Gerhard Köfer strotzt vor Selbstbewusstsein. Alle Umfragen weisen ihn als Gewinner der kommenden Landtagswahl aus. Seit der letzten Wahl rangiert er mit seinem Team Kärnten bei rund fünf Prozent, jetzt ist er auf dem Sprung zur Zweistelligkeit und drauf und dran, die ÖVP vom dritten Platz zu verdrängen. Der Bürgermeister von Spittal an der Drau hat eine bewegte politische Vita hinter sich. Ehemals SPÖ-Politiker, wollte er seinerzeit gegen Peter Kaiser als SPÖ-Vorsitzender kandidieren. Er scheiterte. Schließlich dockte Köfer beim Team Stronach an, nach dessen Auflösung führte er die Partei als "Team Kärnten" weiter.

Gerhard Köfer hat nichts gegen den Vergleich mit Jörg Haider. Er sei aber nicht rechts, er sei sozial, aber nicht sozialdemokratisch.
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STANDARD: Sie treten an, um Landeshauptmann zu werden. Als Fünf-Prozent-Partei? Wer soll Sie denn wählen? Die FPÖ und ÖVP? Das ginge nur bei einer Mehrheit jenseits der SPÖ?

Köfer: Nach einer Wahl schaut immer alles ganz anders aus, da werden sich vielleicht Konstellationen ergeben – und dann wäre es im Bereich des Möglichen. Zu sagen, ich möchte zwei Prozent dazugewinnen, wäre ja keine Ansage. Das würde niemanden vom Hocker reißen. Außerdem gab es ja schon einmal eine Situation, 1991, als Christof Zernatto von der ÖVP auch als Vertreter der kleinsten Fraktion im Kärntner Landtag dann zehn Jahre Landeshauptmann war.

STANDARD: Damals ging es aber darum, einen FPÖ-Landeshauptmann zu verhindern. Eine andere Situation. Aber was machen Sie, wenn es nicht funktioniert und Sie nicht zum Landeshauptmann gewählt werden?

Köfer: Dann werden wir großartige Oppositionsarbeit machen. Sollte sich eine Regierungskonstellation ergeben, dann sind wir dabei.

STANDARD: Sie werden aber nicht als Landesrat in die Regierung gehen?

Köfer: Das sage ich ganz klar, ohne Wenn und Aber. Ich gehe nicht in eine Regierung als Landesrat, sondern bleibe im Landtag. Wenn, dann nur als Landeshauptmann.

STANDARD: Sie legten sich fest, Peter Kaiser nicht zum Landeshauptmann zu wählen. Warum eigentlich nicht? Was haben Sie gegen ihn? Kaiser konnte das im Gespräch auch nicht beantworten. Begleichen Sie da alte Rechnungen aus Ihrer Zeit in der SPÖ, als Sie im Rennen um den Parteivorsitz gescheitert sind?

Köfer: Nein, überhaupt nicht. Es geht nicht um Personen, es geht darum, dass die Politik Kaisers in Kärnten in Wahrheit gescheitert ist. Wir reden vom Postenschacher, wir reden vom Schuldenmachen. Wir reden vom Impfzwang, dem Gender-Wörterbuch, das dann wieder zurückgenommen wurde. Es gibt also sachliche Gründe – und es gibt auch noch emotionale Gründe.

STANDARD: Laut Umfragen könnten Sie zweistellig werden. Gelingt Ihnen in Kärnten eine Überraschung, ist es denkbar, dass Sie auch im Bund antreten? Reizt Sie die Bundesebene?

Köfer: Ich kenne unsere Schuhnummer. Da muss man Gleichgesinnte suchen. Es gäbe natürlich schon interessante Listen, die sich zusammenschließen müssten, aber das habe ich noch gar nicht überlegt.

STANDARD: Was bekommen die Wählerinnen und Wähler, wenn sie Gerhard Köfer wählen?

Köfer: Sie bekommen, was sie schon kennen. Wir haben in Kärnten bewiesen: Wir sind als einzige Partei sachlich, kritisch und fair. Im Bereich des Sozialen sind wir führend, nicht nur in Spittal, wo ich Bürgermeister bin, sondern auch in Klagenfurt, wo wir den Bürgermeister stellen. Wir haben etwas, das der SPÖ schon lange fehlt – ein soziales Programm. Wir sind kein Experiment, wir sind skandalfrei, obwohl man versucht, uns mit Gerüchten zu schaden.

STANDARD: Es kursieren Einkommensberechnungen, wonach Sie rund 20.000 Euro verdienen, plus Dienstauto und 160.000 Euro Verfügungsmittel als Bürgermeister von Spittal. Also nicht viel weniger als ein Bundeskanzler.

Köfer: So ein Schwachsinn. Ich bekomme genau das Gehalt als Spittaler Bürgermeister, das auch mein Vorgänger bekam, und das Abgeordnetengehalt – und sonst gar nichts. Keinen Cent mehr.

STANDARD: Nichts von der Partei?

Köfer: Nein, null Komma null.

STANDARD: Aber in der Transparenzdatenbank ist ein Einkommen der Partei ausgewiesen.

Köfer: Das ist definitiv falsch, ich habe nur bis 2021 ein Einkommen bezogen. Seit der Angelobung als Bürgermeister bin ich nicht mehr als Parteimanager tätig.

STANDARD: Sie erwecken in Ihren Auftritten stets den Eindruck, als sei mit Peter Kaiser alles schlechter geworden im Bundesland, schlechter als unter Jörg Haider.

Köfer: Es ist nichts besser geworden, sagen wir so. Das Einzige, was sich gebessert hat und was verkauft wird, ist der Slogan, dass Kärnten wieder herzeigbar ist. Jetzt sind wir halt die linken Kärntner. Aber es gibt kein einziges Leuchtturmprojekt. Keine Vision.

STANDARD: Sie waren früher ja selbst SPÖ-Politiker. Wie rot sind Sie eigentlich noch? Sie sagten einmal, Sie seien jetzt mit dem Team Kärnten die bessere SPÖ.

Köfer: Ja, daran hat sich nichts geändert. Wir leben das vor und zeigen, dass das Team Kärnten die sozialere Partei ist als die SPÖ. Ich bin ein sozialer Bürgermeister und sehr demokratisch, aber nicht sozialdemokratisch.

STANDARD: Man sagt Ihnen nach, dass Sie etwas vom Populismustalent des Jörg Haider haben.

Köfer: Nein, man sagt, dass ich der hemdsärmelige Jörg Haider bin. Das mag vielleicht schon so sein. Haider wird von den Freiheitlichen im Wahlkampf völlig missbraucht. Kickl zitiert Haider, wir wollen deine Arbeit fortsetzen und so. Es wird vergessen, dass es Kickl war, der Haider auf das Übelste beschimpft hat, als rückgratlos. Er hat Haider aus der Partei geworfen. Das ist charakterlos. Viele blauen Funktionäre sagen mir, Haider würde nie mehr die FPÖ wählen. Das ist eine populistische Partei. Aber nicht das Team Kärnten. Ich war nie in meinem Leben rechts – und schon gar nicht populistisch. (Walter Müller, 25.2.2023)