Auch für das Jahr 2023 ist der Vorstand der Erste Group zuversichtlich.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

Die starke Kreditnachfrage und das höhere Zinsniveau haben der Erste Group im Geschäftsjahr 2022 zu mehr Überschuss verholfen. Getragen wurde die Entwicklung vor allem von Firmenkunden, bei denen das Volumen um fast ein Fünftel zulegte. Im Privatkundensegment haben die Wohnfinanzierungen in Österreich nach einem starken ersten Halbjahr eine starke Eintrübung erfahren. Grund dafür sind für Konzernchef Willibald Cernko allerdings nicht nur die seit Sommer strengeren Vergaberichtlinien, die durch die sogenannte Kim-VO geregelt werden.

"Ich würde davor warnen, das alles der Kim-VO in die Schuhe zu schieben", sagte er am Dienstag bei der Präsentation des Jahresergebnisses. Auch die steigenden Zinsen und das unsichere wirtschaftliche Umfeld hätten zu dem Rückgang bei Immobilienfinanzierungen beigetragen. "Wir sind nicht zufrieden mit dem Ergebnis", sagt Cernko über die ab April geltende Aufweichung der Vergabekriterien, durch die es vor allem bei Zwischenfinanzierungen Erleichterungen gibt.

Neuevaluierung im Herbst

Der Erste-Chef spricht sich daher für eine Neuevaluierung im Herbst aus, da sich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, insbesondere Zins- und Inflationsniveau, geändert hätten. Fasst man diese Entwicklungen zusammen, handelt es sich für Cernko nämlich nicht mehr um "einen Markt, der heißgelaufen ist".

Ein Kreditwachstum wie in den vergangenen drei Jahren wird es dem Bankchef zufolge künftig wohl nicht mehr geben, aber eine Normalisierung, sobald sich die Menschen an das nunmehr höhere Zinsniveau gewöhnt hätten. Diesbezüglich erwartet Cernko eine weitere Anhebung des EZB-Leitzinssatzes von drei auf 3,75 Prozent. Wie es dann weitergehe, hänge von der Entwicklung der Inflation ab, für die Cernko ein Nachlassen auf sechs Prozent im Jahresschnitt 2023 erwartet, nach 8,6 Prozent im Vorjahr. "Wir sind wieder auf dem richtigen Pfad", sagt der Bankchef. Das zweiprozentige Inflationsziel der EZB werde aber wohl erst 2024 oder 2025 erreicht werden.

Höhere Ausschüttung

Insgesamt hat die Erste Group 2022 einen Gewinn von 2,16 Milliarden Euro erzielt, gegenüber dem Jahr zuvor entspricht das einer Steigerung um mehr als zwölf Prozent. Für heuer erwartet die Erste Group ein Nettokreditwachstum im mittleren einstelligen Bereich bei Risikokosten auf niedrigem Niveau.

Für die Aktionäre ist für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 1,90 Euro je Aktie geplant, nach 1,60 Euro im Jahr zuvor. Zusätzlich plant die Erste Group einen Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 300 Millionen Euro. Das entspricht etwa zwei Prozent des Marktwerts des Bankkonzerns von derzeit etwas mehr als 15 Milliarden Euro. (Alexander Hahn, 1.3.2023)