Volkswagen entschuldigte sich für den Vorfall und gab einem Drittanbieter die Schuld.

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Die Autoindustrie hat nun schon seit einiger Zeit Abo-Modelle für sich entdeckt. So werden bei BMW eigentlich im Auto vorhandene Funktionen wie die Sitzheizung hinter einer Paywall versteckt. Wer ein Abo hat, dessen Mercedes beschleunigt in Zukunft schneller, oder der Tesla erhält seine volle Batteriekapazität. Dass Navigationssysteme erst mit einem gültigen Abo ihren Dienst versehen, ist mittlerweile eher die Regel als die Ausnahme.

Welche Folgen das haben kann, vor allem, wenn sich der Autohersteller unkooperativ gibt, beweist ein Fall aus den USA. Hier weigerte sich VW die GPS-Ortung eine Autos freizuschalten, obwohl ein zweijähriges Kind entführt worden war.

Wie die Polizei von Lake County im US-Bundesstaat Illinois bekanntgab, wurde eine 34-jährige Frau vor ihrem Zuhause von einem unbekannten Täter überfallen. Der Angreifer schlug die Frau nieder und stahl ihr Auto, einen VW Atlas. Auf der Flucht überrollte der Angreifer die Mutter eines zweijährigen Kindes und verletzte sie schwer. Die Frau schaffte es noch einen Notruf abzusetzen, als der Täter mit dem Auto und dem Kind auf dem Rücksitz davonfuhr.

Volkswagen besteht auf Zahlung der Abogebühr

Die Polizei leitete sofort eine Alarmfahndung ein und kontaktierte den Service von Volkswagen mit der Bitte, das gestohlene Fahrzeug mit dem Kleinkind darin zu orten. Doch der Autokonzern weigerte sich, denn das Abo für den Car-Net genannten Dienst war abgelaufen. Leider habe es dabei eine Verzögerung gegeben, teilte die Polizei mit, "da Volkswagen-Car-Net das Fahrzeug mit dem entführten Kind nicht verfolgen wollten, bis sie die Zahlung für die Reaktivierung des Ortungsgeräts in dem gestohlenen Volkswagen erhalten hatten".

Laut dem leitenden Ermittler Deputy Chief Christopher Covell half es auch nichts, als der zuständige Beamte die Person bei der Hotline regelrecht "anflehte", den Dienst freizuschalten, weil es "extrem dringende Umstände" gebe. Doch der Polizist blieb erfolglos. Erst als der Beamte seine private Kreditkarte zückte und 150 Dollar bezahlte, wurde der Dienst freigeschaltet. Besonders ärgerlich: In der Zwischenzeit hatte die Polizei das Auto durch ganz "klassische" Methoden gefunden. Die ganze Verhandlung mit Car-Net und die anschließende Zahlung durch den Polizisten habe insgesamt eine halbe Stunde gedauert.

VW gibt Drittanbieter die Schuld

Volkswagen gab in einer Stellungnahme einem Drittanbieter die Schuld für die Verzögerung. Es handle sich um einen "schwerwiegenden Verstoß" gegen die Verfahren hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Behörden. "Volkswagen hat mit einem Drittanbieter für Car-Net Support Services ein Verfahren für Notfallanfragen von Strafverfolgungsbehörden eingerichtet. Dieses Verfahren wurde bei früheren Vorfällen erfolgreich angewandt. Leider gab es in diesem Fall einen schwerwiegenden Verstoß gegen das Verfahren. Wir sprechen die Situation mit den beteiligten Parteien an", teilte der Autokonzern gegenüber "Ars Technica" mit.

Ford fährt davon, wenn die Raten nicht bezahlt werden

Mit einem selbstfahrenden Auto von Ford wäre das alles vermutlich nicht passiert. Der US-Autobauer hat sich jetzt eine Methode zur "Wiederinbesitznahme" des Fahrzeugs patentieren lassen, wie "Winfuture" berichtet. Damit soll es möglich sein, Kundinnen oder der Kunden Funktionen zu entziehen, wenn sie mit Zahlungen in Rückstand geraten. Zum Beispiel könnte man die Klimaanlage deaktivieren oder den Motor drosseln. Im Extremfall könnte das Auto sogar selbstständig davonfahren – etwa zum Sammelplatz einer Bank, wo es auch bleibt, bis die Schulden beglichen sind. (pez, 1.3.2023)