Ist das Display eingefahren, findet sein unterer Teil auf der Rückseite Verwendung.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Es hat eine Weile gedauert, aber nach ein paar Jahren Reifung am Markt sind Falthandys einigermaßen alltagstauglich geworden. Vorbei die Zeit der Kinderkrankheiten wie sich ablösende Displayschichten oder schnell verdreckende Scharniere.

Für elastische Bildschirme ist aber das Ende der Fahnenstange damit noch nicht erreicht. Verschiedene Unternehmen haben immer wieder auch aufrollbare Versionen angeteasert. Lenovo hat zum Mobile World Congress nun Prototypen eines Smartphones und eines Laptops mitgebracht. DER STANDARD hat die Gelegenheit für einen näheren Blick darauf genutzt.

Ein Display, das wachsen kann

Genutzt werden, wie bei Faltgeräten, kunststoffbasierte OLED-Panels. Das Smartphone, das im Namen des Tochterunternehmens Motorola das Comeback des altehrwürdigen Rizr-Modells einläutet, bietet standardmäßig eine Displaydiagonale von fünf Zoll auf der Vorderseite. Ein weiterer Ausschnitt des Bildschirms ist auf der Rückseite zu sehen. Dort wird das Display genutzt, um etwa auf die Schnelle die Zeit anzuzeigen oder Selfies mit der Hauptkamera zu machen.

Der Ausfahrmechanismus beim Smartphone-Prototypen in Aktion (Einbindung via postimages.org)

Benötigt man mehr Platz auf der Vorderseite, etwa um ein Video im Vollbild anzusehen, wird das Display nach oben gezogen und dabei über eine Rolle in der Unterseite des Gerätes geführt. Der rückseitige Bildschirmausschnitt verschwindet, dafür wächst der Bildschirm auf der Vorderseite auf 6,5 Zoll mit 16:9-Format.

Der Mechanismus zum Aus- und Einfahren des Bildschirms lässt sich entweder per Knopfdruck auslösen oder automatisch, wenn man zum Beispiel bei einem laufenden Video auf einer Plattform wie Youtube durch seitliches Neigen des Geräts ins Vollbild wechselt. Dieses Feature, so erklärte man dem STANDARD während eines Hands-ons, ist in das Android-Betriebssystem des Handys integriert und muss nicht von App-Entwicklern gesondert implementiert werden.

Aus 12,7 Zoll werden ...
Foto: DER STANDARD/Pichler

Alternative zu portablem Zweitdisplay

Ähnlich ist dies auch beim Demo-Laptop umgesetzt. Dieser kann seine Bildschirmdiagonale von 12,7 Zoll im 4:3-Format auf 15,3 Zoll und 16:9 erweitern. Somit lassen sich hochformatige Videos besser ansehen, aber – um bei praktischeren Einsatzzwecken zu bleiben – genauso das Arbeiten mit mehreren Fenstern erleichtern. Hier könnte diese Technologie potenziell eine Alternative zur Anschaffung eines portablen Zweitdisplays bieten.

Die Umsetzung wirkte bei den beiden Prototypen bereits recht ausgereift. Trotz der notwendigen Mechanik war das Smartphone nicht wesentlich dicker, als man es von "normalen" Handys kennt. Das Ausfahren dauert allerdings einige Sekunden und ist deutlich hörbar.

... bei Bedarf 15,3 Zoll.
Foto: DER STANDARD/Pichler

Genauere technische Angaben, etwa zur Auswirkung auf die Akkulaufzeit, will Lenovo gegenwärtig nicht machen. Man betont aber, dass man noch ein paar Hürden zu nehmen hat. Schätzungen darüber, wann ein Next-Gen-Rizr oder Notebook mit Display-Erweiterungsmöglichkeit den Markt erreichen könnte, gibt man ebenfalls noch nicht ab. (gpi, 1.3.23)