos reduziert, sondern auch die Sicherheit von Radfahrern und Radfahrerinnen erhöht. Denn oftmals steht für diese auf der Fahrbahn nur wenig Platz zwischen Straßenbahngleisen und parkenden Autos zur Verfügung. Die Transformation der begrenzten Straßenflächen weg von Abstellplätzen für Pkws speziell an Hotspots schafft Synergien für die Förderung des Zufußgehens und Radfahrens, erhöht die Zuverlässigkeit der öffentlichen Verkehrsmittel und ist so letztlich auch ein wichtiger Baustein für die Mobilitätswende.

Speziell vor dem Hintergrund immer breiterer Pkws erscheinen diese Maßnahmen von besonderer Relevanz. Auch eine stärkere Bewusstseinsbildung, dass die Betonplatten, auf denen die Gleise liegen, immer frei bleiben müssen und die Seitenspiegel eingeklappt werden sollten, ist von Bedeutung. Nicht zuletzt geht es auch um eine entsprechende Rücksichtnahme und Miteinander im Straßenverkehr. (Aggelos Soteropoulos, Florian Pühringer, 24.2.2034)