Hans Niessl will die Einstellung von ORF Sport Plus nicht hinnehmen.

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Wien – Die Regierung oder, sagen wir, ihr türkiser Teil schreibt dem ORF ein Sparprogramm vor, der ORF präsentiert Sparmaßnahmen, und die Regierung oder, sagen wir, ihr grüner Teil spricht sich gegen diese Sparmaßnahmen aus. Österreich in einer Nussschale.

Wobei der Sport, dem von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann die Einstellung von ORF Sport Plus angedroht wurde, noch darauf wartet, dass sich neben der grünen Sportsprecherin Agnes Prammer auch der zuständige Minister Werner Kogler für ORF Sport Plus so ins Zeug wirft, wie sich Staatssekretärin Andrea Mayer für das Radio-Symphonieorchester (RSO) schon warf. Mag sein, Kogler wollte den Donnerstag abwarten, an dem das Präsidium der Bundessportorganisation Sport Austria in Wien weitere Schritte abstimmte.

"Der Sport braucht den ORF"

Sport-Austria-Präsident Hans Niessl trommelte auch da für eine Fortführung von ORF Sport Plus. "Der Sport braucht den ORF, und der ORF braucht den Sport", sagte er. Und: "Kürzen ist kein Programm." Niessl berichtete, dass ihn am Donnerstag sowohl Weißmann als auch Kogler angerufen hatten, um Gespräche zu vereinbaren. Diese Telefonate änderten nichts daran, dass das Sport-Austria-Präsidium an die ORF-Führung, den Publikums- und den Stiftungsrat einen offenen Brief schrieb, der die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Sports unterstreicht. Weißmann wird aufgefordert, bis 9. März ein Konzept zu präsentieren, wie es mit dem Sport im ORF oder – besser – mit ORF Sport Plus weitergehen soll. Zwei Wochen später trifft der Stiftungsrat zusammen, um endgültig zu entscheiden.

Die Verkündung der ORF-Einsparung wird als "undurchdachte Ho-ruck-Aktion" bezeichnet. Laut Sport Austria würde die Einstellung des Senders für etliche Sportarten einen Millionenschaden bedeuten. Die angekündigte Verlagerung vieler Inhalte auf ORF 1 klinge nur im ersten Moment verlockend – angesichts der Tatsache, dass viele Sportevents gleichzeitig stattfinden und schon jetzt an Wochenenden viele ORF-1-Sendetermine (etwa im Winter durch Ski) quasi sportlich besetzt sind. Die Conclusio stand auf einem Plakat, das Niessl präsentierte: "ORF Sport + Ein Muss!"

Auch Alternativen kosten

Kundige meinen, dass die seitens des ORF erhoffte Einsparung von acht bis zehn Millionen Euro viel geringer ausfallen könnte, weil auch Alternativen zu ORF Sport Plus einiges kosten würden. Damit wäre einerseits das angekündigte Streamingangebot gemeint, für das zunächst Ressourcen geschaffen werden müssten. Andererseits würden Sportproduktionen für ORF 1, wie viele auch immer tatsächlich zustande kämen, bedeutend mehr kosten als die aktuellen Produktionen für ORF Sport Plus. (Fritz Neumann, 23.2.2023)