Das Spiel zeichnet eine glorreiche Welt rund um die Supermacht UdSSR.

Foto: Mundfish

Man solle doch bitte das neue Action-Spiel "Atomic Heart" von allen gängigen Online-Games-Plattformen entfernen. Diesen Wunsch äußerte überraschend der ukrainische Minister für Digitalisierung kürzlich gegenüber mehreren Medien, darunter "PC Games N". Grund dafür seien die "russischen Wurzeln" und die "Romantisierung des Kommunismus". Außerdem seien die Einnahmen ein Beitrag für den "Krieg gegen die Ukraine". Abseits dieser Vorwürfe wies das Ministerium auch daraufhin, dass Daten der Spielerinnen und Spieler laut Entwickler-Website an russische Behörden wie den FSB weitergegeben werden dürfen.

Supermacht UdSSR

Erst vor wenigen Tagen ist das Spiel "Atomic Heart" vom Entwickler Mundfish erschienen, welches in einer alternativen Realität des Jahres 1955 spielt. Präsentiert wird eine noch intakte UdSSR, die zu einer utopischen Supermacht gewachsen ist, in der alle Einwohner gleichberechtigt sind und die Kolonialisierung anderer Planeten kurz bevor steht. Finanziert und entwickelt wurde das Spiel in Russland.

Um die Vorwürfe besser verstehen zu können, muss man sich ein paar Zusammenhänge näher anschauen.

Das prorussische Videospiel wird in Russland exklusiv über die Plattform VK Play vertrieben, eine Tochter der VK Group, die von Vladimir Kiriyenko geleitet wird, dem Sohn eines Ex-Ministers unter Präsident Putin. Das gesamte VK-Netzwerk ist das populärste Social-Media-Netzwerk Russlands, dessen Eigentümer Gazprom heißt. Dieses gehört mehrheitlich dem russischen Staat. So verwundert es nicht, dass der CEO des Entwicklerstudios Mundfish einmal Creative Director bei einer VK-Subfirma war.

Zu den Investoren hinter Mundfish gehört neben dem chinesischen Games-Giganten Tencent auch GEM Capital. Der Gründer von GEM Capital, Anatolly Pally, war hochrangiger Manager bei Gazprom.

Laute Vorwürfe

Das ukrainische Ministerium wirft dem Studio ebenfalls vor, sich öffentlich noch nicht gegen die Invasion des Nachbarlandes geäußert zu haben. Stattdessen habe man Ende 2022 ausschließlich russische Presse ins Studio geladen und dort Banner im Stile der Sowjetunion aufgehängt, die populistische Sprüche trugen. In Social Media wurde diese Veranstaltung mehrfach aufgegriffen. Oftmals kam der Vorwurf, man solle sich lieber mit dem aktuellen Blutvergießen beschäftigen und sich nicht in romantische Fiktion flüchten.

Offiziell liegt das Hauptquartier des Studios mittlerweile in Zypern, entwickelt wurde das Spiel aber zu großen Teilen in Russland, wie eine Studiotour verrät. Auf der Website spricht man zumeist von einem "internationalen Team", das an dem Spiel gearbeitet hat.

In der Ukraine ist das Videospiel bereits verboten – nun will man diese "limitierte Distribution" von "Atomic Heart" auch im Rest der Welt anstoßen. (aam, 23.2.2023)