Bei der Berlinale für die beste Nebenrollenleistung ausgezeichnet: Thea Ehre.

Seit 2021 vergibt die Berlinale keine Bären mehr für Schauspielerinnen und Schauspieler, sondern für eine "darstellerische Leistung". Die Änderung war ein Zeichen der Zeit, das seit Samstagabend noch deutlicher ist. Denn mit dem Schauspielpreis für eine Nebenrolle wurde Thea Ehre ausgezeichnet, eine Transfrau. In Christoph Hochhäuslers Thriller Bis ans Ende der Nacht spielt Ehre Leni, die zu Beginn noch in einem Männergefängnis einsitzt. Das Gefängnis einer Identität, die dem subjektiven Empfinden und Erleben nicht entspricht, wird bei manchen Menschen durch eine Transition, also durch einen Geschlechterübergang, aufgebrochen.

Thea Ehre, 1999 in Wels in Oberösterreich als Bub geboren, hat eine solche Transition vollzogen. Der große Moment bei der Berlinale, bei dem Ehre in einem pinken Anzug auftrat, markiert nun auch einen vorläufigen Höhepunkt vieler Veränderungen. Der Dank an die Eltern, die im Publikum saßen, ließ erkennen, dass Ehre auf ihrem Weg in der Familie Unterstützung fand. 2021 trat sie bei der Aktion #ActOut der Süddeutschen Zeitung in Erscheinung: gemeinsam mit 184 anderen LGBTQI-Menschen. Damals trug sie noch den Namen Thea David Ehrensberger. Schauspielerisch hatte Ehre erst ein paar Nebenrollen zu verzeichnen, zum Beispiel in zwei Folgen der Serie Vorstadtweiber – zwei Folgen, die man sich jetzt ihretwegen noch einmal neu anschauen wird.

Prominente Rolle in Streaming-Serie

Am Volkstheater in Wien, wo sie als Ensemble-Gast geführt wird, kann man sie in der Performance Fugue Four: Response sehen, die für das Porn Film Festival 2021 erarbeitet wurde, also aus jener Szene kommt, der Thea Ehre nun ihren Preis widmete. Der Silberne Bär kommt zu einem Zeitpunkt, da Ehres Sichtbarkeit als Schauspielerin gerade sprunghaft wächst. Schon in wenigen Tagen startet auf dem Streamingdienst Amazon Prime die Serie Luden, in der sie eine prominente Rolle hat. Die Rolle der Leni war ihre erste in einem Kinofilm.

Bei der Pressekonferenz hob sie vor allem "das Kämpferische" an der Figur hervor, denn das zeichne auch sie selbst aus, so Ehre. Sie legte Wert auf die Feststellung, dass gerade Transfrauen immer wieder mit toxischen Situationen umgehen müssen. Die Anerkennung bei der Berlinale gilt also in erster Linie ihr selbst, darf aber für eine ganze Community reklamiert werden, die Unterstützung braucht. Ehre reagierte denn auch mit einem Satz, den man individuell und gemeinschaftlich zugleich lesen kann: "Ich fühle alles gerade." (Bert Rebhandl, 26.2.2023)