Nur in 18 Prozent der Unternehmen ist Väterbeteiligung eine Selbstverständlichkeit, ergab eine Umfrage für den Katholischen Familienverbande Österreich.
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Wer arbeitet bezahlt, wer unbezahlt? Die Verteilung der Kinderbetreuung und anderer unbezahlter Familienarbeit zwischen Männern und Frauen hängt eng mit der hohen Teilzeitquote bei Frauen zusammen – das ist bekannt. Weniger bekannt ist hingegen, warum Männer noch immer deutlich weniger Familienarbeit leisten als Frauen, die zwei Drittel ihrer gesamten Arbeitszeit ohne Lohn arbeiten. Die Teilzeitquote liegt bei Frauen bei 49,6, bei Männern bei 11,6 Prozent.

Die Gründe, warum bei Vätern Betreuungspflichten weniger Auswirkungen auf ihre Erwerbsarbeitszeit haben, sind vor allem ökonomisch und alten Rollenklischees geschuldet. Auch die Angst vor beruflichen Nachteilen, wenn man in Karenz oder Elternteilzeit geht, ist bei Vätern groß. Frauen hingegen nehmen nach der Geburt eines Kindes jedenfalls Karenz oder reduzieren ihre Stunden – obwohl sie mit negativen beruflichen Folgen rechnen. Das hat eine Erhebung für ein EU-Projekt über Männer und Vereinbarkeit gezeigt. Auch eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Integral im Auftrag des Katholischen Familienverbandes Österreich deutet in diese Richtung: 54 Prozent der befragten Männer gaben finanzielle Gründe für fehlende Beteiligung an, seien es Karenzen, Elternteilzeit oder Pflegefreistellungen. Unternehmenskultur spielt eine wesentliche Rolle: Nur in 18 Prozent der Unternehmen ist Väterbeteiligung eine Selbstverständlichkeit, ergab die Umfrage.

Familiäre Fürsorge und Karrierekarotte

Alte Rollenvorstellungen für Mütter und Väter haben, auch 30 Jahre nachdem Karenzzeit für Väter ermöglicht wurde, einen großen Einfluss auf die Verteilung der Arbeit zwischen den Geschlechtern. Mütter gelten traditionell in den ersten zwei Lebensjahren eines Kindes noch immer als Hauptzuständige, sagt die Soziologin Gerlinde Mauerer im Gespräch mit dem STANDARD. Sie führt im Rahmen des Projekts "Familiäre Fürsorge und elterliche Erwerbstätigkeit im Wandel" Paarinterviews mit Vätern und Müttern.

Ob es einen Wandel gibt, hängt in Betrieben nicht zuletzt mit den persönlichen Erfahrungen der Vorgesetzten zusammen. "Vor allem wenn sie selbst nie in Karenz waren, halten sie ihren männlichen Mitarbeitern die Karrierekarotte vor die Nase, sobald sie Kinder haben", sagt Mauerer. Entgegen den eingeführten Maßnahmen zur Förderung von Väterkarenzen würden Väter oft gerade zu Beginn der Elternschaft mit Überstunden- oder Einkommenszuschlägen gelockt. Es werde ihnen vermittelt, jetzt, da sie Familienväter seien, müssten sie erst recht viel arbeiten.

Gewichtung der Arbeit

Bei jenen Vätern, die in Karenz gingen, spiele die berufliche Position der Partnerin eine große Rolle. Dass diese "halbwegs gut" verdiene, sei mitausschlaggebend gewesen.

Ob Väter nach einer Karenz eine ähnliche Gewichtung zwischen Erwerbs- und Familienarbeit wie ihre Partnerin haben, hängt auch von der Länge der Karenzen ab. Je länger sie der allein für die Kinder zuständige Elternteil sind, desto fairer wird Familienarbeit in den folgenden Jahren geteilt, zeigen Studien. Doch mit der Länge der Karenzzeiten von Vätern steht es schlecht in Österreich: Nur ein Prozent der Väter ist mehr als sechs Monate beim Kind.

Bei Vätern ist noch nicht richtig verankert, dass Kinderbetreuung ein fixer Bestandteil auch ihres Arbeitslebens ist, sagt Mauerer.

(Beate Hausbichler, 25.2.2023)