Für Web-Ressortleiter Stefan Mey vermitteln Neuverfilmungen zwischen den Generationen. Valerie Dirk ist Kulturredakteurin und sehnt sich nach Verbesserungen von Filmflops.
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Pro
von Stefan Mey

Früher war alles besser? Anhänger dieses Weltbilds sollten den Versuch wagen, sich einen Filmklassiker wie Der weiße Hai in Originalfassung zu gönnen. Sie werden überrascht sein. Waren diese Filme in unserer Erinnerung noch packendes Fingerkau-Material, so wecken sie nun maximal schöne Erinnerungen bei jenen, die damit aufgewachsen sind – alle anderen müssen sich ob der langsamen Erzählweise mit literweise Kaffee eindecken, um wach zu bleiben.

Neuverfilmungen helfen aufgrund ihrer zeitgemäßen Umsetzung, alte Erzählungen einem neuen Publikum zugänglich zu machen. Das Teenagerdrama Eiskalte Engel aus dem Jahr 1999 etwa. Es ist eine Neuverfilmung von Gefährliche Liebschaften von 1988, genießt in einer bestimmten Generation aber Kultstatus. Und wer sich das Remake von Kampfstern Galactica angesehen hat, wird wohl auch Interesse für die Originalserie zeigen, um die entsprechende Bildungslücke zu füllen. Die Gegenwart also als Türöffner für die Vergangenheit. Wie poetisch. Fast schon eine Zeitreise.

Kontra
von Valerie Dirk

Keine Ideen mehr? Was an Remakes am meisten nervt, ist ihre Denkfaulheit, à la: Was einmal funktioniert hat, wird weiterhin die Kassen klingeln lassen. Dahinter steckt – wie bei den zahlreichen Sequels, die unsere Kinoleinwände heimsuchen – Profitdenken, gepaart mit mangelnder Kreativität und Risikobereitschaft.

Manche Regisseure scheinen das Remake gar abonniert zu haben. David Gordon Green etwa, der sich bereits an Halloween abgearbeitet hat, bringt nun eine Neuverfilmung von The Exorcist heraus. Was aber soll man der legendären Version William Friedkins, die so vieles über die Ängste der 1970er erzählt, hinzufügen? Seit Blade Runner 2049 reitet auch Denis Villeneuve die goldglänzende Nostalgiewelle. Doch während sein Blade Runner ein Affront gegen Ridley Scotts Meisterwerk von 1982 war, muss man für das Remake des trashigen Dune (David Lynch, 1984) den Hut vor ihm ziehen. Vielleicht können wir uns auf etwas einigen: Bitte profitiert nicht von dem, was eh super war, sondern nehmt die Flops und macht sie größer, besser, schöner! (RONDO, 9.3.2023)