Wasserperlen auf einer Feder – ein wunderschönes, vergängliches Kleinod (Belichtungszeit 1/200 Sek., Blende f8, Lichtempfindlichkeit ISO 280, Brennweite 105 mm Makro, Blitz).

Foto: Michael Simoner

Der Garten braucht dringend einen Frühjahrsputz. Wir sind zwar Fans von "zurück zur Natur", aber ein Garten ist halt kein Urwald. Die Birken haben im Winter viele kleine Zweige abgeworfen, die sich nun beim Gehen um die Füße wickeln. Das Laub, das der Wind direkt vors Gartenhaus gefegt hat, muss auch noch weg. Und die dürren Stängel vom Topinambur werden auch nicht von selbst verschwinden. Zwischendurch finden sich immer wieder kleine herumliegende Bodenschätze, wie zum Beispiel Vogelfedern mit Wasserperlen.

Wie kleine Lupen

Die Schönheit erschloss sich, wie so oft, erst bei näherem Hinsehen. Auf einer einzigen Taubenfeder, vermutlich von einer der bei uns wohnenden Türkentauben, versammelten sich nach dem letzten Regen hunderte, wenn nicht tausende (ich hab sie nicht gezählt) Wassertropfen. Die meisten davon in perfekter Kugelform, die Sonne brachte sie zum Glitzern. Ganz nah (durch ein Makroobjektiv) betrachtet, fiel mir auf, dass die Wassertröpfchen wie kleine Lupen wirken und den Untergrund vergrößern.

Konturfedern und Daunen

Eine Feder allein wiegt – gefühlt – so gut wie nichts. Doch alle Federn eines Vogels zusammen sind in der Regel wesentlich schwerer als sein Skelett. Erstaunlich, oder? Ganz grob unterscheidet die Plumologie (Federwissenschaft) – nicht zu verwechseln mit Pulmologie (Lungenheilkunde) – zwischen Konturfedern und Unterfedern, also den Federn, die nach außen hin sichtbar sind, und den darunter liegenden Daunen zur Wärmedämmung.

Öl oder Staub

Eine wichtige Eigenschaft von Konturfedern ist, dass sie wasserabweisend sind. Das ist einerseits durch die Bauweise bedingt: Die dünnen Federäste sind durch feine Häkchen miteinander verbunden und machen die beiden Federfahnen, die seitlich am Kiel sitzen, fest und dicht. Aber die allermeisten Vögel sorgen auch aktiv selbst dafür, dass sie im Regen nicht wie ein begossener Pudel dastehen. Und zwar mit einem öligen Sekret, das in der Bürzeldrüse produziert und mit dem Schnabel oder den Beinen auf dem gesamten Gefieder verteilt wird.

Manche Vögel imprägnieren sich auch mit sogenannten Puderfedern, deren nachwachsende Spitzen ständig zu wasserabweisendem Staub zerfallen. Wasser perlt einfach ab. Ich glaub, ich lass mir auch wieder lange Federn wachsen. (Michael Simoner, 1.3.2023)

Wassertropfen wirken wie kleine Lupen (starke Ausschnittvergrößerung von Bild 1).
Foto: Michael Simoner
Auch die Tropfen auf dieser Halbdaune sind hübsch anzusehen (1/200 Sek., f8, ISO 220, 105 mm Makro, Blitz).
Foto: Michael Simoner
Kohäsion bildet die runden Tropfen, Adhäsion lässt sie anhaften (1/200 Sek., f8, ISO 220, 105 mm Makro, Blitz, Crop).
Foto: Michael Simoner