Derzeit grassiert die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln.

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Vor wenigen Wochen hat ein Vogelgrippe-Ausbruch auf einer Nerzfarm in Spanien für Beunruhigung gesorgt, DER STANDARD berichtete hier. Weil sich das Virus innerhalb weniger Wochen auf dem gesamten Gelände ausbreitete, befürchten Fachleute, dass das Virus von Nerz zu Nerz übertragen wurde. Das wäre die erste beobachtete Übertragung zwischen Säugetieren.

Jetzt sorgt ein Todesfall in Kambodscha für Aufsehen, eine Elfjährige ist an dem Virus verstorben. Das Mädchen aus der ländlichen Region Prey Veng war am 16. Februar erkrankt, wie der "Spiegel" berichtet. Es wurde mit Husten, Halsschmerzen und 39 Grad Fieber zur Behandlung in ein Krankenhaus in der Hauptstadt Phnom Penh gebracht, wo am Mittwoch die Diagnose Vogelgrippe gestellt wurde. Wenig später sei das Mädchen im Krankenhaus gestorben. Laut den örtlichen Behörden ist das in Kambodscha der erste Fall seit 2014, bei dem sich ein Mensch mit dem Virus angesteckt hat.

Übertragung auf Menschen selten

Fachkräfte untersuchen nun Proben eines toten Wildvogels in einem Naturschutzgebiet in der Nähe des Hauses, in dem das Mädchen wohnte, so das kambodschanische Gesundheitsministerium. Die Behörde habe zudem die Bewohnerinnen und Bewohner im Vorfeld davor gewarnt, tote und kranke Vögel zu berühren, heißt es. Gesundheitsminister Mam Bunheng betonte, dass die Vogelgrippe ein besonders hohes Risiko für Kinder darstelle, die möglicherweise Haushühner füttern, deren Eier sammeln, Käfige reinigen oder mit den Tieren spielen. Die meisten Fälle von menschlichen Infektionen gehen auf engen Kontakt mit infizierten Vögeln zurück.

In der Regel ist das Virus für den Menschen allerdings ungefährlich. Nur in seltenen Fällen kann H5N1 auch auf Menschen übertragen werden und dann schwere Erkrankungen auslösen, in ganz seltenen Fällen ist eine Infektion tödlich. Behörden schätzen das Risiko für den Menschen deshalb als gering bis mittelschwer ein.

Größte dokumentierte Vogelgrippewelle

Zuletzt nahmen Befürchtungen zu, wonach das Virus mutieren und dann leichter von Mensch zu Mensch weitergegeben werden könnte. Viele stellten sich die Frage, ob die Vogelgrippe langfristig zu einer Pandemie beim Menschen werden könnte. DER STANDARD berichtete hier, dass man laut Fachleuten sicher nicht vor einer Vogelgrippe-Pandemie stehe. Die Sorge ist eine andere: Das H5N1-Virus gefährdet den Menschen in erster Linie nicht durch mögliche Ansteckung, sondern durch seinen Einfluss auf die Biodiversität, glauben Expertinnen und Experten.

Denn derzeit grassiert die größte jemals dokumentierte Vogelgrippewelle bei Vögeln – und das nahezu auf der ganzen Welt. Europa war nach Angaben europäischer Behörden im vergangenen Jahr so stark von H5N1 betroffen wie nie zuvor. Auch in Österreich wurden heuer bereits mehrere Fälle registriert. In Argentinien, wo sich die Vogelgrippe derzeit ausbreitet, wurde deshalb der Verkauf von lebenden Vögeln verboten. Auch Messen und andere landwirtschaftliche Veranstaltungen mit vielen Vögeln dürfen bis auf weiteres nicht stattfinden, weil Behörden befürchten, dass die Seuche von Wildvögeln auf die kommerzielle Tierzucht übergreifen könnte. Das würde zu hohem wirtschaftlichem Schaden führen, in Argentinien werden jährlich rund 740 Millionen Hühner geschlachtet. (poem, 24.2.2023)