Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat der Inflation in der Eurozone einen Schub verliehen. Während die Teuerung in der Eurozone inzwischen aber wieder sinkt, steigt sie in Österreich hingegen weiter. Was sich Anfang Februar bereits abgezeichnet hat, ist mit den offiziellen Daten der Statistiker nun amtlich: Die Inflation in Österreich hat sich zu Jahresbeginn sogar nochmals beschleunigt. Mit 11,2 Prozent erreichte sie im Jänner den höchsten Stand seit dem Jahr 1952 und ist gegenüber der ersten Schnellschätzung von 11,1 Prozent sogar noch um 0,1 Prozentpunkte gestiegen.

Für den täglichen Einkauf im Supermarkt müssen Konsumenten und Konsumentinnen derzeit deutlich tiefer in die Tasche greifen als vor einem Jahr.
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Angetrieben wurde der Preisauftrieb von der Haushaltsenergie, wo hohe Netzkosten für einen Kostenanstieg sorgten. Der Sprung bei Haushaltsenergie lag im Vergleich zum Vorjahresmonat bei gut 51 Prozent. Ohne Strompreisbremse, Netzkostenzuschuss und andere staatliche oder länderspezifische Abfederungsmaßnahmen wäre die Belastung für die Haushalte noch höher gewesen. Die Energiepreise sind naturgemäß auch für Unternehmen drastisch gestiegen, die mittlerweile die Kosten an die Haushalte weitergereicht haben.

Anstieg bei Nahrung

"Preiserhöhungen gab es auch bei vielen anderen Waren und Dienstleistungen, etwa bei Nahrungsmitteln", stellte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Donnerstag fest und ergänzte: "Der zum Jahresende rückläufige Preisdruck bei Treibstoffen ließ im Jänner nicht mehr weiter nach." Das bildet sich auch im sogenannten Miniwarenkorb ab, der im Bereich des wöchentlichen Einkaufs neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Benzin und Diesel umfasst: Dessen Preisniveau lag im Jänner um 12,9 Prozent über dem Vorjahresmonat. Der tägliche Einkauf, den die Statistiker mit dem Mikrowarenkorb erfassen, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen oder den Kaffee im Kaffeehaus enthält, wurde im Jahresabstand sogar um knapp 17 Prozent teurer.

"Etliche Menschen müssen jeden Euro zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgeben. Daher landen vermehrt billige Produkte im Einkaufswagen", schreibt die Arbeiterkammer (AK) dazu. Sie hat im Dezember und Jänner eigene Preiserhebungen durchgeführt und will darin einen "Preisschock beim Wocheneinkauf" erkennen. Besonders einst günstige Produkte seien empfindlich teurer geworden.

"Preiswerteste Produkte, vor allem Eigenmarken, sind manchmal in den Geschäften und Onlineshops nicht lieferbar oder vorhanden", ergänzt die AK. Die Folge seien Preiserhöhungen um rund ein Drittel bei den preiswertesten Lebens- und Reinigungsmitteln zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 in den Filialen. Ein 40 Produkte umfassender Warenkorb wurde der AK zufolge in diesem Zeitraum beim Diskonter Hofer um 39 Prozent teurer, wo der stärkste Preisauftrieb festgestellt wurde. Den geringsten Anstieg gab es bei Interspar – die Produkte wurden dennoch um fast 28 Prozent teurer.

Wer sich im Jänner eingekleidet hat, konnte dies zu günstigeren Preisen tun.

Für die meisten Verbraucher vermutlich wenig tröstlich: Manche Produkte werden gegen den Trend günstiger. So ist Butter im Vergleich zum Vorjahresmonat um fast ein Drittel teurer, gegenüber Dezember aber immerhin um 0,8 Prozent billiger. Bei Brot und anderen Getreideerzeugnissen zogen die Preise hingegen weiter an, wenn auch zuletzt langsamer. Deutlich günstiger kam es, zumindest im Vergleich zum Dezember, sich einzukleiden. Die Preise sind um etwa zehn Prozent gesunken. Alles in allem bleibt die Liste der Erzeugnisse, für die die Statistiker keine Preissteigerungen verzeichnen, überschaubar.

Wohlstandsverlust

Die staatlichen Energie- und Teuerungshilfen, die per Gießkanne verteilt wurden, gelten vielen Fachleuten zumindest als Mitverursacher der hohen Inflation. Der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo), Gabriel Felbermayr, hat noch einmal die Aus- und Nachwirkungen der Teuerung umrissen: Verglichen mit dem Jahr 2019 gebe es einen realen Wohlstandsverlust (siehe Grafik), der nicht nur heuer, sondern auch im kommenden Jahr anhalten werde.

Grafik: APA

Es ist eine toxische Mischung, die Österreich in die missliche Lage manövriert hat: Die Energieimporte aus Russland, die für Österreich immer noch von fundamentaler Bedeutung seien, hätten sich immens verteuert. Angestiegen sind die Energiepreise schon davor weltweit – unter anderem mit dem Hochfahren der Weltwirtschaft nach der Corona-Krise. Viel zu verdauen für eine kleine, offene Volkswirtschaft wie Österreich.

Der Alpenrepublik bescherte all das in den vergangenen Monaten einen – wenn auch durchaus unerfreulichen – Spitzenplatz. Unter 38 OECD-Ländern verzeichnete Österreich zwischen Dezember 2021 und Dezember 2022 den siebenthöchsten Anstieg der Inflation. (Regina Bruckner, Alexander Hahn, 23.2.2023)