Wie sieht der ideale Arbeitsmensch für Unternehmen und soziale Sicherungssysteme auf dem Reißbrett aus? Durchgängig arbeitend, selten krank, immer voll leistungsbereit. Die Wirklichkeit ist komplexer. Und menschlicher. Weder wird der Gewerkschaftsbund mit seiner Forderung nach genereller Arbeitszeitverkürzung für alle in allen Branchen den einen neuen Arbeitsmenschen entwerfen können, noch wird der Arbeitsminister jene mit Zwang optimieren, die ihr Leben nicht nach maximaler Hingabe an einen Job und eine Firma ausrichten wollen – oder müssen.

Ein lineares Jobleben? Das ist Vergangenheit.
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Die aktuelle interministerielle Taskforce im Arbeitsministerium forscht in einem großen Spannungsfeld mit enorm heterogenen Lebenswirklichkeiten nach – auftragsgemäß – mehr Arbeitsstunden. In der Teilzeitdebatte geht es aber nicht nur um Kleinigkeiten bei Abgaben, Steuern und Förderungen zwecks Anreiz für Mehrarbeit, sondern um große Fragen: zeitgemäße Regelwerke, vor allem im Arbeitsrecht, für eine neue Balance von Freiheit und Schutz, von Pflichten und Chancen.

Denn die Wirklichkeit hat Regelwerke schon überholt und dabei vielfach Graubereiche erschaffen. Eine einzige Ausbildung, eine Vollzeitarbeitsstelle, eine Pension, ein Arbeitsort, ein lineares, ununterbrochenes Jobleben: Das gibt es kaum mehr. Menschen leben Patchwork und setzen sich individuell Mosaike zusammen. Ein Modell für alle, das ist vorbei. (Karin Bauer, 28.2.2023)