28 Plätze stehen für Mädchen und junge Frauen zur Verfügung.

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Wenn Frauen von Gewalt bedroht oder Opfer von Misshandlungen werden, bieten Frauenhäuser oft die letzte Zuflucht. Dort werden ihnen und ihren Kindern Schutz, Unterstützung sowie eine Wohnmöglichkeit geboten. Um dem Bedarf gerecht zu werden, wurde Ende 2022 das fünfte Wiener Frauenhaus eröffnet, das sich mit 28 Plätzen speziell an junge Frauen zwischen 16 und 25 Jahren richtet. "Die Frauen kommen aus den unterschiedlichsten Verhältnissen", sagte Andrea Brem, Geschäftsführerin des Vereins Wiener Frauenhäuser, am Mittwoch bei einem Hintergrundgespräch. Zum Teil seien sie von ihrem Partner kontrolliert worden, zum Teil seien sie verwahrlost. Bei vielen Frauen gehe es gar um Leben und Tod, ergänzte Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál (SPÖ). 2022 fanden insgesamt 624 Frauen und 640 Kinder in den Wiener Frauenhäusern Schutz.

Angebot für junge Frauen ausgebaut

Anfang des Jahres konnten bereits die ersten Frauen in das neue Haus einziehen. "Mädchen und junge Frauen haben andere Bedürfnisse als ältere", betonte Brem. Sie würden mehr Zuwendung und Begleitung in der Alltagsbewältigung brauchen. Zudem wird mit ihnen etwa über den Umgang mit Geld und sozialen Medien gesprochen. "Auch das Körperbewusstsein ist ein wichtiges Thema. Manche Frauen haben zusätzlich noch mit Essstörungen zu kämpfen", sagte Brem. Vielen jungen Frauen sei ihre Gefährdungssituation aber gar nicht bewusst, weshalb es auch hier intensiverer Arbeit bedarf. Wo sich die Frauenhäuser mit insgesamt 228 Plätzen in Wien genau befinden, wird nicht kommuniziert, um die Frauen zu schützen. Die meisten Betroffenen bleiben 14 Tage, manche Frauen verbringen aber auch bis zu sechs Monate oder länger in einer der Einrichtungen.

Wirtschaftliche Selbstständigkeit wichtig

Damit sich Frauen aus der Gewaltspirale befreien können, sei Gleichstellungspolitik das beste Mittel, sagte Martina Ludwig-Faymann, SPÖ-Gemeinderätin und Vorsitzende des Vereins Wiener Frauenhäuser. So hätte fast jede dritte Frau, die im vergangenen Jahr Zuflucht in einem der fünf Frauenhäuser gesucht hat, über kein eigenes Einkommen verfügt. Um gewaltbetroffene Frauen auf dem Weg in die ökonomische Selbstständigkeit bestmöglich zu unterstützen, wurde ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem AMS Wien ins Leben gerufen. Seit November werden 29 Frauen über ihre beruflichen Möglichkeiten beraten. Auch nachdem die Frauen bereits einen Job gefunden haben, geht die Betreuung weiter: "Eine Nachbetreuung ist wichtig, damit die Frauen nicht wieder abbrechen", sagte Petra Draxl, Geschäftsführerin des AMS Wien.

Nicht auf die Kinder vergessen

Doch nicht nur Frauen jeden Alters brauchen besondere Betreuung, auch ihre Kinder: "Wir haben eigene Mitarbeiterinnen, die sich nur um sie kümmern und sich ihrer annehmen", sagte Ludwig-Faymann. Bei den Buben kümmert sich die Männerberatung darum: Diese nimmt sich der Buben ab fünf Jahren an. In eigenen "Buben-Gruppen" wird versucht, durch Spiele die Gewalterfahrungen aufzuarbeiten und ihnen eine positive männliche Bezugsperson zu bieten. (Sophie Mooseder, 1.3.2023)