Es wuselt wieder in den Hallen des MWC.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Dicht gedrängte Besucherscharen in Messehallen sind nach gut drei Jahren Pandemie ein ungewohnter Anblick. Aber sie wecken auch ein Gefühl der Normalität. Jener Normalität, die auch in Barcelona 2020 aus den Fugen geriet. Der Mobile World Congress (MWC) in der spanischen Metropole war immerhin der erste große Tech-Event, der der Ausbreitung von Sars-CoV-2 zum Opfer fiel. Wochenlang versuchte der Veranstalter, der Mobilfunk-Industrieverband GSMA, den Event zu retten. Angesichts von Absagen praktisch aller großen Aussteller musste man sich aber schließlich der bitteren Realität stellen.

Beim ersten Comeback-Versuch im vergangenen Jahr zog der MWC immerhin 60.000 Branchenvertreter, Medienschaffende und andere Interessierte an. 75.000 werden für heuer erwartet. Das hektische Treiben am ersten Tag ist ein gutes Zeichen dafür, dass diese Prognose aufgehen könnte, auch wenn man weit hinter dem Rekord von 2019, als man 109.000 Besucher vermelden konnte, zurückbleiben wird.

Corona hat aber auch zu einem Wandel geführt. Manche Unternehmen sind bei ihren Messepräsenzen sparsamer geworden. Auch heuer in Barcelona fehlen manche der "Großen" – etwa Sony und Meta. Livestreams von wichtigen Ankündigungen sind – endlich – zum Standard geworden.

Telcos auf politischer Mission

Das Themenfeld des MWC 2023 ist breit angelegt. Die üblichen Fixstarter sind freilich Mobilfunkkonzerne, die weiter fleißig für 5G werben und vorsichtig auch schon 6G als Schlagwort ins Spiel bringen. Auch das "Metaverse" ist als Thema noch nicht ganz tot.

Die "Telcos" sind heuer aber auch auf besonderer politischer Mission. Sie beklagen, dass das exponentielle Wachstum des Datenverkehrs in ihren Netzen jährliche Kosten in Milliardenhöhe verursache, während 55 Prozent der gesamten Last von nur fünf Firmen erzeugt wird. Gemeint sind damit natürlich IT-Riesen und Streaminganbieter wie Google oder Netflix. Einmal mehr forderten Telefónica-Vorstandschef José Álvarez-Pallete und seine Amtskollegin Christel Heydemann von Orange im Namen ihrer Branche, dass "Big Tech" einen finanziellen Beitrag für die Pflege der Netzinfrastruktur leisten solle. Die adressierten Konzerne sind von diesen Vorstößen bisher freilich wenig begeistert.

Zurückhaltender meldete sich EU-Digitalkommissar Thierry Breton zu diesem mitunter als "Datenmaut" betitelten Reizthema zu Wort. Er rief zu einer Diskussion im Rahmen der von der Kommission eingeleiteten Konsultation auf, die aber nicht zu einem Duell zwischen Tech-Unternehmen und Netzbetreibern werden solle. Weiters macht er sich für eine Vereinheitlichung des europäischen Frequenzmarktes stark.

Flaggschiffe, Falthandys und KI

Präsent sind auch verschiedene Smartphone-Hersteller, die im zeitlichen Umfeld der Messe neue Geräte präsentiert haben. Xiaomi brachte etwa seine 13er-Serie für den internationalen Markt in Stellung, Nokia zeigte ein Mobiltelefon, das Nutzer weitestgehend selbst reparieren können sollen. Verschiedene neue Falthandys finden sich hier ebenso wie ein Konzepthandy von One Plus, das aktiv mit einer Mikropumpe und Flüssigkeit gekühlt wird.

Ebenfalls auf der MWC-Agenda, aber längst nicht so dominant, wie man angesichts des breiten Medieninteresses der letzten Monate erwarten könnte, ist das Thema künstliche Intelligenz. Hier geht es sowohl um die Integration der Technologie in verschiedene Arbeits- und Lebensbereiche als auch um gesellschaftliche Auswirkungen. Vorstellungen konkreter neuer Anwendungen bleiben aber vor allem kleineren Firmen und Start-ups vorbehalten.

Dass Tech-Messen auch im Kalender der Journalisten wieder mehr Raum einnehmen, zeigt auch das gut gefüllte "Media Village" am MWC. Zwar ist hier nicht jeder Arbeitsplatz besetzt, doch der Stau vor der Kaffeemaschine weckt Erinnerungen an bessere Zeiten. (gpi, 27.2.23)