"Heute"-Magazin zu Eva Dichands 50er.

Heute

"Schrecklich!" entfährt Eva Dichand beim Hinweis auf das 100seitige Magazin zu ihrem 50. Geburtstag – in eben diesem Magazin, das dieses Wochenende in den Entnahmeboxen von "Heute" seine gedruckte Erscheinung hat. Dichand ist Herausgeberin von "Heute" und dieses "Heute"-Magazins über sie.

"So sehe ich Eva Dichand – meistens von unten"

So schrecklich ist das Magazin gar nicht: Tatsächlich bietet Dichands Gratiszeitung hier zur Feier 96 Seiten auf, um die 40 davon Inserate, 85 gratulierende Prominente, eine von Instagram weithin bekannte, wohl französische Bulldoge namens Cupcake, die Eva Dichand größenbedingt "meistens von unten" sieht, und kaum mehr Abbildungen als Jahre von Eva Dichand in fast ebenso vielen Designerroben und Kostümen: 53 dürften es samt Cover, Kinder- und Jugendfoto sein, wenn wir uns da nicht verzählt haben.

Alle Menschen, die bisher noch nicht wussten, was Eva Dichand so macht, werden mit dem Magazin sehr gründlich informiert über ""Karriere, Leben, Glück" der Verlegerin. Zum Beispiel:

"Schrecklich" findet Dichand nicht das Magazin, erklärt sie dort "Krone"-Interviewerin Conny Bischofberger, sondern ihr Alter. "Eigentlich habe ich schon 30 schrecklich gefunden." Am Sonntag – 26. Februar – wird Dichand nun 50. "Wie ist es, eine Dichand zu sein?", betitelte Bischofberger ihr Gespräch.

"50, vielleicht auch 100 Bilder" aus Eva Dichands großer Kunstsammlung hängen im "Heute"-Verlag. Und wenn sie "ohne Einschränkungen wählen könnte", hätte Dichand gerne noch "einen Henry Matisse oder einen tollen Picasso oder einen großen Alexander Calder" (einen kleinen hat sie schon).

"Das wirkt nur auf Instagram so, als wäre ich immer an einem schönen Ort", klärt Dichand auf. Sie sei zwar inzwischen "mehr" in Paris, diese Stadt war auch schon für ihren (2010 verstorbenen) Schwiegervater Hans Dichand ein "Happy Place". In Gstaad ist sie "öfter" mit den Kindern in den Schulferien. "Aber meistens bin ich in Wien", das sie allerdings Freunden gern als "beautiful, safe and boring" beschreibt.

"Vielleicht 70.000 Euro" kostete die Betreuung ihrer drei Kinder, zwei Buben und ein Mädchen, in deren ersten Jahren und pro Jahr. "Ich liebe meine Kinder über alles, aber ich bin nicht die Mutter, die drei Stunden am Boden Bauklötzchen auftürmt. eine halbe Stunde ja, mehr bitte nicht."

"Vielleicht werden sie eh Klimakleber", sagt Dichand über drei Kinder: "Ich hoffe aber, dass sie etwas Intelligenteres machen, um das Klima zu retten, als sich wo anzukleben. Vielleicht werden sie berühmte Forscher und finden etwas Taugliches, das Kohlendioxid umwandeln kann."

Zu den Ermittlungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft gegen den ehemaligen Kanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz, dessen politische Wirkung sie "faszinierend" fand, sagt Dichand: "Ich denke, die Wirtschafts- und Korruptionstaatsanwaltschaft wird alles daran setzen, dass Kurz angeklagt wird, sonst würden sie sich ja lächerlich machen. Man sollte hundert Leute mehr dort hinsetzen, statt jeden Monat eine neue Sau durchs Land zu treiben. Es müsste auch viel mehr Datenschutz geben. Dass in Österreich private Textnachrichten an die Öffentlichkeit gehen, ist ein Wahnsinn. Die sollen Hausdurchsuchungen machen und Handys kassieren, die sollen die Leute anklagen und von mir aus auch verurteilen. Aber diese extreme Stimmungsmache ist ganz schlecht für unser Land."

"Ja", die Tageszeitung – als Mediengattung – werde sterben, sagt Dichand: "Das wird nicht mehr finanzierbar sein." In "wenigen Jahren" würden Zeitungen "von Montag bis Freitag nicht mehr erscheinen". Auch die "Krone"? Eva Dichand: "Die Massenmedien natürlich als letztes. (...) Aber auch die wird es wahrscheinlich mit diesem wahnsinnig aufwendigen Vertrieb so in einigen Jahren nicht mehr geben." Wochenendausgaben wären wohl die Zukunft von Zeitungen. "Heute" hat bisher keine Wochenendausgabe – von Ausnahmen wie dem Dichand-Magazin abgesehen.

"Wir sind nicht so dreckig, wir sind nicht so laut. 'Österreich' hat das Niveau im Journalismus tief nach unten gedrückt", erklärt Dichand ihre Sicht auf die Konkurrenz aus dem Hause Fellner: "'Heute' setzt verstärkt auf positive Berichterstattung. Mein Schwiegervater ('Krone'-Gründer Hans Dichand) hat immer gesagt: Eine Zeitung muss Herz haben. 'Heute' hat Herz."

Eva Dichand im Heft (Auswahl).
Heute

"Wenn ich mir das im Nachhinein überlege, war das fast größenwahnsinnig", sagt Dichand –dass sie "fast über Nacht" Verlegerin der Gratiszeitung "Heute" wurde – warum sie das wurde, steht nicht so detailliert im Heft wie gleich hier unten:

"Eva Dichand und Heute"

Die Eckdaten: Eva Dichand, HTL-Absolventin mit Maurer-Gesellenprüfung aus Graz und Doktorin der Handelswissenschaften, lernte als Investmentbankerin 2000 Christoph Dichand kennen, den Sohn von "Krone"-Gründer Hans Dichand und baldigen Chefredakteur, späteren Herausgeber und heute auchj Mitbesitzer von Österreichs größter und einflussreichster Tageszeitung. Sie heiratete ihn, drei Kinder.

2005 wurde Eva Dichand Geschäftsführerin und 2006 auch Herausgeberin der – vom bisherigen Pressesprecher des damaligen Wiener Wohnbaustadtrats Werner Faymann, Wolfgang Jansky, 2004 gegründeten – Gratiszeitung "Heute" . Im März 2004, wenige Monate vor der "Heute"-Gründung, hatten die deutschen Mitgesellschafter der "Krone" Herausgeber Hans Dichand sein Lieblingsprojekt abgedreht, die Gratistageszeitung "U-Express".

Dichand war sichtlich sehr stolz auf seine Schwiegertochter, die sein Lieblingsprojekt Gratiszeitung als "Heute" mit der gleichen Mannschaft praktisch fortführte. Die mit Hans Dichand verfeindeten "Krone"-Mitgesellschafter von der Funke-Gruppe konnten nichts dagegen tun. Und Werner Faymanns Ressorts von Wohnbau in Wien über Infrastruktur im Bund bis zur Kanzlerschaft unterstützten "Heute" (und andere Boulevardblätter) gerne auch mit Buchungen.

Eine Stiftung Eva Dichands war bei "Heute" – wie sie erst 2012 unter dem Druck des neuen Medientransparenzgesetzes offenlegte – über viele Jahre, verschleiert durch Treuhandverhältnisse, Mehrheitseigentümerin des Blattes. Diese Hintergründe sind im Eva-Dichand-Magazin – jedenfalls auf den ersten Blick – nicht auszumachen.

Inzwischen hält Dichand nach dem Verkauf von Anteilen an die Schweizer TX Group und eine von Co-Geschäftsführer und Miteigentümer Wolfgang Jansky geführte Privatstiftung je rund 25 Prozent der Anteile an "Heute.at" und "Heute".

"Ihr Kopf lebt in Zahlenräumen, ihr Herz in Kunst"

"Heute"-Chefredakteur Christian Nusser berichtet im Heft über seine bisher elf Jahre mit Eva Dichand als Herausgeberin: "Ihr Horizont reicht weit über dieses Land hinaus, sie ist in der Vernetzung eine Globalisierungskraft", schreibt er etwa. "Ihr Intellekt wird grob unterschätzt., sie hat diesen Blondinen-Malus. Sie liest Bilanzen wie Groschenromane, erkennt Trends frühzeitig. Ihr Kopf lebt in Zahlenräumen, ihr Herz in Kunst, vielleicht, weil Bilder die einzigen sind, die nichts von ihr haben wollen außer Aufmerksamkeit."

"Eva Dichand kann ein Vulkan sein", schreibt Nusser. "Sie sprudelt vor Ideen, sie hält nichts zurück und nichts hält sie zurück. Nicht immer geht es gut aus, wenn die Lava das Meer erreicht. Oft schickt sie mitten in der Nacht Whatsapp-Nachrichten voller Tippfehler, die vielen Emojis können da wenig retten."*

Cupcake erzählt im Magazin viel über sich und leider nur wenig über das Frauerl, das ihn meist morgens um 8 Uhr Äußerln führt.

Bulldog "Cupcake" über Eva Dichand beschließt das Magazin.
Heute

(fid, 25.2.2023)