Kleine Kinder lieben es, feste Nahrung zu entdecken. Um Stress zu vermeiden, kann immer wieder auch auf Gläschen und Fertigbreie zurückgegriffen werden.

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Wenn Babys größer werden, wächst auch ihre Neugier auf Essen. Egal, ob Babybrei oder Brokkoliröschen – wenn der Nachwuchs das erste Mal etwas anderes als Muttermilch bekommt, ist das für alle ein großes Erlebnis. Und natürlich wollen Eltern dabei alles "richtig" machen. Da wird häufig genau überlegt, was auf dem Teller der Babys landet. Hersteller von Baby- und Kindernahrung werben damit, dass ihre Produkte Bio-zertifiziert und strengen Kontrollen unterstellt sind. Und trotzdem passiert es immer wieder, dass in Babynahrung Spuren von Mineralöl, Schimmel und Arsen gefunden werden. Alles Dinge, die Eltern unter keinen Umständen in den Bäuchen der Babys haben möchten.

In einer von Öko-Test durchgeführten Untersuchung wurden 21 Breie für Babys unter die Lupe genommen. Elf davon haben mit Sehr gut abgeschnitten. In ein paar Produkten wurden jedoch Spuren von Mineralölen, Arsen und Schimmelpilzen gefunden. Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Med-Uni Wien weiß, dass "Verunreinigungen immer wieder passieren können". Der Grund dafür: "Wir haben nach wie vor sehr viel mit Mineralölen zu tun. Wenn wir etwa Getreide hernehmen, kann es bei der Ernte passieren, dass dieses durch Schmierhydraulik oder Öle verunreinigt wird", erklärt der Experte.

Gesundheitsrisiko schwierig einzuschätzen

Wenn die Nahrung von Babys und Kleinkindern mit Schadstoffen belastet ist, ist das besonders bedenklich. "Ihre Entgiftungsorgane wie etwa Leber, Nieren oder auch das Immunsystem sind noch nicht komplett entwickelt. Die Belastung ist dann eine ganz andere, als wenn eine gesunde erwachsene Person diese Lebensmittel zu sich nimmt", gibt Hutter zu bedenken.

Aber nicht nur bei der Ernte können solche Verunreinigungen entstehen. Auch beim Weiterverarbeiten und durch das Verpackungsmaterial gelangen sie in die Nahrung. Der Umweltmediziner erklärt: "Nach der Ernte werden die Produkte noch weiterverarbeitet. Auch durch Maschinen kann es zu zufälligen, nicht beabsichtigten Kontaminationen kommen." Ein weiterer Faktor ist das Verpackungsmaterial. "Bei recyceltem Karton etwa kann auch über die Druckfarbe eine entsprechende Verschmutzung entstehen", sagt Hutter.

Aber natürlich ist nicht jedes Produkt davon betroffen. Bei den gefundenen Proben handelt es sich immer wieder um Ausnahmen. Und es werden häufig auch nur "sehr geringe Mengen gefunden", berichtet der Experte. "Natürlich ist klar, dass niemand kontaminierte Lebensmittel essen möchte, und schon gar nicht will man sie seinen Kindern geben. Allerdings ist die Beurteilung dessen, wie gesundheitsgefährdend die gefundenen Verunreinigungen sind, kaum seriös möglich. In so einem Mineralöl sind dutzende Stoffe enthalten. Das Gefahrenpotenzial pendelt dann von nicht gesundheitsgefährdend bis hin zu krebserregend."

Arsen in Reiswaffeln

Viele Eltern versuchen dann zumindest die Kontaminationen durch Weiterverarbeitung zu umgehen und kochen den Gemüse- oder Obstbrei für die Kids selbst. "Ein wichtiger Schritt", wie Dagmar Gordon von Global 2000 findet. Allerdings sollte dann ausschließlich zu Bioprodukten gegriffen werden. "Bei konventionellen Produkten erlauben die gesetzlichen Grenzwerte Rückstände von sogenannten endokrinen Disruptoren, sprich hormonell wirksamen Pestiziden", weiß Gordon. Sie stehen im Verdacht, Fettleibigkeit oder Diabetes zu verursachen.

Auch fertige Snacks, auf die Eltern gern zurückgreifen, sind nicht immer frei von Schadstoffen. Vor allem in Bezug auf Reiswaffeln hört man regelmäßig Warnungen, dass diese mit Arsen belastet seien und deshalb nur ab und zu gegessen werden sollten. Was ist da dran? "Dass Reis immer wieder mit Arsen belastet ist, ist eine Tatsache. Es gibt Chargen, die nicht belastet sind, und Chargen, da ist es drin", sagt Gordon. Schuld daran ist kontaminiertes Wasser in den Reisfeldern. Auch Bioprodukte sind davon nicht ausgenommen. Gordon rät dazu, "im besten Fall einfach auf diese Waffeln zu verzichten". Und sie hat noch einen Tipp, wie man Reis am besten zubereitet: "Reis sollte vor dem Kochen immer gut gewaschen werden und mit mehr Wasser als nötig gekocht werden. Im Kochwasser sammeln sich viele der Arsenverbindungen und können nach dem Kochen einfach mit dem überschüssigen Wasser abgeschüttet werden."

Lieber Fertigbrei statt Stress

Trotzdem sollten Eltern nicht verunsichert sein, und auch nicht jedes Essen muss zwangsläufig selbst gekocht werden, wenn etwa die Zeit knapp ist. Denn: Wenn das Essen der Kinder in übermäßigen Stress der Eltern ausartet, ist das für die Gesundheit der Kinder auch nicht förderlich. Hans-Peter Hutter rät: "Niemand sollte ein schlechtes Gewissen haben, wenn man zu Gläschen oder Fertigbreien für Kinder greift. Kinder zu haben bedeutet einfach Stress. Wenn es für zusätzlichen Stress sorgt, täglich frisch zu kochen, dann überträgt sich dieser Stress auf die Kinder. Dieser Stress hat meiner Meinung nach einen größeren Einfluss auf die Kindergesundheit als irgendwelche Spuren, die hin und wieder in Nahrungsmitteln für Babys gefunden werden." (Jasmin Altrock, 27.2.2023)