Let’s go. Für die zwei Burschen läuft das Vorstellungsgespräch – "fresh". Die Jobs, für die sie sich bei McDonald’s bewerben, haben sie zumindest im Werbevideo des Fastfoodriesen in der Tasche. "Fresh" findet das auch der dynamische junge Mann, der sie rekrutiert. Österreichweit hat die Kette mehr als tausend Stellen ausgeschrieben. Das ist viel, aber es war schon einmal schlimmer, heißt es im Konzern. Man muss sich anstrengen, um Leute zu finden, und leidet unter den gleichen Problemen wie die gesamte Gastronomie. Viele haben sich während der Pandemie umorientiert. Der zuletzt im Dezember publizierte Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes wies für die Gastronomie und die Freizeitbranche knapp 24.000 offene Stellen aus.

Zeichen der Zeit

Hört man sich in der Branche um, heißt es, viele Betriebe hätten die Zeichen der Zeit erkannt und die Arbeitsbedingungen verbessert. Dagmar Andree von der Arbeiterkammer Oberösterreich will das so nicht bestätigen. Es seien einzelne Betriebe, die sich um ihre Mitarbeiter bemühen. "Das sind auch die, die Personal finden." Im Großen und Ganzen liege weiterhin viel im Argen. Doch immerhin: Bei den Lohnverhandlungen mit einem durchschnittlichen Plus von 9,3 Prozent hätte sich etwas bewegt. Tatsächlich gab es in vielen Branchen zuletzt auch einen überproportionalen Anstieg der Lehrlingseinkommen – auch in der Gastronomie. Man kann es auch als Signal deuten, dass sich der Wind dreht.

"Friends welcome", der Fastfoodriese McDonald's will Freunde und Freundinnen ansprechen und sucht österreichweit tausend Leute.
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Abseits der politischen Diskussionen – Stichwort Teilzeit weniger attraktiv machen – scheint auch so manches Unternehmen seine Lektion gelernt zu haben. Der Salzburger Kranbauer Palfinger hat in Nordamerika in Automatisierung investiert, um dem dortigen Mitarbeitermangel zu begegnen. In Österreich findet man derzeit ausreichend Beschäftigte. Betonung auf derzeit, sagte Unternehmenschef Andreas Klausner jüngst. Im Hinblick auf die demografische Entwicklung müsse man sich einiges überlegen. Viele wollen weniger arbeiten, dazu komme die Schwierigkeit, Mitarbeiter für den Schichtdienst zu begeistern. Eine der Initiativen, die Palfinger gestartet hat: Am Campus am Praterstern in Wien hat man seit Ende des Vorjahres auch einen Standort, der etwa für Menschen aus Bratislava gut öffentlich erreichbar ist.

Schwierige Suche auf dem Land

Ostösterreich und der urbane Raum an sich seien auch für McDonald’s ein einfacheres Pflaster, was Personalsuche betrifft, meint Personaldirektorin Karin Probst. In Westösterreich und im ländlichen Raum sei es schwieriger, offene Stellen zu besetzen. Die Kampagne "Friends welcome" habe man sich überlegt, weil Umfragen zeigten, dass es für junge Leute wichtig sei, Zeit mit Freunden und Freundinnen zu verbringen – auch im beruflichen Umfeld. Wer sich gemeinsam bewirbt, kann auch gemeinsam mit Freund oder Freundin arbeiten. Die Kampagne habe jedenfalls eingeschlagen, so Probst. Die Zahl der Bewerbungen sei in den letzten Monaten um rund ein Fünftel gestiegen.

Die Arbeitslosigkeit ist auch im Februar gesunken – nun wird eine Trendumkehr erwartet.
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Merklich gesunken ist hingegen im Februar die Zahl der offenen Stellen – um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die schwächelnde Konjunktur macht sich bemerkbar. Das spüren auch die Jungen. Die Zahl der unter 25-Jährigen ohne Job ist um 4,1 Prozent gestiegen. Dennoch zeigte sich Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) erfreut über die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Derzeit sind rund 369.000 Menschen beim AMS arbeitslos gemeldet oder in Schulung, die Arbeitslosenquote (6,8 Prozent) sei "die niedrigste seit 2008".

Trendumkehr erwartet

Eine erste Trendumkehr könnte sich schon in diesem Monat ergeben. "Ich vermute, dass Ende März der Rückgang der Gesamtarbeitslosigkeit sein vorläufiges Ende findet. Die Prognosen verkünden einen leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit für heuer und bereits 2024 wieder einen Rückgang. Das wäre ja fein, der Fachkräftemangel wird uns damit aber erhalten bleiben", schätzte AMS-Chef Johannes Kopf die Lage ein.

Positiv bereits im Februar zu vermerken: Die Zahl der älteren (50 plus) Arbeitslosen ist um gut 7:200 oder 6,4 Prozent gesunken. Ein Unternehmen, das auch auf diese Gruppe setzt, ist die Elektronikkette Hartlauer. Vor allem bei der Konsultation in Sachen Hörgeräte und Brillen komme es bei einer betagteren Kundschaft gut an, "auf Augenhöhe" beraten zu werden, heißt es. So würden etwa Ältere im zweiten Bildungsweg in der hauseigenen Akademie zu Optikfachleuten ausgebildet. "Fresh" genug, um ausreichend Personal zu finden, ist das noch nicht, meint Prokurist Bernhard Arbeiter: "Nach wie vor haben wir einen echten Arbeitskräftemangel – von Fachkräften möchte ich dabei gar nicht reden." (Regina Bruckner, 2.3.2023)

Anmerkung: Palfinger hat seinen Standort in Wien am Austria Campus und nicht wie ursprünglich im Artikel angegeben am Campus 21.