Der Gürtel, der Favoritner Verteilerkreis, die Südosttangente und die Ringstraße – das sind nur einige der vielen Verkehrsrouten, die die Klimaaktivisten der Letzten Generation in ihrer Protestwelle in den vergangenen zwei Wochen in Wien blockiert haben.

VIDEO: Christian Rohr engagiert sich bei der "Letzten Generation". Er war schon Teil der Anti-Atombewegung und bei der Besetzung der Hainburger Au dabei. Warum er sich jetzt regelmäßig auf die Straße setzt und was seine Kinder davon halten, erzählt er dem STANDARD-Videoteam im Wiener Stadtpark.

DER STANDARD

Die Proteste waren in Österreich nichts Neues: Bereits in den Wochen und Monaten davor gab es immer wieder Aktionen. Für die Wiener Polizei sei die Protestwelle eine große Herausforderung gewesen: Die Planung derartiger Einsätze sei schwierig, da etwa Ort und Zeit bis zur Aktion ungewiss bleiben, heißt es von der Polizei auf Anfrage. Jeden Tag standen rund 100 Beamtinnen und Beamte abrufbereit zur Verfügung, um bei den Protesten schnell einschreiten zu können.

Am Freitag blockierten Personen der Letzten Generation unter anderem die Schüttelstraße und den Franz-Josefs-Kai.
Foto: APA/ Letzte Generation

Dabei konzentrierten sich die zusätzlichen Einsatzkräfte auf stark frequentierte Verkehrsrouten, um rasch vor Ort zu sein, sagt eine Sprecherin. In der ersten Woche des Protests wurden 57 Personen festgenommen, es gab 126 Anzeigen. Für die zweite Woche konnte die Polizei auf Anfrage noch keine Zahlen nennen.

Zuspruch und Ablehnung

Rund zwei bis drei Personengruppen hätten täglich für die Letzte Generation protestiert, sagt Daniel Sonnenbaum von der Aktivistengruppe im Gespräch mit dem STANDARD. In den nächsten Tagen und Wochen müssen diese Personen daher laut Sonnenbaum mit mehreren Anzeigen rechnen.

Bei der Letzten Generation sieht man aber wachsenden Zuspruch nach den vergangenen zwei Wochen. "In letzter Zeit gab es unter anderem hohe Einzelspenden", sagt Sonnenbaum. Erfreut ist die Gruppierung auch über die Unterstützung durch andere Gruppen bei den Protesten, etwa durch die Seniors for Future und Parents for Future. Zugleich sei aber auch die Bereitschaft der Autofahrerinnen und Autofahrer zu Handgreiflichkeiten gestiegen.

Die Letzte Generation kündigt bereits weitere Aktionen an: "Sollte die Bundesregierung weiterhin nicht handeln, sind die Menschen der Letzten Generation jedenfalls entschlossen, ihren friedlichen Protest für eine lebenswerte Zukunft am kommenden Montag fortzusetzen." Für Sonnenbaum sind auch "noch größere Protestwellen" denkbar, als es in den vergangenen zwei Wochen der Fall war.

Für den 3. März ruft außerdem Fridays for Future zum globalen Klimastreik auf. Auch in Österreich soll dabei wie im vergangenen September wieder für das Klima gestreikt werden – und zwar in Wien und sieben weiteren Städten. Die Klimastreiks gehen bereits in das vierte Jahr.

Zwei Drittel der Bevölkerung lehnen Klebeaktionen ab

Gerade die Blockaden im Frühverkehr sorgen bei vielen Menschen für viel Unmut. Für Aufsehen sorgte unter anderem das Verschütten von Pflanzenöl durch die Letzte Generation auf einer Fahrbahn.

Rund zwei Drittel der Bevölkerung lehnen die Klebeaktionen ab, ergab unterdessen eine Spectra-Integral-Umfrage mit rund 1.000 repräsentativen Personen. 53 Prozent würden demnach härtere Strafen für die Aktivisten begrüßen. Mehr als die Hälfte der Befragten finden es aber gut, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen – allerdings dürfe dabei niemand zu Schaden kommen. (Max Stepan, 24.2.2023)