Vermögensaufbau durch harte Arbeit? Fehlanzeige. Die Steuerlast? Tragen vor allem die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Geht es nach den Befragten einer von der Gewerkschaft GPA in Auftrag gegebenen Studie, sieht die Situation für engagierte Bürgerinnen und Bürger nicht sehr rosig aus.

Abhilfe kann laut der GPA-Vorsitzenden Barbara Teiber eine Vermögenssteuer schaffen: "für mehr Steuergerechtigkeit" und eine nachhaltige Finanzierung des Sozialstaates, wie sie sagt. Doch wie steht die Bevölkerung zu den aktuellen Herausforderungen angesichts einer Pandemie, Rekordteuerung und Energieknappheit?

Millionäre und Großkonzerne sind Krisenprofiteure

"Wenn es darum geht, wer die Steuerlast trägt, zeigt sich ein ganz klares Bild der Bevölkerung", resümiert Stefan Friesenbichler. Der Projektleiter der Studie des Instituts für empirische Sozialforschung (Ifes) hat mit seinen Kollegen 1.000 Menschen in Österreich ab 16 Jahren befragt, wie sie die Herausforderungen der Gegenwart wahrnehmen.

Ihrer Auffassung nach sind es vor allem Arbeitnehmende, aber auch Klein- und Mittelbetriebe, die zu hohe Steuern an den Fiskus abführen. Multinationale Konzerne und Millionäre hingegen würden "eher zu wenig" zahlen.

Ein ähnliches Bild zeigt auch die Frage in Bezug auf die Krisenprofiteure. Zu den Gewinnern zählen aus Sicht der Befragten demnach multinationale Konzerne und Millionäre, Arbeitnehmende und Klein- und Mittelbetriebe hätten hingegen durch die Krisen draufgezahlt.

Ungleiche Verteilung: Neos- und ÖVP-Wählerschaft gelassener

Wenig überraschend daher, dass auch die Schere zwischen Arm und Reich in der Wahrnehmung der Bevölkerung immer weiter aufgeht. Stolze 85 Prozent der Befragten machen sich "große" oder "gewisse" Sorgen über die zusehends aufgehende Schere. Menschen mit einem geringeren Nettoeinkommen sorgen sich demnach überdurchschnittlich stark. Doch selbst bei jenen mit mehr als 5.000 Euro monatlich macht sich nur ein Viertel geringe oder keine Sorgen.

Etwas gelassener sehen es Sympathisanten und Wählerinnen von ÖVP und Neos. Nur rund ein Drittel macht sich "große Sorgen", der Anteil an jenen, die sich "gewisse Sorgen" machen, ist mit jeweils über 40 Prozent allerdings höher als bei anderen Parteien. Letztlich aber haben 89 Prozent den Eindruck, die Krisen der letzten Jahre hätten die Ungleichheit weiter verschärft. Das gilt wohlgemerkt quer durch alle Nettoeinkommen und Parteipräferenzen.

An harte Arbeit zum Vermögensaufbau glauben nur wenige

Letztlich scheint sich in der Wahrnehmung vor allem auch ein Grundproblem widerzuspiegeln: Ohne Erbe wird ein Vermögensaufbau als kaum möglich erachtet. "Die Bevölkerung ist der Auffassung, dass der Vermögensaufbau durch Erbschaften und nicht durch harte Arbeit ermöglicht wird", sagt Studienautor Friesenbichler.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: 67 Prozent sind der Überzeugung, ein großes Vermögen lasse sich eher durch Erbschaften erzielen. Nur ein Drittel glaubt daran, dass harte Arbeit dazu beitragen könne.

Optimistischer zeigen sich lediglich junge Menschen unter 29 Jahren, bei denen die Meinung ziemlich exakt in der Mitte gespalten ist. Vor allem junge Männer aber sind es, die weiter an einen Vermögensaufbau durch harte Arbeit glauben. Sie sind es auch, die generell etwas aus der Reihe tanzen.

Während sich im Schnitt 70 Prozent für Erbschafts- und Vermögenssteuern aussprechen, um die Mehrausgaben in Krisenzeiten zu decken, ist es bei jungen Männern unter 29 Jahren nur jeder zweite. "Viele glauben, in Zukunft von der Steuer betroffen zu sein", erklärt Sozialforscher Friesenbichler.

Konkret sind es 20 Prozent, die sich oberhalb des Freibetrags von einer Million Euro Nettovermögen sehen. Zum Vergleich: Über alle Altersklassen hinweg liegt der Anteil nur bei zwölf Prozent. Und selbst der ist deutlich zu hoch, wie der Studienautor erklärt: "Tatsächlich liegt die Zahl bei rund der Hälfte oder sogar etwas geringer."

Bis zu fünf Milliarden Euro jährlich

"Eine Besteuerung von Millionärinnen und Millionären wäre eine Rückgabe von Geld an die Allgemeinheit, die den Reichtum Einzelner ermöglicht und gesichert hat", fordert GPA-Vorsitzende Barbara Teiber eine Vermögenssteuer. Nach dem vorgeschlagenen Modell der Gewerkschaft, das sich weitestgehend mit früheren Vorschlägen der Arbeiterkammer deckt, soll es eine Freigrenze von einer Million Euro geben.

Wer ein Nettovermögen von ein bis zwei Millionen Euro besitzt, soll mit 0,5 Prozent besteuert werden. Für Vermögen zwischen zwei und drei Millionen Euro gilt ein Steuersatz von einem Prozent, für alles darüber einer von 1,5 Prozent. Besteuert soll lediglich jener Betrag werden, der oberhalb der Freigrenze liegt.

Insgesamt ließen sich damit rund fünf Milliarden Euro jährlich lukrieren. Geld, das Teiber zweckgewidmet zur Finanzierung der Langzeitpflege, dem Ausbau von Kinderbetreuungsangeboten und zur Umsetzung der ökosozialen Transformation sehen will. (Nicolas Dworak, 27.2.2023)