Warten auf das Resultat in der Millionenstadt Onitsha: Ergebnisse der nigerianischen Präsidentenwahl verspäteten sich.

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Es ist eine Mischung aus Anspannung, Müdigkeit und Hoffnung. Am Tag nach der so umkämpften wie richtungsweisenden Präsidentenwahl in Nigeria warteten Millionen Menschen auf erste Ergebnisse im Dreikampf zwischen den Kandidaten Bola Tinubu, Atiku Abubakar und Peter Obi um die Staatsspitze. Amtsinhaber Muhammadu Buhari durfte nach acht Jahren im Amt nicht erneut antreten.

Auf der Plattform der Wahlkommissionen Inec waren allerdings auch 24 Stunden nach Schließung der Wahllokale zu wenige Ergebnisse für erste Prognosen eingepflegt. Hochrechnungen gab es nicht. Bereits am Abend des Wahltages hatte die Yiaga, eine nichtstaatliche Organisation zur Stärkung von Demokratie und Zivilgesellschaft, angemahnt, Resultate zeitnah zu veröffentlichen. Die Verzögerungen heizen Spekulationen um mögliche Manipulationen an und könnten enttäuschte Anhänger aufwiegeln.

In der Nacht zu Sonntag kritisierte Obis Labor Party (LP) bereits, dass sich Inec weigere, Ergebnisse aus den Bundesstaaten Lagos und Delta hochzuladen. Es handele sich dabei um jene aus Wahllokalen, in denen Obi gewonnen habe, so der Parteivorsitzende Julius Abure.

Junge drängen an Urnen

Wahlbeobachterbündnisse sind sich bei einem allerdings einig gewesen: Die Wahllokale waren voll. Dass das Interesse groß ist, hatte sich schon im vergangenen Jahr angedeutet. Seit der Präsidentenwahl im Jahr 2019 hatten sich mehr als zehn Millionen Menschen neu ins Wahlregister eintragen lassen, knapp 40 Prozent der 93,4 Millionen Registrierten sind jünger als 35.

Auch in Ikoyi, einem Viertel der Megacity Lagos, waren die Schlangen lang gewesen. Solomon Lekan weiß nicht genau, wie viele Stunden er auf die Stimmabgabe im Wahllokal Ikeja Street gewartet hat. Das sei ihm auch egal: An diesem Tag habe er nichts anderes zu tun. "Die Wahl ist so wichtig. Sie entscheidet über alles, über unsere Karriere, über unsere Zukunft." Die Besonderheit diesmal sei, dass alle drei Kandidaten die drei großen ethnischen Gruppen repräsentieren würden. Zwei seien Muslime, Obi ein Christ. Diese Faktoren haben Wahlentscheidungen lange beeinflusst und zur Spaltung des Riesenstaates (220 Millionen Einwohner) beigetragen.

"Überall junge Menschen"

Junge Wählerinnen und Wähler lehnen das zunehmend ab. Ohnehin sind sie so stark wie nie zuvor. "Hier sind überall junge Menschen. Ich gehe davon aus, dass das auch anderswo so ist", sagt Lekan. Viele hatten sich im Vorfeld deutlich für Obi ausgesprochen und damit die alten Eliten in Anspannung versetzt.

Wie sehr Nigerias Jugend wählen wollte, hat auch die Bereitschaft gezeigt, stundenlang zu warten. Aus dem ganzen Land wird berichtet, dass Wahllokale erst Stunden zu spät öffneten.

Gewalt bei Auszählung

Auch Gewalt hat nicht abgeschreckt. Vor allem in Surulere in Lagos wurde versucht, Wahlurnen zu stehlen und Unterlagen zu zerstören. 15 Männer, die sich als Wahlhelfer ausgaben, griffen bei der Auszählung der Stimmzettel im Stadtteil Alimosho mit Messern und Stöcken Vertreter der Labour Partei an, wie ein von Reuters TV veröffentlichtes Video am Sonntag zeigt.

"Rowdys ... kamen einfach mit Dolchen und schlugen auf jeden ein, der für die Labour Partei arbeitet", sagte der Bezirkssekretär der Partei, Jacob Sulemain, nachdem Soldaten den Angriff abgewehrt hatten.

Ob die Vorfälle vereinzelt oder systematisch waren, lässt sich bisher noch nicht sagen. Es wird allerdings von überwiegend friedlichen Wahlen gesprochen. Mit Endergebnissen wird erst im Laufe der Woche gerechnet. (Katrin Gänsler aus Lagos, APA, 26.2.2023)