Es ist einige Zeit her, dass der Trainingsanzug Gegenstand dieser Kolumne war. Dabei handelt es sich bei dem Zweiteiler doch um ein Kleidungsstück, das seit Jahr und Tag seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt. Der Jogginganzug begleitet uns ins Fitnessstudio, in die Zoom-Konferenz und so manchen sogar ins Büro. Noch wichtiger aber: Er sitzt auch mit auf dem Sofa, wenn es uns nicht gut geht. In wenig kuscheligen Zeiten mag der Zweiteiler aus Velours für manchen sowas wie ein Haustierersatz sein.

Paris Hilton, seit den 2000er-Jahren Trägerin von Jogginganzügen, weiß um diese Qualitäten selbstverständlich schon lange: "Es ist eines dieser Mode-Pieces, in denen sich jeder wohlfühlt", ließ sie vor kurzem wissen.

Emily Ratajkowski beim Besuch der Balenciaga-Show.
Foto: Balenciaga/ German Larkin

Nun könnte man sagen: Kein Wunder, sie verkauft die Teile ja auch. Ein Stück Wahrheit ist dennoch dran. Warum würde es sonst Generationen übergreifend so viele Trainingsanzugträger und -trägerinnen geben? Und nein, nicht nur in Berlin, der gefühlten Hauptstadt des Jogginganzugs. Wurde der Trainingsanzug in den 1950er-Jahren hauptsächlich von Profisportlerinnen und -sportlern getragen, hat man heute das Gefühl, die Welt sei voll von ihnen.

Da wären beispielsweise Model und Autorin Emily Ratajkowski, die beim Besuch einer Balenciaga-Show in einem XL-Modell versank, Justin Bieber und Hailey Baldwin, die auf ebenso luftige Teile setzen, Pete Davidson, der die bequemen Dinger ab und an sogar auf dem roten Teppich anzog, US-Schauspielerin Eva Longoria, die sich in ihnen zu verstecken scheint oder Madonna, die jene Modelle mit den drei Streifen bevorzugt.

Comedian Pete Davidson und Schauspielerin Kaley Cuoco.
Foto: Evan Agostini/Invision/AP
US-Schauspielerin Eva Longoria, unterwegs in voller Montur.
Foto: IMAGO/Cover-Images

Aber nicht nur das. Das Kleidungsstück, das lange genug als schlecht sitzende Uniform galt, wurde in "The Royal Tenenbaums", "Squid Game" und den "Sopranos" filmisch verewigt und ist ein Dauerbrenner: Fidel Castro feierte in einem Modell seinen 90. Geburtstag, Nelson Mandela zeigte sich in der Öffentlichkeit in Ballonseide, die "Süddeutsche Zeitung" attestierte Barack Obama selbst im Jogginganzug "eine gewisse Staatsmännigkeit".

Michael Imperioli im Ballonseidenanzug, gemeinsam mit Joe Pantoliano 2002 in der Serie "Sopranos".
Foto: imago images/Mary Evans

Kurz gesagt: Es gibt wirklich nichts, was uns an unserem bequemsten Anzug peinlich sein sollte. (feld, 23.2.2023)