Der Klassiker: Jan Hörl, Chiara Kreuzer, Stefan Kraft und Eva Pinkelnig (von links) bemühen sich um gute Miene zum bösen Ausgang des Mixed-Skispringens.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Teresa Stadlober hat Planica schon wieder verlassen und hofft, nach der Genesung wiederkehren zu können.

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Kombinierer Johannes Lamparter glaubt, von angeschlagenem Selbstvertrauen genesen zu sein.

Skispringerinnen und Skispringer, die ihre Enttäuschung nur mit Mühe verbergen, Langläuferinnen und Langläufer, die ihre Chance auf der großen Bühne nicht nützen können, dürfen oder wollen, zur Unzeit erkrankte Kombinierer – das mit begründeter Zuversicht zur nordischen WM nach Planica gereiste Team des Österreichischen Skiverbands (ÖSV) schaut zur Halbzeit in Teilen eher traurig aus der gut gebrandeten Wäsche.

Dabei ist die Ausbeute angesichts der Pleiten, des Pechs und der Pannen mit bisher je zweimal Silber und Bronze akzeptabel, ja "schon positiv", wie Mario Stecher, der sportliche Leiter für Sprunglauf und Kombination, sagte, ehe er ein "ganz okay" nachlegte. Es gab in der Vergangenheit nordische Events, nach denen sich der ÖSV für eine solche Endbilanz selbst anerkennend auf die Schulter geklopft hätte. Und auch bei der "Corona-WM" 2021 in Oberstdorf war zur Halbzeit nicht abzusehen, dass es im Medaillenspiegel zu Rang zwei hinter Norwegen reichen würde. Die Stimmung im Oberallgäu hellte allerdings das flotte Gold der Skispringerinnen im Teambewerb auf.

Die Skispringerinnen um die doppelt versilberte Weltcup-Führende Eva Pinkelnig sorgten bisher auch in Planica und damit auch im idyllischen ÖSV-Quartier oberhalb des Faaker Sees für die besten Momente. Dass Sara Marita Kramer, die dominierende Weltcupspringerin der vergangenen beiden Saisonen, noch nicht wie erhofft bei der WM den Turnaround schaffte, geriet da ein wenig aus dem Fokus. Sie hat noch leise Hoffnungen für den Großschanzenbewerb, muss sich im Training aber erst gegen die Teamkolleginnen durchsetzen.

Großer Hoffnungsbakken

Der große Bakken ist auch für die Männer um Stefan Kraft nach vierten Plätzen im Einzel und im Mixed von der Normalschanze der Rettungsanker. Die Springer von Coach Andreas Widhölzl beklagten sich mit Ausnahme des Debütanten Daniel Tschofenig nur verhalten über die schwierigen Bedingungen und die Performance der Jury in diesen beiden Springen. Der Verlockung, den Grund für die Medaillenlosigkeit im Pech zu finden, widerstanden auch sie nicht. Nur die Mixed-Niederlage war für das nach Nationencup deutlich zu favorisierende Team nicht zu relativieren.

Kraft wollte aus seinem zweiten Mixed-Sprung Energie für den nächsten Angriff auf seine 13. WM-Medaille ziehen, die ihn den bisherigen Rekordler Gregor Schlierenzauer endgültig überflügeln ließe. Einen ähnlichen Teilerfolg sieht Kombinierer Johannes Lamparter als Motivation. Seine Leistung im Mixed-Bewerb, in den er nur wegen der plötzlichen Erkrankung von Franz-Josef Rehrl gerutscht war, lässt den Großschanzenweltmeister die Enttäuschung über Rang elf im Kleinschanzenbewerb leichter hinter sich lassen. Ob Rehrl bei der WM noch einmal auf die Schanze und die Loipe gehen kann, ist offen. Am Sonntag fieberte er noch, Thomas Rettenegger wurde nachnominiert, schließlich fiel schon Mario Seidl krankheitshalber kurzfristig für die WM aus – eine empfindliche Schwächung für den noch ausstehenden Teambewerb.

Loipenleere

Keinerlei personelle Veränderungen zeitigte die Misere im österreichischen Langlauf, für den Alois Stadlober verantwortlich zeichnet. Heute stehen die zehn Kilometer der Frauen in der freien Technik auf dem Programm. Österreich ist nicht dabei. Teresa Stadlober ist krank und hat das Teamquartier in Tarvis verlassen. Die 17. des Skiathlons wird frühestens am Donnerstag zurückkehren, zwei Tage vor dem klassischen 30er mit Massenstart, für den sich Österreichs erste olympische Medaillengewinnerin Chancen auf einen Spitzenplatz ausgerechnet hatte. Lisa Unterweger verzichtet ebenfalls auf den Zehner, sie sei leicht verkühlt, ließ die Steirerin wissen, die unverhohlene Kritik an der angeblichen Bevorzugung von Spitzenläuferin Teresa Stadlober geübt hatte.

Dass sich Österreich der Chance begibt, junge Langläuferinnen bei einer WM Erfahrung sammeln zu lassen, ist verwunderlich. Ebenso, dass Staffeln überhaupt kein Thema mehr sind – manches ist durch den GAU der Dopingaffäre im Zusammenhang mit der Operation Aderlass 2019 erklärbar, manches nicht. Misserfolge werden relativ gelassen kommentiert – mit einer Ausnahme. Mika Vermeulen ging nach seinem schwachen Skiathlon fast schon brutal mit sich selbst ins Gericht. "Es gibt Tage, da verliert man, und es gibt Tage, da gewinnen die anderen", sagte der 23-Jährige, der in Norwegen lebt und trainiert. Das Bonmot steht quasi für Österreichs erste Woche in Planica.

Aber man könnte sich noch mit dem Unglück anderer trösten. Die nordische Nation Finnland, im ewigen Medaillenspiegel immer noch die Nummer drei, hält nach 13 von 24 Bewerben in Planica bei genau null Mal Gold, Silber und Bronze. (Analyse: Sigi Lützow aus Planica, 28.2.2023)