Wenn es um Geldanlage geht, ist die österreichische Bevölkerung konservativ und sicherheitsbedürftig. Die Liebe zu klassischen Sparprodukten ist auch nach der jahrelangen Zinsflaute ungebrochen, wie aus einer Studie des Bankenverbands hervorgeht. Demzufolge setzen beim Sparen 60 Prozent der Befragten auf Sparbuch und Co. Weitere 32 Prozent setzen auf Bausparprodukte, das Sparschwein kommt bei 30 Prozent der Befragten zum Einsatz.

Der derzeitigen Inflationsspitze ist mit kaum einem Anlageprodukt beizukommen. Aber im Jahresverlauf sollte die Teuerung sinken und im Gegenzug die Zinsangebote steigen.
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Wegen der hohen Inflation in der Eurozone hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins seit Juli von null auf nunmehr drei Prozent angehoben und für März einen weiteren Zinsschritt um einen halben Prozentpunkt angekündigt. Insgesamt hebt dies zwar das gesamte Zinsgefüge, allerdings bei den Sparzinsen zunächst nur äußerst träge. Zuletzt sei aber mehr Dynamik in den Markt gekommen, berichtet Martin Spona, der für das Vergleichsportal Durchblicker den Bereich Consumer Finance leitet.

"Es ist gerade sehr viel Bewegung im Markt. Wöchentlich kommen neue Zinsangebote herein", sagt Spona. Wobei das Sparbuch mit der Auferstehung der Zinsen auch für Verbraucher und Konsumentinnen wieder zunehmend ein Thema wird. Die Anzahl der Anfragen zu dem Thema habe sich bei Durchblicker im Jänner vervierfacht, verglichen mit dem Vorjahresmonat. "Aber es kommt darauf an, welche Angebote man sich ansieht", ergänzt der Experte.

Dynamik bei Onlinebanken

Denn vor allem bei Onlinebanken ist "mehr Dynamik" bei den Zinsangeboten festzustellen. Laut dem Bankenrechner der Arbeiterkammer hat bei ungebundenen Einlagen derzeit die Wiener Santander Consumer Bank die Nase vorne. Sie bietet Neukunden derzeit zwei Prozent Verzinsung, allerdings nur für die ersten drei Monate, dann fallen die Zinserträge auf den auch für Bestandskunden gültigen Satz von 1,25 Prozent zurück.

Anders ist die Lage im Bereich der klassischen Filialbanken, wo sich noch recht wenig tut. Ihre Angebote für täglich fällige Einlagen dümpeln Spona zufolge immer noch zwischen 0,1 und 0,2 Prozent Verzinsung herum. Warum ist das so? "Die Institute sind überliquide und fokussieren sich auf Bestandskunden", erklärt Spona. Es gebe nur wenig Interesse, über Zinsangebote zusätzliche Einlagen von Neukunden anzuziehen.

Ähnlich argumentiert Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bundessparte Bank und Versicherung der Wirtschaftskammer. "Es ist völlig richtig, dass es noch immer sehr viel Liquidität im Finanzsektor gibt", sagt er und fügt hinzu: "Auch die Kreditnachfrage sinkt, was den Liquiditätsbedarf zusätzlich verringert." Die unterschiedlichen Einlage- und Sparzinsen würden letztlich die unterschiedliche Liquiditäts- und Refinanzierungssituation der Institute widerspiegeln. "Gerade in Österreich mit einem breiten Angebot an unterschiedlichen Banken ist der Wettbewerb hoch, der Bedarf an Liquidität aber generell und nicht nur in Österreich relativ gering", ergänzt Rudorfer. Wie lange diese Situation anhalten werde, sei schwer einzuschätzen.

Auf Flexibilität setzen

Durchblicker-Experte Spona rät Sparenden dazu, derzeit auf Flexibilität zu setzen. Also bei täglich fälligen Einlagen etwa höhere Zinsangebote für Neukunden zu nutzen. Anschließend könne man mit dem Geld weiterziehen, um dann attraktivere Angebote nutzen zu können. "Länger als ein Jahr würde ich Einlagen derzeit nicht binden", ergänzt Spona. Warum? Auch bei längeren Bindungsfristen gebe es kaum höhere Zinsangebote.

Zudem sei eine längere Bindung derzeit generell nicht sinnvoll, da mit den zu erwartenden weiteren Zinserhöhungen der EZB auch die Sparangebote der Banken attraktiver werden sollten. Und dass die Notenbank auch nach dem nächsten Zinsschritt im März die Hände nicht in den Schoß legen wird, zeichnet sich jetzt schon ab. "Bei einer so hohen Inflation scheinen weitere Zinserhöhungen über den März hinaus wahrscheinlich, logisch und angemessen", sagte etwa Finnlands Notenbankchef und EZB-Ratsmitglied Olli Rehn diese Woche.

In anderen EU-Staaten sei das Zinsniveau jetzt schon höher, ergänzt Durchblicker-Experte Spona – es könne sich auszahlen, über den Tellerrand der Landesgrenzen zu blicken, zumal es auch dort eine Einlagensicherung gebe. "Ich würde mich auch in der EU umsehen und die Unannehmlichkeit einer Steuererklärung in Kauf nehmen", sagt er. Denn bei Zinsangeboten aus dem Ausland wird die KESt nicht wie im Inland automatisch abgeführt. (Alexander Hahn, 23.2.2023)