Beim ehrbaren Berufsstand des Influencers gibt es bemerkenswerte Entwicklungen. Wie die Washington Post berichtet, schießen neuerdings, meist auf Tiktok, nicht nur Influencer wie Pilze aus dem Boden, sondern auch sogenannte Desinfluencer.

Es gibt einiges, vor dem Desinfluencer warnen könnten: "Bio-Eier" vom Gammelbauernhof, Gruselparfums, gemeingefährlicher Plastikschrott, Klamotten aus Kinderproduktion und natürlich die Grindrhetorik, mit der heimische Rabiatpopulisten ihr Publikum einzukochen versuchen.
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Der Influencer ist bekanntlich ein Dienstleister für alle, die mit der TV-Werbung nicht genug haben und sich daher von irgendwelchen Damen und Herren, die in ihren Wohnzimmern herumgrimassieren und -gestikulieren, zusätzliche Waren andrehen lassen. Das tun Desinfluencer nicht. Sie tun das Gegenteil, sie machen Antiwerbung. Wenn etwa die eine Influencerin behauptet, die A-Creme habe Wunder gegen ihre Hautunreinheiten bewirkt, könnte sich nun leicht eine Desinfluencerin zu Wort melden und entgegnen, dass die A-Creme ein ausgemachter Schmarren sei und die Pickel erst recht sprießen lasse (weil man von bloß negativer Werbung nicht leben kann, wird die Desinfluencerin dann vermutlich die B-Creme bewerben, aber davon reden wir jetzt nicht).

Leute, die erfolgreich von dubiosen Angeboten abraten, wären auch hierzulande stets vonnöten. Es gibt einiges, vor dem Desinfluencer warnen könnten: "Bio-Eier" vom Gammelbauernhof, Gruselparfums, gemeingefährlicher Plastikschrott, Klamotten aus Kinderproduktion und natürlich die Grindrhetorik, mit der heimische Rabiatpopulisten ihr Publikum einzukochen versuchen. Die ist noch weit grausiger als das faulste Hühnerei. (Christoph Winder, 27.2.2023)