Ringo Starr spielte nicht mit den Stones – schlechtes Timing oder Todesangst?

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Über Jahrzehnte hinweg musste man sich entscheiden: Beatles oder Rolling Stones? Das schien ein Gesetz zu sein, wurde als Grabenkampf inszeniert, von den Fans mitunter ins Konfessionelle übertrieben. Dabei haben die meisten ohnehin beides gehört. Satisfaction ganz ohne I Wanna Hold Your Hand? Das wirkt ein bisserl gar egoistisch und triebgesteuert.

Außerdem gab es gar kein Entrinnen, denn die Musik beider britischer Bands lief im globalen Radio rauf und runter. Im Partykeller wurde bei Hey Jude im Engtanz geschmust, das Versprechen Let’s Spend the Night Together war wie eine Karotte vor dem Hosentürl.

Nur Exzentriker drückten sich um die Entscheidungsfrage mit weltfremden Antworten wie "Beach Boys" oder "Kern-Buam" – und riskierten so, von Mopedrockern mit aufgedruckten roten Zungen am Jeansgilet durchs Dorf gejagt zu werden. Natürlich zu Recht.

Alternative Fakten

Dass diese Rivalität zwischen den beiden Bands gar nie bestand, war egal, nicht bekannt oder wurde als frühe Form alternativer Wahrheit abgetan, mit der man als der Wissenschaft verpflichteter Pilzkopf nichts zu tun haben wollte.

Diese Woche kam es dann zu einer erstaunlichen Meldung. Die noch lebenden Beatles Paul McCartney und Ringo Starr würden mit den noch lebenden Rolling Stones – gemeint waren Keith Richards und Mick Jagger – gemeinsam Musik machen.

Da kämpften manche mit den Tränen der Rührung, andere wurden daran erinnert, dass diese Helden noch unter uns weilen – andere waren angetan von der gelebten Form beidseitiger Altersmilde, nie wurde eine schönere Brücke errichtet.

Ein Tropfen Wermut

McCartney bestätigte das Gerücht schließlich als stichhaltig. Er sei in Los Angeles ins Studio gegangen, um mit Jagger, Richards und Co aufzunehmen und für einen Song einen Sir-Paul-Basslauf beizusteuern. Im selben Atemzug übermittelte er jedoch einen Tropfen Wermut. Anders als vermeldet, sei Ringo Starr nicht zugegen gewesen.

Vielleicht erinnerte der sich an Jaggers Versprechen, dass man die Stones nur im Sarg verlasse. Ob Paul McCartney sich dessen bewusst war, ist nicht gewiss. Eine Würdigung seiner ist sicherheitshalber in Vorbereitung. (Karl Fluch, 23.2.2023)